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Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
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Sein
Grinsen wurde breiter; sein Gesicht verzog sich zu einer bedrohlichen Grimasse,
und ich fand ihn überhaupt nicht mehr attraktiv. »Warum willst du denn schon
wieder weg? Ich möchte mich mit dir unterhalten. Isabelle, so, so. Hübscher
Name für ein hübsches Mädchen.«
    Ich warf einen Blick über die Schulter, hoffte, dass andere Gäste
aus dem Klub kämen. Doch die schwere Tür ignorierte mein Flehen.
    Â»Wirklich, Louie, ich muss wieder reingehen. Meine Freundin wird
nach mir suchen. Und außerdem ist mir schlecht.« Ich presste die Hand auf den
Mund. Das war keine Ausrede; mir war tatsächlich übel von den Cocktails und von
dem Geruch nach Louies Rasierwasser und fauligem Abfall.
    Â»Stell dich nicht so an. Ich möchte nur eine Kleinigkeit. Für die
Zigarette und den Drink.« Er zog mich zu sich heran. Seine fleischigen,
feuchten Lippen stanken nach Alkohol und Tabak, und seine Zähne trafen auf die
meinen, als er mir seine Zunge in den Mund steckte.
    Ich versuchte, ihn wegzuschieben. »Hör auf! Ich bin nicht so eine.
Lass mich los!«
    Â»Hier kommt nur eine Sorte Mädchen ohne Verabredung her, Süße. Spar
dir die Spielchen.«
    Er presste mich noch fester an sich und erforschte mit der einen
Hand Stellen meines Körpers, an denen sie nichts verloren hatten. Mit der
anderen Hand umfasste er meinen Busen. Ich stieß einen Schrei aus. »Lass mich
los! Du kannst nicht …«
    Er lachte nur. Ich kratzte ihn, wehrte mich, aber der Alkohol machte
mich langsam und unbeholfen wie in einem Albtraum, in dem ich nicht von der
Stelle kam.
    Von der anderen Seite der Gasse näherte sich in der Dunkelheit eine
Gestalt. »Sie haben gehört, was die Lady sagt, Sir. Lassen Sie sie los.« Die
Stimme kam mir bekannt vor. Louie wandte den Kopf und lockerte seinen Griff
gerade so lange, dass ich mich daraus lösen konnte. Ich hatte Mühe, mich nicht
zu übergeben, und stolperte rückwärts. Kurz vor der Tür zögerte ich. Vielleicht
sollte ich so schnell wie möglich heimkehren. Schließlich schuldete ich Trudie
nichts – nicht nachdem sie mich in der Sekunde im Stich gelassen hatte, in der
wir hier eintrafen.
    Â»Hey, für wen hältst du dich, Junge? Das ist mein Mädchen. Kümmert
ihr Nigger euch um eure eigenen Angelegenheiten.« Als Louie auf den jungen
Schwarzen losging, erkannte ich ihn.
    Â»Robert?«, fragte ich. Nells Bruder sah mich über die Schulter
hinweg an, und Louie gelang es, ihm einen Kinnhaken zu versetzen. Robert
stolperte gegen mich, und wir fielen beide hin. Er sprang sofort wieder auf,
die Hände vor sich ausgestreckt.
    Â»Bitte, Sir. Ich will nur Miss Isabelle nach Hause begleiten. Ihr
Vater ist ein angesehener Mann in der Gegend – Sie möchten doch sicher keine
Scherereien.«
    Â»Hau ab. Sie will’s nicht anders. Warum sollte ich auf einen Nigger
hören?« Louie holte erneut aus.
    Robert straffte die Schultern. »Sie ist noch ein Kind, Sir. Doc
McAllister wäre sicher nicht glücklich, wenn ihm zu Ohren käme, dass jemand
sich an seine Tochter rangemacht hat. Und ihre Brüder …« Robert schüttelte den
Kopf. Louie wusste bestimmt nichts über meinen Vater, aber meine Brüder kannten
tatsächlich kein Pardon bei Leuten, die ihnen nicht passten.
    Louie wurde unsicher. »Doc McAllister und die Brüder sollten besser
auf die kleine Isabelle aufpassen. Junge Frauen aus Newport haben keinen guten
Ruf.« Er spuckte aus, und die Spucke landete auf der Spitze von Roberts Schuh.
Louie stolperte auf die Tür des Klubs zu. Erst jetzt wurde mir klar, wie
betrunken er war. »Dein Gesicht merke ich mir«, rief er Robert zu. »Für den
Fall, dass du mir noch einmal über den Weg läufst.« Er knallte die Tür hinter
sich zu.
    Ich begann zu schluchzen. »Was hab ich mir bloß dabei gedacht
hierherzukommen? Ich hätte sofort kehrtmachen sollen, als Trudie und ich den
Klub betraten.«
    Robert nahm die Mütze vom Kopf und drehte sie in den Fingern.
    Ich streckte die Hand nach ihm aus. »Bitte hilf mir auf.«
    Er zögerte.
    Â»Hier kann uns niemand sehen. Hilf mir bitte!«
    Er zog mich hoch und ließ meine Hand sofort wieder los. Verlegen
klopfte ich den Schmutz von meinem Kleid. Louie hatte in mir bestimmt sofort
das unerfahrene Mädchen erkannt, das sich verkleidet hatte und so tat, als
würde es wissen, was

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