Zu viele Morde
Vogel?«, fragte Carmine.
»Das brauchst du nicht zu wissen«, sagte Kelly selbstgefällig.
»Verarsch mich nicht, du FBI-Arsch!«
Dem FBI-Mann fiel die Kinnlade herunter. Ungläubig blickte er Carmine an. Dann gewann seine Entrüstung die Oberhand über die Verblüffung, und er erstarrte in seinem Sitz. »Das ist eine Kampfansage«, sagte er, ohne Witz.
»Dann lass uns nach draußen gehen.«
Im Diner war es komplett still geworden. Luigi schnippte mit den Fingern, Merele und Minnie tippelten hinter den Tresen, und dreißig verschiedene Polizisten sahen gebannt zu.
»Ist das dein
Ernst
? Das meinst du wirklich so?«
»Ich habe es satt, von einem FBI-Typen angepisst zu werden!« Der Zorn dröhnte in seinen Ohren, und Carmine zischte: »Gehen wir raus.«
»Das nimmst du zurück! Wenn du dich mit mir anlegst, dann wird man deine Schreie von hier bis Portland hören!«
»Du tust immer noch so schlau, du Klugscheißer! Du hast meine Stadt angepisst und meine Abteilung – und jetzt frisst du Scheiße!«
»Gehen wir raus«, sagte Kelly und stand auf.
Es ging schnell. Die Männer standen sich mit geballten Fäusten gegenüber. Dann holte Kelly zum Schlag aus, traf daneben, und als Nächstes saß er am Boden und fragte sich, ob er jemals wieder atmen können würde. Alles, was er sah, waren die Gesichter der Polizisten hinter den Fenstern des Malvolio’s und Carmines Hand, die sich ihm entgegenstreckte.
»Den Schlag habe ich noch nicht einmal kommen sehen«, sagte er, als er wieder atmen konnte – eine schmerzliche Angelegenheit. »Aber ich lasse es nicht zu, dass man mich Klugscheißer nennt. Vergiss das Essen!«
»Wenn du dich weigerst, mit mir zu essen, nachdem ich dich auf deinen Arsch gesetzt habe, können wir gleich draußen bleiben«, sagte Carmine, dessen gute Laune zurückkehrte. »Es ist höchste Zeit, dass Typen wir ihr lernt, nicht auf den Einheimischen herumzutrampeln.«
Sie gingen wieder hinein und setzten sich.
»Danke, dass du mir keine sichtbaren Schäden verpasst hast«, sagte Kelly säuerlich.
»Oh, ich bin nicht an deinen Kopf rangekommen, also musste ich den Brustkorb nehmen«, sagte Carmine und freute sich immer noch über seinen Sieg. »Nun, wer hat dir etwas über Joshua Butlers Hoden erzählt?«
»Lancelot Sterling, der Leiter von Joshuas Abteilung.«
»Was für ein toller Boss! Erinnere mich daran, dass ich mich nie bei Cornucopia um einen Job bewerbe. Und warum durfte ich das jetzt nicht erfahren?«
»Kein Grund, ehrlich. Ich war – ich war einfach nur ein Besserwisser. Aber ich hätte nie gedacht, dass du ein kleines Stück Scheiße wie Joshua Butler verteidigen würdest.«
Nun war es an Carmine, ungläubig zu gucken. »Himmel, Mr. Kelly, bist du blöd. Es stimmt, dass ich es verabscheue, Tratsch zu wichtigen Informationen aufbauschen, aber ich habe dir nicht im Namen von Joshua Butler eine reingehauen. Ich habe es für mich getan, und Mann, das hat sich gut angefühlt.«
»Du lenkst nur vom Thema ab«, sagte er. »Du hast Joshua Butler verteidigt, Delmonico.«
»Wenn das dein schriftlicher Grund ist, wenn du J. Edgar oder wem auch immer deinen Bericht ablieferst, vermeidest du vielleicht, eins auf die Finger zu kriegen, aber glücklicherweise reicht meinem Boss mein Wort.« Carmine schob seine leere Schale von sich weg. »Das war ein guter Salat. Großer Gott, Mr. Kelly, du hast ja fast noch nichts gegessen. Bauchweh, was?«
»Du bis ein scheinheiliges Arschloch!«, zischte der FBI-Agent.
Carmine lachte. »Und da das Kind jetzt schon in den Brunnen gefallen ist, kannst du mir bitte die FBI-Akte über Erica Davenport geben?«
Ted Kelly schaute ihn argwöhnisch an, aber zuckte nach einigemNachdenken die Achseln. »Mir fällt kein Grund ein, warum nicht. Sie ist eine unserer Verdächtigen im Fall Desmond Skeps, und es passt uns in den Kram. Je mehr Hände an der Pumpe, desto besser.«
»Wenn du etwas von Booten verstündest, wüsstest du, dass die beste Pumpe von allen der ängstliche Mann mit dem Eimer ist«, sagte Carmine.
»Ich schicke die Akte rüber«, sagte Kelly.
»Sag mal«, meinte Carmine in lockerem Tonfall, »haben eure Cornucopia-Informanten – oder sollte ich sagen Klatschtanten? – irgendetwas von einem versuchten Mord an meiner Tochter erzählt?«
Kelly starrte ihn an. »N-nein«, stammelte er.
»Selbst Erica Davenport nicht?«
»Nein.« Kelly gewann seine Fassung wieder und sah ernsthaft besorgt aus. »Himmel, Carmine! Wann ist das
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