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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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bedeutete noch lange nicht, dass die Fakten nicht stimmten. Immerhin hatte Marc weiter mit Leigh Moffat herumgetändelt, als er und Hannah bereits zusammen waren. Wenn aber eine Affäre mit einer Angestellten schieflief, war es durchaus möglich, dass sich Schwierigkeiten ergaben. Die junge Frau könnte zum Beispiel drohen, ihren Chef wegen sexueller Belästigung anzuzeigen.
    Hungrig, frierend und mit Tränen in den Augen lehnte sich Hannah über die Umzäunung und starrte in den Wasserfall hinunter. Ein älteres Paar ging an ihr vorbei und musterte sie beunruhigt. Doch Hannah hatte nicht vor, sich in den Abgrund zu stürzen. Sie wollte nur die Augen nicht mehr vor Fragen verschließen, die sie nicht länger unter den Teppich kehren konnte.
    War der Mann, den sie seit Jahren liebte, fähig, Bethany Friend zu fesseln und sie hilflos im Schlangenweiher ertrinken zu lassen?
    Auf dem Rückweg kam sie an einem Geschäft vorbei, das mit Rabatten lockte, und kaufte sich neue Schuhe. Und zwar gleich drei Paar. Einkaufen als Therapie war immer noch das beste Mittel gegen Stress, zumal Hannah nicht davon ausgehen konnte, in näherer Zukunft gemeinsam mit Marc eine Flasche Wein zu öffnen. Die alten, matschverkrusteten Schuhe stopfte sie in eine Mülltüte. Wie schön wäre es, wenn man alles, was im Leben falschlief, ebenso leicht entsorgen könnte!
    Sie war noch keine zwei Minuten im Büro, als sie sich bereits dabei ertappte, eine junge Aushilfe anzuschreien, die sich beim Fotokopieren vertan hatte. Das Mädchen war sichtbar vor den Kopf gestoßen, und Hannah entschuldigte sich, innerlich fluchend. Es ging einfach nicht an, dass sie ihre schlechte Laune an Untergebenen ausließ - so nachlässig sie auch arbeiten mochten! Nein, nein, nein!
    Erleichtert registrierte Hannah, dass Fern nicht im Haus war. Sie hätte nur ungern über ihr Gespräch mit Wanda berichtet, ohne vorher mit Marc zu reden. Doch kaum hatte sie ihr Büro betreten und die Tür zum Schutz gegen unerwünschte Unterbrechungen vernehmlich zugeknallt, als sie auch schon wieder aufgerissen wurde. Maggie sprang ins Zimmer wie ein fröhliches Hündchen, das sich auf seinen Spaziergang freut.
    »Alles okay, Chefin?«
    »Was ist? Hat Ihr Anliegen nicht noch Zeit? Ich habe zu tun.«
    Maggies Eifer wurde ausgebremst. Vorwurfsvoll blickte sie auf Hannahs noch nicht eingeschalteten Bildschirm.
    »Ich dachte, es würde Sie interessieren.«
    Bitte gib mir Kraft!
    »Nun gut, dann schießen Sie mal los.«
    »Dreimal dürfen Sie raten, was passiert ist.«
    Beinahe hätte Hannah sie angeblafft: Ich habe keine Lust auf Ratespielchen. Spucken Sie es einfach nur aus! Aber wenn sie nicht vorsichtig war, konnte so etwas ins Auge gehen. Viel zu starr und angespannt kauerte sie in ihrem Sessel. Lehn dich zurück, atme durch und bleibe ruhig.«
    »Wissen Sie was, Maggie? Nehmen Sie sich einen Stuhl, und dann erzählen Sie mir einfach eins nach dem anderen.«
    »Dann hat der Boss sich also verdünnisiert?«
    Alf Swallows Lieferwagen nebst Anhänger standen bereits vor dem Tor, als Daniel und Louise dort ankamen. Der Gärtner strotzte vor Muskeln, hatte ein kantiges Kinn und ein Gesicht, das fast so zerklüftet war wie die Langdale Pikes. Sein Haar war beinahe vollkommen grau und sehr dicht, und Daniel war sicher, dass dieser Mann nie vor jemandem gebuckelt hatte. Die hochgekrempelten Ärmel seines fleckigen Overalls enthüllten sehnige, tätowierte Arme. Wenn man wie er sein Leben im Freien im Lake District verbracht hatte, ließ man sich von schlechtem Wetter nicht beeindrucken. Wahrscheinlich auch von sonst nichts.
    »Seit vierundzwanzig Stunden geht er nicht mehr ans Telefon«, erklärte Louise. »Natürlich ist es möglich, dass ich mir zu viel Sorgen mache, aber ...«
    Swallow betrachtete sie, wie er vermutlich eine seltene Blume in einer Gärtnerei begutachten würde. »Keine Sorge, Kleine, dem wird schon nichts passiert sein.«
    »Hat er erwähnt, dass er irgendwohin gehen wollte?«
    »Sie kennen ihn besser als ich, Kleine. Der Boss und ich sehen uns nicht oft. Wenn ich hier arbeite, ist er entweder im Büro oder bei Gericht. Er überlässt es mir, das Anwesen picobello zu halten.«
    »Das letzte Mal haben Sie vor der Silvesterparty hier sauber gemacht, richtig?«
    »Ein paar Tage später habe ich noch den Krempel weggeräumt, den die Leute überall liegen gelassen hatten. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Vorhänge zugezogen waren, und ich dachte mir schon, dass er noch nicht

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