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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Noch nicht einmal die Bücherregale hatte er selbst gemacht: Angesichts der großen Zahl und des Gewichtes dieser Bücher hatte er diese Aufgabe in die Hände eines geschickten Fachmanns gelegt. Er hatte sogar überprüfen lassen müssen, ob der Fußboden im ersten Stock dem Gewicht der Bücher standhalten konnte oder ob man ihn verstärken musste. Doch auch das wäre es wert gewesen. Das Haus lag unmittelbar an den Bergen, und man konnte bis zum Schlangenturm laufen, ohne in Schweiß zu geraten.
    »Das ist ein ehemaliges Lustschloss, nicht wahr?«
    »Kennen Sie es?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nur darüber gelesen. Wandern ist nicht so ganz mein Ding.«
    »Der Aufstieg ist ganz einfach. Wenn Sie möchten, zeige ich es Ihnen gern einmal.« Er zögerte. Es sollte keinesfalls nach Anmache klingen. »Kommen Sie doch einfach mal samstags zum Mittagessen; danach könnten wir einen Spaziergang in die Berge machen.«
    »Das wäre wirklich nett.« Sie lächelte. »Man übersieht viel zu oft die Dinge, die in unmittelbarer Nähe liegen.«
    »An Silvester sind Hannah und ich bis zum Schlangenweiher gelaufen. Leider mussten wir umkehren, bevor der Nebel zu dicht wurde.«
    »Der Schlangenweiher.« Cassie runzelte die Stirn und leerte den Tumbler mit einem Schluck. »Den Namen habe ich schon einmal gehört.«
    »Es ist ein schmaler Teich, von dem manche Leute behaupten, er sei geformt wie eine Schlange.« Marc verzog das Gesicht. »Das Lustschloss liegt ein Stück höher den Berg hinauf und bietet eine viel bessere Aussicht. Der Weiher ist nicht einmal groß genug, dass man ihn als See bezeichnen könnte.«
    Cassie antwortete nicht, sondern schien sich zu wünschen, dass er einfach immer weitersprach.
    »Vor einigen Jahren ist dort eine Frau ertrunken.«
    »Wieso?«
    »Keine Ahnung. Ich kenne die Geschichte nicht.« Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber er hatte keine Lust, über Bethany Friend zu reden. »Da müssen Sie Hannah fragen.«
    »Sie kommt nur selten in den Laden.«
    »Ab und zu lässt sie sich blicken. Aber sie arbeitet schließlich auch viel.«
    »Die Arbeitszeiten als Kriminalistin in Führungsposition müssen ganz schon heftig sein.«
    »Oh ja, manchmal ist es ... ganz schön schwierig.«
    Ihre Augen trafen sich kurz, dann schaute Cassie auf die Uhr.
    »Ich glaube, wir sollten gehen.«
    Den Rest der Strecke legten sie mehr oder weniger schweigend zurück. Cassies Wohnung befand sich in einer ruhigen Seitenstraße über den vernagelten Räumen einer ehemaligen Postagentur, die den Sparmaßnahmen der Regierung zum Opfer gefallen war. In ganz Cumbria wurden auf diese Weise Verbindungen gekappt, die früher Gemeinden zusammengehalten hatten. Pubs, Bibliotheken, Postämter und Grundschulen wurden geschlossen. Das traditionelle Dorfleben verblasste wie die Inschriften auf den Grabsteinen der alten Kirchhöfe. In seinen pessimistischeren Zeiten fragte sich Marc, ob die Leute vielleicht eines Tages nur noch über Blogs oder Chatrooms im Internet miteinander kommunizieren würden.
    Er parkte vor dem Haus. Es war ein dreistöckiges Gebäude abseits der Straße Kirkland, das man in Einzimmerappartements umfunktioniert hatte. Würde sie ihn zu einem Kaffee einladen? Und wenn sie es tat, würde er akzeptieren?
    »Vielen Dank«, sagte sie. »Es wäre wirklich nicht angenehm gewesen, auf den Bus zu warten und dann in die Stadt zu holpern.«
    »Gerne wieder.«
    »Seien Sie vorsichtig! Sie wollen doch sicher nicht, dass ich Ihre Gutmütigkeit ausnutze.«
    Er erwiderte ihr Lächeln. »Das würden Sie sicher nie tun.«
    »Sie wissen nicht viel über mich.«
    Als er versucht hatte, mehr über ihr Leben außerhalb des Geschäftes zu erfahren, hatte sie seine versteckt gestellten Fragen gut pariert. Über ihren Freund wusste er nicht mehr, als dass er in Grasmere lebte. Vielleicht gab es ihn auch nicht wirklich, sondern er diente nur als Entschuldigung bei unerwünschten Verwicklungen wie Stuart Waggs Party oder der Aufmerksamkeit eines Chefs, der sich in einer festen Beziehung befand.
    »Kommt Zeit, kommt Rat.«
    Sie legte die Hand auf den Türgriff. Er fragte sich, ob sie ihn vielleicht auf die Wange küssen würde - wenn es allerdings so war, hatte sie ganz sicher Hintergedanken. Sie öffnete die Tür, sprang hinaus auf den Bürgersteig, steckte aber dann noch einmal den Kopf in den Wagen.
    »Gute Nacht, Marc.«
    Er machte eine Kopfbewegung auf das Haus zu. »Praktisch. Ziemlich nah am Stadtzentrum.«
    »Die

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