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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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sich zu sorgen. Nicht, dass sie auf seinen Sieg vertraut hätte. Es war trotzdem nur ein Fehler von seiner Seite nötig, und die Bestie würde ihn töten. Aber selbst wenn er verlor, würde er ruhmreich im Kampf untergehen, und das konnte sie ihm nicht in Abrede stellen.
    Er sprach leise und ruhig: »Na gut, du Vieh. Lass es uns jetzt zu Ende bringen.« Er richtete sich stolz auf und brüllte so laut, dass das Schloss bebte: »Nimm dies!«
    Der Höllenhund tat das Letzte, was Nessy erwartet hätte. Er drehte sich um und rannte davon. Sir Thedeus jagte ihm nach und lachte dabei die ganze Zeit. Sie stürmten in einen Nebenraum der Waffenkammer, wo Nessy sie aus den Augen verlor.
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Gnick. »Er ist wirklich ein Held!«
    Im Nebenraum erklang das Getöse eines großen Kampfes. Der Hund brüllte. Sir Thedeus schrie in ausgelassenem Frohlocken. Glocken dröhnten und schepperten. Metall krachte auf Stein. Ein Helm kam durch den Torbogen gerollt.
    »Nicht in meiner Waffenkammer!« Gnick rannte in den Nebenraum. »Den Raum habe ich doch gerade erst poliert!«
    Nessy wollte ihm schon folgen, als ein Kribbeln in den Ohren ihre Aufmerksamkeit weckte. Sie hatte keine Ahnung, woher sie wusste, dass Tiama die Narbige hinter ihr stand, aber sie war sich sicher, die scheußliche Präsenz der Zauberin zu fühlen.
    »Hallo, Madam.« Sie wandte sich von dem Lärm und Geschrei ab und Tiama zu.
    Die Zauberin kam ihr noch weniger lebensecht vor als beim letzten Mal. Ihre blasse Haut war so kalt und starr wie Stahl, und sie stand ungelenk und steif da, die Hände wie Klauen an den Seiten verkrampft.
    »Hallo, Nessy.« Ihr brennender Blick ging an Nessy vorbei. »Gibt’s Probleme?« Sie sah Nessy in die Augen, und der Kobold senkte den Blick zu Boden. Nicht aus Angst, sondern weil es so erwartet wurde.
    »Es ist nichts, Madam.«
    Der Höllenhund und Sir Thedeus wurden einen Augenblick lang in dem Torbogen sichtbar. Das Monster knurrte und jaulte, Blut und Feuer schossen aus seinen Wunden. Dampfendes Wundsekret bedeckte Sir Thedeus. Es musste auf seiner nackten Haut brennen, doch er ließ keinen Schmerz erkennen.
    »Hahaha! Nicht so schnell, Tierchen! Ich sagte, nimm dies!«
    Der Hund versuchte einen unbeholfenen Prankenhieb, den er jedoch beiseiteschlug. Sie verschwanden wieder hinter einer Mauer. Auf seinen kurzen Gnomenbeinen kam Gnick hinter ihnen hergerannt.
    »Nicht die Speere! Nur nicht die Speere!« Was folgte, war ein fürchterliches Krachen und Klappern.
    »Ist das ein Höllenhund?«, fragte Tiama.
    »Ja, Madam.«
    »Hübsches Exemplar.«
    »Mein Herr besitzt von allem nur das Beste.«
    Tiama kaute auf ihrer Unterlippe, was nicht einfach war, denn sie besaß gar keine Lippen. Ihr ausdrucksloser Tonfall wurde vage beleidigend. »Ja. Dein Herr.«
    Der Hund brüllte, als wäre seine Kehle voller Blut. Sein zerfetzter Körper kam kurz in Sicht. Er war beinahe erledigt. Die Flammen und der Rauch, die ihn verborgen hatten, waren wenig mehr als ein paar graue Wölkchen. Inzwischen schleppte er sich über den Boden. Nessy tat das arme Ding leid. Es hatte nur seiner Natur gehorcht.
    Mit einem neuen Schub Kraft sprang er davon, Sir Thedeus dicht auf den Fersen.
    »Na komm schon, Tierchen. Welchen Teil von Nimm dies hast du denn nicht verstanden? Bringen wir es hinter uns.«
    »Pass auf die Schilde auf.«, schrie Gnick, just bevor die unverkennbare Melodie von Dutzenden von übereinanderfallenden Schilden die Waffenkammer erfüllte. »O verdammt!«
    Tiama fragte: »Vertraut dir dein Herr immer so wichtige Dinge an?«
    Nessy zögerte. Tiama wusste, dass da was nicht stimmte. Es konnte nicht anders sein. Aber sie weigerte sich, etwas direkt auszusprechen. Stattdessen machte sie Andeutungen und Anspielungen. Zauberer konnten verschlagen und manipulativ sein, aber warum sollte sie sich diese Mühe machen? Warum streckte Tiama nicht einfach ihre tödlichen Finger aus und brachte Nessy um?
    »Das ist doch eine Lappalie, Madam«, antwortete Nessy. »Der Meister hat weit bedeutendere Angelegenheiten zu erledigen als Ungezieferbekämpfung.«
    »Ja. Ich bin mir sicher, seine Angelegenheiten sind …« - ihre Stimme verklang, und sie machte eine unbestimmte Bewegung, als suche sie sie zusammen - »in der Tat sehr dringlich.«
    Tiama lächelte. Dann tat sie etwas wahrlich Verblüffendes. Sie lachte. Eigentlich war es weniger ein Lachen, nämlich kaum mehr als ein grausames Schnauben, eine Andeutung von Belustigung. Aber es

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