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Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nicht. Nein, Myron war hier, weil der Tod von Desmond Skeps Schlagzeilen gemacht hatte.
    Als Carmine hereinkam, saß Myron in einem dicken Sessel im Wohnzimmer mit einem Glas Kentucky Bourbon mit Soda in der Hand und las die neueste Ausgabe des
New’s Magazine
.
    Mit fünfzig war seine berühmte Fähigkeit, attraktive Frauen anzuziehen, eher ein Nebenprodukt seines Einflussreichtums als seines besonders guten Aussehens. Er war kahl genug, um seinen Rest Haare sehr kurz geschnitten zu halten; er hatte einen festen Mund und grüngraue Augen, von denen Sophia behauptete, sie blickten einem direkt in die Seele. Als er aufstand, um Carmine zu umarmen, stellte man fest, dass er ein recht kleiner, aber schlanker Mann war.
    Nach der Umarmung fuchtelte er mit der Zeitschrift vor Carmines Nase herum. »Hast du das hier gelesen?«, fragte er.
    »Nur kurz«, sagte Carmine und küsste seine Frau, die kam,um ihnen Gesellschaft zu leisten, ihren eigenen Gin Tonic in der Hand. Sophia folgte ihr und gab ihm ein Glas Bourbon genauso, wie er es gern hatte, mit Soda verdünnt.
    »Du musst Karnowskis Artikel über die Roten lesen«, sagte Myron und sank wieder in seinen Sessel. »Es ist Jahre her, seit ich etwas so Gutes gelesen habe, besonders aus historischer Sicht. Er liefert detaillierte Beschreibungen jedes Mitgliedes des Zentralkomitees, das je das Amt des Generalsekretärs angestrebt hat, seit Stalins Tod, und sein Porträt von Stalin selbst ist absolut fesselnd. Ich würde wahnsinnig gern die Quellen kennen – da stehen Dinge drin, von denen ich noch nie etwas gehört habe.«
    »Unter normalen Umständen hätte ich es schon verschlungen«, sagte Carmine reuevoll, »aber nicht im Moment. Zu viel zu tun.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Kleine Klatschtante«, warnte Carmine und rollte die Augen Richtung Sophia. »Welche New Yorker Bank ärgert dich, Myron?«
    »Keine, die du kennst.« Myron sah beklommen aus und zuckte dann die Schultern. »Ich vermute, ich kann es ebenso gut gleich erzählen«, sagte er verteidigend. »Ich werde mich von Sandra scheiden lassen.«
    »Myron!«, sagte Desdemona aufgebracht. »Was um Himmels willen hat diese arme Kreatur dir getan, nach all den Jahren?«
    »Eigentlich gar nichts. Ich habe nur ihren ganzen Unfug satt«, antwortete Myron.
    »Was wird Sandra machen?«, fragte Desdemona und blickte zur Seite auf Sophia, die mit ausdruckslosem Gesicht vor einem Glas Leitungswasser saß, das sie nicht anrührte.
    »Es wird ihr gutgehen, ehrlich. Ich habe zwanzig Millionenfür sie festgelegt, aber auf eine Weise, das kein geldgieriger Kerl es sich grabschen kann, selbst nicht durch Heirat und Gütergemeinschaft. Sie bekommt die Hauswirtschafterin und die Putzfrau, also braucht sie sich nicht umzustellen.«
    Sophia fand ihre Sprache wieder. »Aber,
Daddy,
warum?«
    Carmine wusste, dass nicht er gemeint war, denn Sophia nannte beide Männer »Daddy«.
    »Ich habe es dir doch schon gesagt, Liebes. Ich habe genug von ihr.«
    »Das glaube ich dir nicht! Du hast doch schon seit Jahren genug von Sandra. Was ist anders?«
    Nun kommt es, dachte Carmine und nippte an seinem Drink.
    Myron hustete und sah verlegen aus. »Nun … ich habe eine Dame kennengelernt. Eine wirkliche Dame.«
    »Ohhh!« Sophias Augen wurden rund, und dann blitzte in ihnen etwas Wildes, Besitzergreifendes auf; doch im nächsten Moment war es verschwunden und durch blanke Neugierde ersetzt worden. »Erzähl, Daddy, bitte!«
    »Sie heißt Dr. Erica Davenport und ist die Leiterin der Rechtsabteilung bei Cornucopia. Sie wohnt direkt hier in Holloman. Wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber ich dachte, wegen des Todes von ihrem Boss, Desmond Skeps, könnte sie etwas moralische Unterstützung gebrauchen. Als ich sie aus L. A. angerufen habe, klang sie mitgenommen. Sie hat mich nicht gebeten zu kommen, aber ich hätte es sowieso getan.«
    Carmine schluckte. »Myron, das könnte Konflikte geben. Du hättest an der Westküste bleiben sollen«, sagte er.
    »Aber Erica ist meine Freundin«, protestierte Myron.
    »Und eine mögliche Verdächtige im Mordfall ihres Bosses. Ich kann nicht verhindern, dass du dich mit ihr triffst, Myron,aber sie kann unter keinen Umständen in die Nähe meines Hauses kommen.«
    »Ach, verdammt«, sagte Myron.
    »Du bist verliebt, deswegen willst du die Scheidung«, sagte Desdemona und sammelte die leeren Gläser zusammen.
    »Meinst du?«
    »Das tue ich. Noch ein Drink, dann essen wir. Lammkeule aus Neuseeland.«
    Sie und

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