Zu viele Morde
habe keine Ahnung.«
»Was passiert jetzt – an der Geschäftsfront, meine ich?«
»Wir warten auf Desmonds Testament, denn er hielt die Mehrheit über die Aktien und war der Eigentümer von Cornucopia.« Wie Smith begutachtete sie ihre Nägel, die lang und hellrosa lackiert waren.
»Wann wird sein Letzter Wille verlesen?«
»Das hängt von seinem Rechtsanwalt ab, der in New York City ansässig ist. Ich vermute, morgen kommt jemand mit dem Testament vorbei. Sein Sohn wird vermutlich der Erbe sein, und wer auch immer zum gesetzlichen Vormund des kleinen Des ernannt wird, wird nicht Desmonds Anordnungen manipulieren können.«
»Trotzdem hätte ich dann gerne eine Kopie des Testaments«, sagte Carmine. Er änderte den Kurs. »War in den letzten Monaten irgendetwas anders, Dr. Davenport? Seine Laune zum Beispiel?«
Sie runzelte konzentriert die Stirn. »Nein, ich denke nicht.«
»Haben Sie irgendeine Vorstellung, wer die Frau in seinem Leben ist?«
Sie lachte. »Ich glaube kaum, dass es eine gab.«
»Sie sind sehr attraktiv. Sie waren es also nicht?«
»Ich war es sicher nicht«, sagte sie in ruhigem Ton. »Er stand nicht auf Blondinen, was Sie herausfinden werden, wenn Sie Mrs. Skeps sehen.«
»Keiner von beiden ist wieder verheiratet.«
»Nein. Oder hat jemanden anderen angesehen, ist meine Theorie.«
»Warum ist das FBI hier?«
»Ich vermute, wegen unserer Pentagon-Verträge.«
»Hat es bei Cornucopia Legal für Beklemmungen gesorgt?«
Ihre dünnen, gezupften Brauen hoben sich. »Warum sollte es? Cornucopia hat nichts falsch gemacht. Mir wurde versichert, die Anwesenheit des FBI sei reine Routine.«
»Sie erscheinen mir nicht wie ein gutgläubiger Mensch.«
Erica Davenport erstarrte. »Was meinen Sie damit?«
»Nur so eine Ahnung. Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen?«
»Nein«, erwiderte sie, setzte dann wieder ihr charmantes Lächeln auf, weil ihr wahrscheinlich gerade Myron einfiel, den sie sehr mochte und der mit Carmine Delmonico über Stränge verbunden war, die tief ins Herz reichten.
»Dann überlasse ich Sie Ihrer Arbeit.«
Draußen im Foyer fand er Abe und Corey. »Habt ihr den Safe sicher nach Hause bekommen?«, fragte er.
»Carmine, er steht jetzt bei Delia.«
»Gut.«
»Wer war die schöne Frau?«, fragte Corey.
»Dr. Erica Davenport. Schön, aber tödlich.«
»Ist sie nicht Myrons neue Freundin?«
»Leider ja.«
»Ach, komm Carmine. Myron ist nicht so leicht zu beeindrucken«, meinte Abe.
»Ich würde mir keine Sorgen machen, wenn sie ein weiteres goldsuchendes Dummchen wäre, aber das ist sie nicht. Ihr Gesicht hat vielleicht nicht gerade die Macht, einen vom Hocker zu hauen, aber zusammen mit ihrem Job und ihrer Intelligenz könnte das doch passieren. Aber das geht mich auch gar nichts an. Was macht denn Special Agent Kelly?«
Corey und Abe lachten. »Er war nicht besonders erfreut, als er herausgefunden hat, dass sein Aktenschrank auf unzugänglichem Boden steht, er ihn ohne richterliche Anordnung nicht bekommt und er nach Hartford muss, um einen Bundesrichter zu finden. Also haben wir ihn zum Zweifler Doug Thwaites geschickt.«
Carmine stimmte in ihr breites Grinsen ein. »Brillant! Da bleibt er ein paar Stunden.«
Carmine, Corey und Abe entschieden sich, in der Cornucopia-Cafeteria zu essen, wo Carmine sie, zu Coreys und AbesÜberraschung, zu einem großen Tisch führte, an dem Michael Donald Sykes ein einsames Mahl zu sich nahm. Carmines Beute – denn das war sie ganz offensichtlich – schaute zuerst unruhig, aber dann sogar erfreut.
»Haben Sie denn keinen Zutritt für den Speisesaal der Führungskräfte?«, fragte Carmine und lud sein Huhn mit Reis ab.
»Wenn ich wollte, schon«, sagte Sykes verteidigend.
»Ist das Essen dort oben nicht viel besser?«
»Ja, das ist es. Und auch viel teurer. Ich esse lieber einfach. Außerdem, Sie haben Philip Smith kennengelernt – würden Sie ihm zuhören wollen, wenn er diskutiert, welchen Wein er zu seinem Kalbsschnitzel trinken soll? Dieser Mann ist die Pest.«
»Sie sind kein Weinliebhaber, Mr. Sykes?«, fragte Corey.
»Ich bin überhaupt kein Liebhaber, was Essen und Trinken angeht«, sagte Mr. Sykes. »Aber Zinnsoldaten, das ist was anderes.«
»Die Shilo-Ranch im Keller, was?«, fragte Abe.
Sykes schaute verächtlich. »Nein. Ich bin ein Mann der Napoleonischen Ära. Austerlitz und Marengo.«
»Und Waterloo?«, fragte Carmine.
»Waterloo ist wie Bürgerkrieg – gewöhnlich.«
»Wie gewöhnlich ist
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