Zu viele Flueche
Aichemiebänden nach einem Rezeptbuch.
»Das ist nicht nötig«, sagte Yazpib. »Ich kenne diesen Trank gut genug. Wir fangen mit zehn Tropfen Dryadentau an.«
Den Trank zu brauen dauerte eine Weile. Das Labor war riesig. Alles befand sich an seinem Platz, aber sie musste ziemlich weit laufen, um alles zusammenzusammeln. Die Gänge waren schmal, und sie konnte nur ein oder zwei Gefäße auf einmal tragen. Levitation war eine zeitsparende Möglichkeit, aber sie vertraute ihren Fähigkeiten noch nicht genug und fürchtete, etwas fallen zu lassen. Viele der Zutaten waren sehr selten. Und manche waren sogar unersetzlich. Für einen Zauberer vielleicht nicht, aber auf jeden Fall für einen einfachen Kobold, der keine Ahnung hatte, wo man Drachenmilzen herbekam.
Sie vermischte alles in einem großen Kessel, murmelte ein paar schnelle Beschwörungen und rührte es über einem schwelenden Feuer.
»Wenn es grün wird, müsste es fertig sein«, teilte Yazpib mit.
Sir Thedeus balancierte auf dem Rand des Kessels. »Vielleicht sollten wir es ausprobieren.«
»Willst du damit sagen, dass ich nicht weiß, wie man einen simplen Zaubertrank braut?«
»Nehmt ihr Zauberer eigentlich alles persönlich? Die Himmel mögen verhüten, dass jemand auch nur andeutet, ihr wärt lediglich einen Hauch weniger als unfehlbar! Ich kann dir verraten, Junge, diese ganze Macht und Magie macht euch keineswegs zu Göttern. Und selbst wenn ihr das wärt, spricht der Zustand dieser Welt ja wohl Bände über die zweifelhaften Fähigkeiten der Götter.« Der winzige Flughund knurrte. »Also halt’s Maul.«
Wenn Nessy mit seiner Ausdrucksweise auch nicht einverstanden war, so musste sie doch einräumen, dass ein Test ganz vernünftig sein konnte.
»Ich tu’s.« Fortune sprang auf den Kesselrand.
»Du bist ja ein mutiger Kerl. Ich würde zögern, meinen Schwanz auf das Wort eines eingeweckten Zauberers zu verwetten, und ich hab nicht mal ‘nen Schwanz.«
Fortune lächelte. »Das Risiko macht es erst interessant.« Er stippte seinen Schwanz in die grüne Flüssigkeit. »Kribbelig.«
»Es dürfte nur einen Augenblick dauern«, sagte Yazpib.
Der schwarze Kater zog seinen Schwanz wieder heraus. Der Steinklumpen an seinem Ende hatte sich in ein Stück glitzerndes Eis verwandelt. Es war nicht mehr so schwer, und er freute sich, dass er wieder damit peitschen konnte, und schwenkte dabei Frostfahnen durch die Luft.
Nachdenklich beschattete Yazpibs Gehirn seine Augen. »Hmmm. Hatte ich Dryadentau gesagt? Ich meinte Nymphentränen.«
Fortunes Schwanz pochte gegen den Kessel, und ein kleiner Fleck Eis materialisierte.
»Oder war es Wichtelkot?«, sinnierte Yazpib. »Mist, früher wusste ich das!«
Nessy sprang von ihrem Hocker und steuerte auf die Regalreihen mit den Aichemiebänden zu.
DREIZEHN
Margle war tot.
Er war kein Gespenst. Er war ein Geist, eine Seele, die zwischen den Welten gefangen war, durch Zauber, die er vor langer Zeit genau für solch einen Fall gewirkt hatte. Doch dieselben Zauber sollten ihn wieder ins Leben zurückführen. In seinem eigenen Schloss konnte Margle nicht sterben. Nicht so leicht jedenfalls. Und nicht, indem er einfach von einem Nurgax gefressen wurde.
Aber er lebte trotzdem nicht. Während er stundenlang durch die leeren Flure seines Zuhauses wanderte, konnte er sich einfach nicht vorstellen, wo er war. Das schien höchst bedauerlich, denn Margle wusste alles über die verschiedenen Schicksale, die eine Seele nach dem Tod erwarteten. Für seine eigene verdorbene Seele konnte es nur die Hölle sein.
Doch welche Hölle? Das war die Frage. Margle schuldete vielen Dämonen zahlreiche Gefallen, und bei einigen anderen hatte er sich deren Zorn zugezogen. Und wenn er wirklich starb, hatte er angenommen, es würde ein furchtbarer Krieg um ihn toben, wie man ihn in den Königreichen der Unterwelt nie zuvor erlebt hatte. Und erst nachdem Dutzende und Aberdutzende diabolischer Legionen erschlagen und die Höllen selbst sich in schwelende Einöden verwandelt hatten (jedenfalls schwelender als sonst), würde der oberste und schrecklichste Dämon das Recht beanspruchen können, Margle zu quälen. Der Zauberer würde nur den brutalsten, unbeschreiblichsten Höllenqualen unterworfen werden. Seine Strafe würde alle übertreffen, die jegliche verdammte Seele seit Anbeginn der Zeiten erlitten hatte.
Margle hatte viel über die Art und Weise seiner unheiligen Züchtigung nachgegrübelt, denn er genoss es sehr, über
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