Zu viele Flueche
passte großartig zu ihrem Anflug eines Lächelns, war eher eine Ahnung der Möglichkeit des Anflugs eines Lächelns.
»Bring mich zu deinem Meister, Nessy. Ich möchte mit ihm sprechen.« Sie lächelte höhnisch. Diesmal war der Ausdruck nicht misszuverstehen, eine Deutung nicht notwendig. Doch er passte nicht zu ihr. Ihr Gesicht schien einfach nicht für finstere Blicke geschaffen. Es war für gar nichts geschaffen, nur ein Rahmen für ihre brennenden Augen.
In diesem Augenblick wurde Nessy bewusst, dass sie Tiama nicht mochte, und Nessy hatte es sich zur Gewohnheit gemacht zu versuchen, jeden zu mögen, in jedem Charakter irgendetwas Wertvolles zu finden. Doch Tiama besaß keinen solchen Wert. Die Zauberin war nichts, die vollkommene Abwesenheit von Werten, seien sie nun gut oder böse. Und wenn Nessy richtig darüber nachdachte, erkannte sie, dass sie Tiama nicht nur nicht mochte.
Sie hatte sogar eine regelrechte Abneigung gegen sie. Eine große.
Und es machte ihr nichts aus. Es machte ihr sogar überhaupt nichts aus. Aber sie brachte immerhin ein unterwürfiges Lächeln zustande.
»Ja, Madam. Der Meister ist genauso erpicht darauf.«
In dem Augenblick, in dem Sir Thedeus den Todesstoß ausgeführt hatte, holte ihn sein Fluch wieder ein. Doch als Flughund war er klein und dicht am Boden, was sich als Vorteil erwies. Der Höllenhund stieß ein gepeinigtes Heulen aus und ging in einem Turm aus sehr weißen Flammen auf. Erstickende Asche und beißender Rauch füllten rasch den Nebenraum und breiteten sich im Rest der Waffenkammer aus.
Hustend wischte sich Gnick den Ruß aus den Augen. »Das bekomme ich nie wieder sauber!«
»Musste sein, Mann.« Sir Thedeus tat sein Bestes, durch die Nase zu atmen, aber er schmeckte die Asche, die sich in seinem Mund sammelte.
Das Fleisch der Unterweltkreatur war verschmort, nur die geschwärzten Knochen waren übrig geblieben. Das Schwert Im Höllenhund sagte: »Du meine Güte, das war ein herrlicher Spaß, nicht wahr?«
»Aye.«
»Nie und nimmer«, brummelte Gnick.
Dutzende von Glocken läuteten. Der Vampirkönig trat aus der dichten Staubwolke heraus. Er war jetzt durchsichtig. »Was habt ihr mit mir gemacht?«
»Wir haben dich davor bewahrt, in die Unterwelt gezerrt zu werden«, sagte das Schwert.
»Aber ich bin doch ein Geist!«
»Dein Körper wurde gefressen«, sagte Sir Thedeus. »Aber immerhin bist du nicht in der Hölle. Also würde ich meinen, ein bisschen Dankbarkeit wäre durchaus angebracht.«
»Dankbarkeit? Ich war der Gebieter der Untoten! Jetzt bin ich nur noch ein Geist!« Der König fauchte. »Das ist eine Degradierung!«
»Niemals, nein, nie«, sagte Gnick.
»Nessy, mein Mädchen. Wir haben es geschafft!« Sir Thedeus schrieb seinen Sieg ebenso ihr zu wie sich selbst. Ein guter Soldat arbeitete am besten mit einem guten General, und sie war es gewesen, die sich den Plan ausgedacht hatte. »Nessy, wo bist du?«
»Niemals nie nicht.«
»Ach, halt doch die Klappe! Und um Himmels willen, Mann, geh mal ‘ne Runde schlafen! Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen.«
Gnick hätte fast geantwortet, dass es seine heilige Pflicht als Silbergnom war, niemals zu ruhen, bis seine Aufgabe erfüllt war. Aber die Asche in seiner Kehle erstickte die Antwort in Husten und Spucken. Er hob einen rußbedeckten Dolch auf und wischte ihn mit dem Ärmel ab. Da sein Hemd staubbedeckt war, nützte das aber gar nichts. Und Gnick, dem bewusst wurde, dass seine ganze Waffenkammer so aussah, tat nun etwas Undenkbares.
Er machte sich auf den Weg zu seinem Bett aus Stroh, um sich ein Nickerchen zu gönnen.
Sir Thedeus krabbelte, so schnell sein winziger Körper es erlaubte. Weit und breit war nichts von Nessy zu sehen, und obwohl sie ein vielbeschäftigtes Mädchen war, ging sie selten weg, ohne etwas zu sagen. Das beunruhigte ihn sehr, auch wenn er darauf vertraute, dass sie selbst auf sich aufpassen konnte.
Er murmelte ein altes Schutzgebet, von dem er gedacht hatte, es schon vor langer Zeit vergessen zu haben. Doch inzwischen hatte sich die Asche auf den Boden gesenkt und sich auf seine Zunge gelegt, sodass er es nicht zu Ende bringen konnte. Ein böses Omen. Er glaubte zwar nicht an Omen, aber nur um sicherzugehen, wiederholte er das Gebet. Und obwohl sich der Ruß und Staub in seinem Mund zu Matsch vermischten, unterdrückte er sein Würgen, bis es vollendet war.
SIEBZEHN
Nessy besaß den sechsten Sinn, wenn es um Probleme ging. Daran war nichts
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