Zu Staub Und Asche
kühlen Lächeln.
»Wenn Sie mir einen Kaffee ausgeben, verspreche ich, ihn nicht über ihren Kopf zu kippen.«
Marc atmete aus.
»Hallo, Wanda.«
***
Mrs Beveridge brachte Kaffee, einen Teller mit Scones und blieb am Tisch stehen, um Wanda Saffell in ein Gespräch zu verwickeln. Wanda jedoch hielt nichts von Small Talk; schließlich gab die Chefin des Cafés klein bei und zog sich in ihre Küche zurück.
Wanda beobachtete ihren Rückzug. »Bestimmt vermissen Sie Leigh.«
Marc runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Wanda war so verdammt provokativ. Seine Affäre mit Leigh lag Jahre zurück - lange bevor sie angefangen hatte, für ihn zu arbeiten. Er mochte es nicht, wenn jemand sich falsche Vorstellungen über ihre Beziehung machte. Sie war rein geschäftlicher Natur.
»Ich dachte, Sie würden sich vielleicht gern meine neueste Produktion ansehen.« Sie öffnete den Reißverschluss der Tasche und holte einen schmalen roten Schuber hervor. »Ich wäre natürlich sehr froh, wenn sie ein paar davon in Kommission nehmen könnten.«
Sie zog ein kleines Buch aus dem Schuber. Es war in Papyrus gebunden und mit Bast geheftet.
» Voilà!«
Marc hatte noch nicht oft gesehen, dass Wanda Freude zeigte; ihr scheinbar natürlicher, üblicher Gesichtsausdruck war eine Art kühle Missbilligung. Sie musste sehr stolz auf ihr Werk sein. Marc griff vorsichtig mit den Fingerspitzen nach dem Buch und begutachtete die Titelseite.
»Leuchtende Schwingungen?«
»Wissen Sie nicht, woher das Zitat stammt?«
Marc schüttelte den Kopf.
»Von Thomas de Quincey über Dorothy Wordsworth. Er beschreibt ihre Energie und ihre Art, ihre Umgebung sozusagen in Licht zu tauchen. Klar, er war scharf auf sie. Die Ärmste war zwar nicht hübsch, aber dafür voller angestauter Leidenschaft. Nachdem William geheiratet hatte, verlor sie den Verstand. In diesem Büchlein hier versetzt sich der Dichter in die Person de Quinceys, der sich darauf vorbereitet, Dorothy zu verführen.«
»Hat er wenigstens Erfolg?«
Wanda lächelte. »Und ob. In den Versen geht es um nichts als Lust. Von wegen Herzchen und Blümchen! Nicht einmal Narzissen kommen vor. Wenn Sie die Gedichte lesen, verstehen Sie, warum Dorothy hysterisch wurde. Mit ihrem Bruder hat es jedenfalls nichts zu tun. Das ganze Buch ist ziemlich düster und verstörend. Ich kann verstehen, warum es in London keinen Verleger gefunden hat. Aber ich finde den Autor einfach bewundernswert.«
Marc warf einen Blick auf den Namen.
»Nathan Clare?«
»Ich dachte, Sie könnten vielleicht ein paar Exemplare auf die Ladentheke legen.«
»Nun ...«
»Selbstverständlich nur in Kommission. Etwas anderes erwarte ich gar nicht. Ich habe übrigens auch ein Poster. Wenn es Ihnen nichts ausmacht ...«
Marc blätterte das schmale Bändchen durch. Die einzelnen Gedichte waren mit Holzschnitten voneinander getrennt, die hart an Pornografie grenzten. Gespreizte Gliedmaßen, eng verschlungene Paare. Er las einen Vers eines Gedichtes namens »Über uns hinaus«.
»Harter Tobak!«
»Wie ich bereits sagte. Aber Nathan ist sehr talentiert.«
Marc berührte die Bindung. »Ganz abgesehen vom Inhalt haben Sie ein wunderschönes Buch daraus gemacht.«
»Beurteilen Sie ein Buch etwa nach dem Einband?«
»Viele Leute tun das.«
»Ich wollte einen Einband schaffen, der im Gegensatz zum Inhalt steht.«
Marc schlug das Büchlein erneut auf und fand das Bildnis einer neu erfundenen Dorothy, die ihrem teuflischen Liebhaber mit grimmiger Energie Genuss verschaffte.
»Lassen Sie mir sechs Stück da.«
»Sie sind großartig!« Wanda zögerte. »Eigentlich schulde ich Ihnen noch eine Entschuldigung. Ich hätte Sie am Silvesterabend beinahe von der Straße gekegelt.«
»Es war wirklich ganz schön gefährlich«, murmelte Marc. »Hannah saß am Steuer.«
»Ah, die Frau Detective Chief Inspector.« Wanda trank einen Schluck Kaffee. »Ich hätte wirklich vorsichtiger sein müssen, aber ich war absolut nicht in Form.«
»Das dachte ich mir.«
»Ich habe keine Ahnung, warum ich überhaupt gekommen bin. Stuart Wagg meinte, er sähe es nicht gern, wenn ich zum Jahreswechsel alleine wäre. Er sagte, ich könne mich nicht mein Leben lang verstecken. Ich hätte nicht auf ihn hören sollen. Er hat mich nur als Ausstellungsstück benutzt. Die Witwe seines toten Rivalen.«
»Rivale?«
»Als Büchersammler.« Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Was dachten Sie denn?«
»Natürlich!«
»Er und George lagen seit Jahren im
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