Zu viele Morde

Reichtum in der Führungsebene Cornucopias?«, wollte Carmine wissen und fragte sich, ob Mr. Sykes Kriegsspielchen auch die militärische Übernahme großer Industriekonzerne beinhaltete.
    »Abgesehen von mir und Erica Davenport sind alle so reich wie Krösus. Es ist ein Netzwerk alter Männerfreundschaften –
Mayflower
-Familien, noble Schulen, Universität Chubb. Es würde mich gar nicht wundern, wenn alle miteinander verwandt wären. Desmond Skeps’ Vater war gut bei Kasse, sonst hätte er nie das Kapital gehabt, um Cornucopia zu gründen.Bis 1938 hat er Automobilteile hergestellt, doch das war nur Kleingeld und hätte nie zur Gründung von Cornucopia gereicht. Trotzdem hatte er so viel Schlagkraft, dass er sich genug private Darlehen von Freunden aus Familie und Schule leihen konnte. Aber er war zu schlau, die Aktien aus der Hand zu geben. Sowie er mit dem Zweiten Weltkrieg anfing, das dicke Geld zu machen, zahlte er die Darlehen mit Zinsen zurück und hockte auf der Firma wie ein Hund auf einem Dinosaurierknochen.«
    Carmine lehnte sich zurück. Mr. Sykes mochte zwar irgendwo zwischen dem mittleren und dem Top-Management hängen, aber er kannte die ganzen schmutzigen Geschichten.
    »Und wie passt Philip Smith dort hinein?«, fragte er.
    »Sicherlich eine Skeps-Verbindung durch Blut oder Heirat.
Gigantisch
reich. Man weiß immer, wie reich sie sind, wenn man ihre Gehälter und Vergünstigungen ansieht. Als würde riesiger Reichtum zu noch mehr Geld berechtigen. Nehmen Sie Gus Purvey, den Geschäftsführer von Landmark Machines – das ist die freundliche Bezeichnung für Feld- und Marinegeschütze. Keine der größten oder profitabelsten Tochtergesellschaften, aber Gus Purvey verdient fast so viel wie Phil Smith. Gleich viel wie Fred Collins von Polycorn Plastics und Wallace Grierson von Dormus – Turbinenmotoren. Das Gehalt, das sie mit nach Hause nehmen, würde Sie taumeln lassen, Captain. Es würde den Präsidenten der Vereinigten Staaten taumeln lassen, wenn man’s genau nimmt. Für was auch immer sie arbeiten, es geht ihnen nicht ums Geld. Jeder einzelne von ihnen könnte bis zum Tod das Leben eines Playboys führen, ohne sein Vermögen anzurühren.«
    »Puritanische Arbeitsethik?«, schlug Abe vor.
    »Oder der Impuls, einfach immer mehr zu wollen?«, fragte Corey.
    »Puh«, sagte Michael Donald Sykes. »Ich glaube nicht, dass es einer dieser Gründe ist. Ich glaube, dass sie das Leben eines Playboys langweilen würde, und sie halten es nicht aus, den ganzen Tag zu Hause bei ihren Frauen zu sein. Sie weichen ihren Frauen aus, ohne die Schmerzen der Untreue. Ich meine, können Sie sich Philip Smith vorstellen, wie er beim Ficken ins Schwitzen kommt? Pah! Kein Gedanke.«
    »Sykes ist ein Blödmann«, sagte Corey, als sie gingen.
    »Vielleicht, aber wir wissen jetzt mehr über die Männer an der Spitze dieses Cornucopia-Haufens«, sagte Carmine zufrieden. »Philip Smith, Gus Purvey, Fred Collins und Wallace Grierson. Feine, alte WASP-Namen, offensichtlich begleitet von Vermögen in der Liga des alten Dagobert Duck. Ich weiß, dass ich tief in Special Agent Kellys Aktenschrank wühlen muss, aber ich muss auch diese vier Gentlemen unter die Lupe nehmen, die alle genug Geld haben, um Auftragsmörder zu bezahlen.«
     
    »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte Carmine keine Minute später, als Special Agent Kelly aus dem Fahrstuhl trat. »Wie läuft’s? Haben Sie Ihre richterliche Anordnung?«
    »Sagen Sie mal, Captain, ist in diesem Mini-Staat jeder so exzentrisch? Meine Bosse sind der Ansicht, Commissioner Silvestri ist reif für die Klapsmühle, und der Richter, der mir schließlich die Anordnung ausgestellt hat, war wie jemand aus einem Roman von Longfellow.«
    »Longfellow ist ein Poet«, sagte Carmine, »der keine Verse über Exzentriker schmiedet. Aber ich bin froh, dass Sie Ihre richterliche Anordnung haben.«
    »Ja, und meinen Aktenschrank«, sagte Kelly triumphierend. »Zu schnell, als dass Sie darin herumstöbern konnten. Aber eine Sache noch – wie sind Sie an Delia Carstairs gekommen?Als der Direktor hörte, dass sie das NYPD verließ, hat er versucht, sie zu bekommen, aber sie war irgendwo durch eine Lücke gerutscht.«
    »Eine Lücke namens Holloman. Sie ist eine totale Exzentrikerin, wissen Sie«, sagte Carmine ernst. Er deutete mit dem Kopf in Richtung eines freien Tisches in der sich schnell leerenden Cafeteria. »Hier hinein, Agent Kelly, und es ist das letzte Mal, dass ich Sie so hölzern