Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu viele Morde

Zu viele Morde

Titel: Zu viele Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Block von dem alten Apartment seiner Frau entfernt, stellte Carmine mit einem Schaudern fest.
    Biancas Vermieter hatte die offene Haustür bemerkt, gerufen und war dann, als er keine Antwort erhielt, hineingegangen, wo er sie nackt auf dem Wohnzimmerfußboden fand. Patricks Aussagen zufolge war sie gefoltert worden; sie war mit einer Zigarette verbrannt und mit einer Strumpfhose stranguliert worden, hatte Schnitte von einer Schere, war grausam mit einer Pinzette malträtiert und dann mit einer zerbrochenen Glasflasche, die ihr in die Vagina gerammt wurde, umgebracht worden.
    Die Nachforschungen bei ihren Kollegen hatten ergeben, dass Bianca zwar eher für sich blieb, aber durchaus nicht schüchtern war. Ihre Beziehung zu ihrem Chef, James Dorley, war auf eine professionelle Art angenehm und freundlich. Sie war attraktiv, erhielt Einladungen ins Kino oder zum Essen und hatte einige davon angenommen, ohne romantische Konsequenzen. Die Männer beeilten sich zu beteuern, dass Bianca sehr distanziert gewesen sei und ihr Verhalten nie zu irgendetwas ermutigt habe. Ihr Vermieter, ein neugieriger alter Mann, sagte, er schwöre auf einen Stapel Bibeln, dass sie nie irgendwelche männlichen Besucher gehabt hätte. Ruhig, das war Miss Tolano. Auch von den Frauen, mit denen sie zusammenarbeitete, bekam Corey keinerlei Hinweise. Bianca nahm an dem einen oder anderen Kaffeeklatsch teil, trug ihren Teil zum Gekicher bei, hinterließ aber bei den anderen Mädchen den Eindruck, dass sich nichts zwischen sie und diesen Magister der Betriebswirtschaftslehre von Harvard schieben konnte. War sie je ausgegangen?, hatte Corey gefragt. Manchmal, hatten die Frauen geantwortet, für gewöhnlich, weil sie von Mr. Dorley Karten fürs Theater oder andere Veranstaltungenerhielt, zu denen er selbst aus Zeitgründen nicht gehen konnte.
    Eine weitere dicke fette Null, dachte Carmine und legte Bianca Tolano auf den »Gesichtet«-Stapel. Falls Corey hoffte, dass Bianca Tolano ihm für das Auswahlkomitee Glanz und Gloria verlieh, so war das ein Trugschluss. Sein Fall war so unergiebig und schmucklos wie der von Abe.
    Abe hatte bei Beatrice Egmont sein Bestes gegeben: kein Stein, der nicht umgedreht worden war, von der Mülltonne über die Söhne bis hin zu den Nachbarn. Wohin man auch schaute: Jeder, der Beatrice Egmont gekannt hatte, mochte sie. Sie mischte sich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein, aber sie war immer zur Hand mit einer passenden Geste, einem Vorschlag oder einem Geschenk. Und sie lebte auch nicht das Leben einer Einsiedlerin, nur weil sie seit vielen Jahren Witwe war. Sie wurde zu allen lokalen Feiern eingeladen, liebte es, mit dem Bus nach Manhattan zu fahren, wo sie zu Abend aß und sich eine Show ansah. Sie kaufte Pfadfinder-Kekse und Tombola-Lose und fehlte nie auf der Gästeliste einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Sie war gut bekannt mit dem Bürgermeister, was zu Anfragen seitens des Rathauses über ihren Mord geführt hatte. Soweit Abe sagen konnte, fehlte nichts aus ihrem Haus; ihre Ming-Vasen und ihr flämischer Gobelin waren unberührt, ihre Baume & Mercier immer noch an ihrem Handgelenk, als man sie fand. Sie hatte vor dem Schlafengehen keine Medikamente bekommen, aber ihr Herz hatte zu schnell aufgegeben, um sich noch wehren zu können. »Ich finde nicht den geringsten Grund für ihren Tod«, schrieb Abe.
    Adieu, Beatrice Egmont, du armes, altes Ding. Carmine legte ihre Akte auf den wachsenden Stapel. Nun blieben nur noch seine eigenen Fälle: Dean Denbigh, Peter Norton, Desmond Skeps, Cathy Cartwright und Evan Pugh.
    Unzweifelhaft hatte Dean Denbigh mit dem Feuer gespielt, aber seine Frau hatte recht: warum ein subtiler Tod wie Zyanid in seinem Arbeitszimmer? Er hätte in der Nähe von Joeys Pancake Diner erschossen, erstochen oder zu Tode geprügelt werden müssen. War das Diner eine Verbindung zwischen ihm und Gerald Cartwright, dem Besitzer? Patrick zufolge war das Paket, in dem der Teebeutel steckte, nur einmal aufgerissen worden, und zwar von dem Dekan. Ein starkes Mikroskop hatte keine Stiche offenbart, mit denen der Teebeutel wieder zugenäht worden wäre. Der Diebstahl der zwei Teebeutel hatte den Dean dazu gezwungen, den letzten in seiner Dose zu benutzen; er war ausersehen gewesen, an diesem Tag zu sterben und an keinem anderen, wodurch sich seine Vergiftung von den üblichen Vergiftungsfällen abhob. Einige Mörder nahmen eine gewisse Zufälligkeit hin, aber nicht dieser Mörder. Sterben sollst du

Weitere Kostenlose Bücher