Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
Vom Netzwerk:
man mit einer Zigarette, einem Cocktail und einem Mann
machte.
    Â»Miss Isabelle, was tun Sie hier? Und wer ist Trudie?« Robert
bemühte sich, sich gewählt auszudrücken, wie er es in der Covington’s Grant
Highschool lernte – er war der Einzige seiner Familie, der es so weit gebracht
hatte. Nell war nach der siebten Klasse abgegangen, um für meine Familie zu
arbeiten, und die lebenskluge Cora hatte überhaupt nie eine Schule besucht.
    Â»Ich wollte etwas Aufregenderes erleben als die Feste, zu denen
meine Eltern mich jeden Samstag schicken. Ich habe meine Brüder über diesen
Nachtklub reden hören, und es schien mir eine gute Idee zu sein. Ich bin
zusammen mit einer Freundin hier.« Bei dem Wort Freundin musste ich beinahe
würgen, so verärgert war ich über meine Naivität. »Sie hat mich einfach stehen
gelassen, und dann … na ja, du hast es ja gesehen.«
    Robert hatte bei der Erwähnung meiner Brüder verächtlich geschnaubt,
und ich versuchte, meine Brüder aus seiner Perspektive zu betrachten. Jack und
Patrick waren faul und konnten ziemlich grob werden. Das meiste von dem, was
sie erzählten, stimmte sowieso nicht. Jetzt machte ich mir so meine Gedanken
über Trudie und das, was Louie über die jungen Frauen aus Newport gesagt hatte.
Ihre Mutter hatte bestimmt ihre Gründe gehabt, sie wegzuschicken. Wie
leichtgläubig ich gewesen war!
    Â»Ich werde Sie nach Hause begleiten, Miss Isabelle. Ich kann Sie nicht
allein hierlassen. Ihr Vater würde mir das Fell über die Ohren ziehen.«
    Ich sah ihn mit großen Augen an. Mir in dieser Gasse zu helfen war
riskant gewesen, aber Shalerville nach Einbruch der Dunkelheit zu betreten
würde ihn in noch größere Gefahr bringen. »Nein, das darfst du nicht.«
    Â»Doch«, widersprach er. »Mir fällt schon eine Erklärung ein. Wir
sollten jetzt verschwinden, bevor dieser Idiot nach Ihnen sucht. Oder nach mir.
Gehen wir, Miss Isabelle.«
    Sobald wir die Gasse verlassen hatten, ließ er sich etwas
zurückfallen. Ich wurde langsamer, damit wir auf gleicher Höhe gingen, doch
auch er verlangsamte seine Schritte, und am Ende blieb ich vor ihm. Schließlich
waren wir dieses Arrangement von Kindesbeinen an gewöhnt.
    Mir wurde die Ironie der Situation bewusst – die Lüge, die ich
meinen Freunden erzählt hatte, bewahrheitete sich nun zumindest teilweise:
Robert begleitete mich nach Hause.
    Â»Wie hast du mich gefunden?«, fragte ich.
    Â»Ihre Momma hat mich zu Lemke’s geschickt, um Eier zu holen.«
    Ich stellte mir vor, wie Danny Lemke Robert von oben herab musterte – seine Familie war erst seit ein paar Generationen in den Staaten, doch er
benahm sich wie ein Alteingesessener.
    Â»Ich hab beobachtet, wie Sie aus der Stadt raus sind, hatte ein
ungutes Gefühl dabei und bin Ihnen gefolgt.«
    Â»Gott sei Dank.«
    Â»Ich hab an der Ecke gewartet, weil ich hoffte, dass Sie irgendwann
rauskommen und heimgehen würden. Dann hab ich Sie schreien hören.«
    Â»Zum Glück. Gar nicht auszudenken, was sonst passiert wäre.« Ich
schüttelte den Kopf über meine eigene Dummheit.
    Â»Jetzt ist ja alles in Ordnung, Miss Isabelle. Aber was wird Ihre
Momma sagen, wenn ich mit Ihnen aufkreuze? Um diese Uhrzeit? Hoffentlich sind
Ihre Brüder nicht da. Dann gibt’s für mich größere Probleme als bei diesem
Louie.«
    Â»Du darfst mich nicht bis nach Hause begleiten.« Die Tore zur Hölle
würden sich öffnen, wenn Jack und Patrick mich allein mit Robert sahen. Sie
redeten die ganze Zeit davon, dass die Ehre der weißen Frau geschützt werden
müsse, obwohl sie ihre Freundinnen wie Püppchen behandelten und ihnen den
Laufpass gaben, sobald sie sie langweilten.
    Â»Das entscheiden wir dann«, erwiderte er mit Bestimmtheit.
    Schweigend warteten wir an der Straßenbahnhaltestelle.
    Robert war zwar immer da gewesen, der Sohn der Frau, die sich um
mich kümmerte, und der Bruder meiner Spielkameradin, bis diese ebenfalls für
meine Familie zu arbeiten anfing. Vom Teenageralter an erledigte er Besorgungen
für meine Mutter, half meinem Vater bei Arbeiten im Haus oder leistete Cora oder
Nell in der Küche beim Essen Gesellschaft. Aber eigentlich spielte er in meinem
Leben keine große Rolle.
    Ich wusste, dass er Geduld hatte und sanft war. Wenn Nell ihn bei
unseren Spielen im Garten nicht dabeihaben

Weitere Kostenlose Bücher