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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Während der Feiertage fing es auf einmal an, komische Geräusche zu machen; ich habe es heute Morgen weggebracht und bekomme es erst morgen zurück.«
    »Wenn Sie möchten, kann ich Sie auch nach Hause fahren.«
    »Oh, ich will Ihnen keine Umstände machen.«
    Marc war sich sicher, dass sie auf sein Angebot gehofft hatte, wusste aber nicht recht, ob es daran lag, dass sie seine Gesellschaft schätzte, oder daran, dass sie keine Lust hatte, im Dunkeln auf den Bus zu warten. Falls überhaupt einer kam - im öffentlichen Nahverkehr war im ganzen Land der Rotstift angesetzt worden. Kein Wunder, dass die Straßen an Lkws und Autos fast erstickten.
    »Kein Problem. Kendal ist kein großer Umweg für mich.«
    »Gut, vielen Dank! In fünf Minuten also?«
    Als die Tür sich schloss, kribbelte es ihm im Rücken. Nicht, dass er vorhätte, sich schlecht zu benehmen - natürlich nicht. Nichts lag ihm ferner.
    »Hätten Sie Lust, irgendwo auf die Schnelle ein Glas zu trinken?«, fragte Marc.
    Er spürte Cassies Blick warm auf seinen Wangen, hielt die Augen aber auf die dunkle Straße vor ihm gerichtet. Wenige Hundert Meter voraus befand sich ein kleiner, aus grauem Stein gebauter Pub. Er stand mutterseelenallein inmitten von Wäldern und Feldern und hatte sich auf die Versorgung der Bauern in der Umgebung spezialisiert. Der winzige Parkplatz schien immer voller Müll zu sein, und bisher war er noch nie auf die Idee gekommen, sein Feierabendbier ausgerechnet hier zu genießen. Andererseits würde er an diesem Ort wohl kaum jemandem über den Weg laufen, den er kannte. Obwohl weder er noch Cassie etwas zu verbergen hatten; schließlich hatten sie nichts Unrechtes vor.
    »Müssen Sie nicht nach Hause?«
    »Auf eine halbe Stunde kommt es nun wirklich nicht an.«
    »Ihre Lebensgefährtin arbeitet sicher bis spät in die Nacht.«
    Eine Erinnerung daran, dass Marc in festen Händen war. Cassie wusste von Hannah und auch, dass sie Polizistin war.
    »Leider ja.« Nach einer weiteren Kurve kam der Pub in Sicht. »Wenn Sie es natürlich eilig haben ...«
    »Ich habe es kein bisschen eilig.«
    Marc bog von der Straße auf den leeren Parkplatz ab. An der Außenwand des Pubs hing ein Schild mit der Aufschrift: Zu vermieten. Die Fenster der oberen Etage waren zerbrochen. Zwar graupelte es nicht mehr, doch es war ein Abend, an dem man im Haus blieb.
    »Was möchten Sie trinken?«
    »Bitte einen Whisky.« Sie zitterte theatralisch. »Ich brauche etwas zum Aufwärmen.«
    Der Wirt sah aus wie eine wandelnde Leiche in einer fadenscheinigen Jacke; seine falschen Zähne klapperten, während er Bier zapfte. Viele Gaststätten im Lake District hatten sich zu Gourmetrestaurants gemausert, doch alles, was The Old Soldier zu bieten hatte, war eine verstaubte Vitrine, in der ein paar graue Würstchen und eine kornische Pastete lagen. Marc vermutete, dass die Gäste, die sich weder vom Rauchverbot noch von dem starken Geruch nach Desinfektionsmitteln hatten vertreiben lassen, letztlich die Flucht vor den langen, tödlich langweiligen Monologen des Wirtes ergriffen hatten. Ein handgeschriebenes Schild an der Wand wies auf die Happy Hour hin. Auch wenn dem Wirt die Gäste ziemlich egal waren, schien er einen Sinn für Humor zu besitzen. Bier und Chips kosteten nur die Hälfte, doch außer ihnen war keine Menschenseele zu sehen.
    »Nicht viel los, was?«
    Der Wirt zuckte die Schultern. »Wie immer. Ende des Monats bin ich hier raus. Die Brauerei verkauft das Haus.«
    Vor langer Zeit mochte dieser Pub einmal eine verschwitzte und verrauchte Bude gewesen sein, wie Tausende andere im Land, wo man sich nach einem langen Arbeitstag traf, um Domino oder Darts zu spielen. Doch die jungen Leute kamen heutzutage nicht mehr ohne Karaoke-Geräte und Fußball im Satellitenfernseher aus. Die Kids von heute kauften ihren Alk im Supermarkt, dröhnten sich mit billigem Stella Artois zu und schlugen sich dann im nächstgelegenen Dorf oder Shoppingcenter die Zähne ein.
    Zumindest hatten Marc und Cassie auf diese Weise die Bar für sich allein. Schnell war eine halbe Stunde vorbei. Marc redete fast die ganze Zeit. Cassies Augen glänzten in der Schummerbeleuchtung; möglich, dass es an Marcs geistsprühender Konversation lag, aber vielleicht hatte auch der Tumbler mit unverdünntem Glenfiddich etwas damit zu tun.
    Sie fragte ihn nach dem neuen Haus in Ambleside, und er brachte sie mit einem Bericht seiner sowohl linkischen als auch fruchtlosen Do-it-yourself-Versuche zum Lachen.

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