Zu viele Flueche
bitte?«
»Nichts, Mutter.«
Sie brummelte: »Flüstern vor der eigenen Mutter. Ich würde dir die Ohren langziehen, wenn ich könnte.«
Yazpibs Augen hüpften und rollten. »Zu meinem Glück hat mir mein lieber Bruder die Ohren genommen.«
»Diese Respektlosigkeit! Was habe ich nur falsch gemacht?«
»Ach, halt doch den Mund, Mom!«
Ivy hielt jedoch nicht den Mund, sondern verlegte sich darauf, über ihre schlechte Behandlung zu murren. Niemand hörte zu, und das bestätigte ihr nur, wie haarsträubend ihr Schicksal war.
»Also, Nessy«, begann Yazpib. »Öffne dein Buch beim ersten Kapitel.«
Sir Thedeus kam in den Raum geflogen und setzte sich auf Nessys Schulter. »Hab ich was verpasst?«
»Wir fangen gerade erst an. Wir brauchen eine Kartoffel.«
Eine Vielzahl von Obst und Gemüse wuchs auf Ivys verzauberten Ranken. Nessy pflückte eine dicke Kartoffel.
»Was machst du damit?«, wollte Sir Thedeus wissen.
»Wir wollen mal sehen, ob Nessy sie schweben lassen kann.«
Der Flughund hopste auf den Rand des Einmachglases. »Bist du ein Idiot? Was nützt es denn irgendwem, eine Kartoffel schweben zu lassen? Du sollst ihr beibringen, wie man Flüche bricht!«
Yazpib kochte. »Alles zu seiner Zeit. Aber Margles Magie ist mächtiges Zeug. Sie kann nicht einfach in der ersten Stunde lernen, sie ungeschehen zu machen.«
»Ach, na gut, aber eine Kartoffel?«
»Die Kartoffel ist zufällig das magisch ungefährlichste Gemüse, das es gibt. In den ersten drei Jahren meiner Ausbildung waren Kartoffeln das Einzige, womit ich arbeiten durfte. Und ich bin zu einem sehr guten Zauberer geworden.«
»Du bist’n Gehirn im Einmachglas.«
»Du bist ja offenbar der Meinung, du könntest Nessy besser lehren. Und wie viel genau verstehst du von Magie?«
Sir Thedeus knurrte und versuchte, Yazpib niederzustarren. Da Yazpib keine Lider besaß, verlor der Flughund, wie vorherzusehen war. »Vielleicht kann sie in ein oder zwei Monaten anfangen, mit Karotten zu arbeiten. Wäre das nichts?«
Yazpibs Zähne verdrehten sich zu einem finsteren Blick. »Man lässt einen Lehrling doch nicht in die Nähe einer Karotte. Die fiesesten Mistviecher im ganzen Gemüsereich. Eine Karotte schweben zu lassen, ohne ein bisschen Erfahrung zu haben, das ist der sicherste Weg, ein Auge zu verlieren.«
»Können wir bitte mit dem Unterricht fortfahren?«, fragte Nessy. »Ich habe noch einiges zu fegen.«
»Natürlich. Wenn du dein Buch bitte bei Kapitel eins aufschlagen würdest: Zauberhafte Kartoffel.«
Da sie schon ein bisschen niedere Magie gelernt hatte, fiel es Nessy nicht besonders schwer, eine Kartoffel schweben zu lassen. Innerhalb von zwanzig Minuten schaffte sie es, sie langsam von dem einen Ende des Raums zu dem anderen gleiten zu lassen. Sie ging sogar darüber hinaus, einen Zauber sprechen oder eine Geste machen zu müssen, und brachte es fertig, Magie allein durch Gedanken zu wirken. Yazpib war beeindruckt, obwohl sie am Ende der Unterrichtsstunde die Kontrolle über das Gemüse verlor. Es schoss kreuz und quer in der Sternwarte herum und traf beinahe Sir Thedeus, der an einer Banane knabberte. Die Kartoffel zerschellte an der Wand.
»He, Vorsicht, Mädchen! Du hättest mir ja fast den Kopf abgerissen!«
Yazpib lächelte süffisant. »Wenn du eine Steckrübe wärst, wärest du jetzt höchstwahrscheinlich ein Krüppel.«
Das Nurgax leckte die Kartoffel von der Wand.
Echo ergriff das Wort und erschreckte damit alle. Nessy und das Nurgax zuckten zusammen. Sir Thedeus spuckte ein Stück Banane aus, und Yazpib sank auf den Grund seines Glases.
»Sie ist weg, Nessy! Sie ist weg!«
»Was ist weg?«
»Die Tür Am Ende Des Flurs!«
»Was ist das?«, fragte Yazpib. »Es ist Die Tür Am Ende Des Flurs, das ist es. Nur dass sie nicht mehr am Ende des Flurs ist!«
»Wo ist sie dann?«
»Hörst du mir nicht zu? Sie ist fort! Ich weiß nicht, wohin!«
»Beruhige dich, Echo«, sagte Nessy. »Lass uns nachsehen gehen.«
»Nehmt mich mit«, flüsterte Yazpib. »Lasst mich nicht hier allein mit ihr.«
»Du kannst ja wohl nicht erwarten, dass wir dich im ganzen Schloss rumschleppen, du Schwachkopf.«
»Könnt ihr wenigstens meinen Deckel aufschrauben? Ich flehe euch an.« Unter Ivys wütend starrenden Blüten tauchte er tief in seine gelbe Flüssigkeit.
Nessy und alle anderen, die mit der Gabe gesegnet waren, sich eigenständig bewegen zu können, wanderten durch die Flure des Schlosses.
»Das kann nichts Gutes bedeuten«, sagte
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