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Zu Staub Und Asche

Zu Staub Und Asche

Titel: Zu Staub Und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Edwards
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Wissen Sie es schon?«
    Daniels Stimme klang leise und angespannt, und sie war beunruhigend deutlich zu hören. Sie presste das Handy fester an ihr Ohr. Er hatte genau in dem Augenblick angerufen, als sie den hell erleuchteten Eingangsbereich des Präsidiums verließ und in den Abend hinauseilte. Der Tag war lang und mühsam gewesen, und der Abend würde nicht besser werden. Sie hatte sich vorgenommen, Marc wegen Bethany Friend zur Rede zu stellen.
    »Stuart Wagg ist tot. Louise und ich haben ihn gefunden.«
    »Wie schrecklich! Das tut mir wirklich leid!«
    »Louise hatte noch nie eine Leiche gesehen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie steht unter Schock, wie Sie sich sicher denken können. Er war wirklich nicht der Richtige für sie; trotzdem kann sie nicht verstehen, warum er ermordet wurde.«
    »Falls er ermordet wurde. Bevor nicht die Leute von der Gerichtsmedizin ...«
    »Er hat schwere Verletzungen am Kopf. Man hat ihn mit roher Gewalt in einen Brunnenschacht gestoßen und den dann anschließend wieder zugedeckt. Er hatte nicht die geringste Chance, sich zu befreien oder herauszuklettern. Es wäre einfach unlogisch, hier einen Unfall oder einen Selbstmord auch nur in Erwägung zu ziehen.« Er hielt inne und holte tief Luft. »Hey, alles andere kommt hier einfach nicht infrage. Sie sind schließlich Chief Inspector, Sie müssen es doch am besten wissen.«
    Hannah grub ihre Fingernägel in die Handfläche. Ich habe es vermasselt.
    »Ich wollte nicht ...«
    »Und Louise steht unter Verdacht, daran gibt es nichts zu deuteln.« Er stöhnte. »Es war wohl ziemlich dumm, dass ich angerufen habe. Ehrlich gesagt habe auch ich kein Alibi.«
    »Jetzt reden Sie doch kein dummes Zeug!«
    Er antwortete nicht. Eine Kollegin aus der Rechtsabteilung trat in den Lichtkegel der Sicherheitsbeleuchtung, winkte Hannah zu und verschwand eilig in Richtung ihres Autos, das am anderen Ende des Parkplatzes stand. Hannah winkte zurück und formte mit den Lippen gute Nacht.
    Mit weicherer Stimme fuhr sie schließlich fort: »Hören Sie, ich bin froh, dass Sie angerufen haben. Sollen wir uns vielleicht treffen?«
    »Das wäre toll, ja - aber ich will Sie keinesfalls kompromittieren«, murmelte er.
    »Ich bearbeite diesen Fall nicht, daher können Sie mich gar nicht kompromittieren.« Dessen war sie sich zwar nicht so sicher - aber was sollte es? Sie hatte keine Lust mehr, immer nur das Richtige zu tun. »Wir sind befreundet. Ihr Vater war mein Chef. Wer sollte etwas dagegen haben, wenn wir uns unterhalten?«
    Am anderen Ende entstand eine Pause.
    »Sind Sie sicher?«
    »Großes Indianerehrenwort.«
    Nun musste Daniel doch lachen. »Okay, Sie haben mich überzeugt. Und wann?«
    »Wann passt es Ihnen?«
    Wieder eine kurze Pause. »Wie wäre es mit etwas später heute Abend?«
***
    Plötzlich waren sie nur noch zu zweit. Der letzte Kunde war längst gegangen. Mrs Beveridge hatte die Kasse abgerechnet und war in die Kälte hinaus verschwunden. Cassie hängte das Schild mit der Aufschrift Geschlossen an die Tür und holte ihren Mantel und ihren Schal. Marc stand an der Ladentheke und verfolgte eine Internetauktion. Cassie kam näher.
    »Gute Nacht, Marc.«
    »Ich hoffe, Ihr Wagen ist wieder in Ordnung.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Werkstatt sagt, sie braucht noch ein paar Tage. Aber das macht nichts. Im Bus kann man prima entspannen.«
    »Bin ich ein so schrecklicher Arbeitgeber, dass Sie eine ganze Stunde zum Entspannen brauchen?«
    »Sie wissen doch, wie das gemeint war.«
    »Um wie viel Uhr kommt Ihr Bus?«
    Cassie warf einen Blick auf die Uhr und schnalzte verärgert mit der Zunge. »Mist, ich habe gerade einen verpasst! Aber egal. Ich glaube, sie fahren jede halbe Stunde.«
    »Im Januar? Da müssten Sie aber ein Riesenglück haben. Keine Sorge, ich fahre Sie heim.«
    »Das ist wirklich freundlich, aber ich möchte nicht, dass Sie meinetwegen schon wieder einen Umweg machen müssen.«
    »Aber es ist absolut kein Umweg.« Er drehte sich rasch um, und bevor sie protestieren konnte, rief er über die Schulter zurück: »Geben Sie mir fünf Minuten.«
    Er kramte unnötigerweise ein paar Minuten hinter seiner geschlossenen Bürotür herum und sagte sich, dass sie es bestimmt so beabsichtigt hatte. Nicht, dass er Hintergedanken hatte - aber ein wenig Vergnügen hatte er sich redlich verdient. Vor allem, nachdem Hannah ihm ihr Rendezvous mit Daniel Kind verheimlicht hatte. Natürlich wollte er aber auch nicht, dass die Dinge außer Kontrolle

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