Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Zu zweit tut das Herz nur halb so weh

Titel: Zu zweit tut das Herz nur halb so weh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kibler
Vom Netzwerk:
Isabelle.
    Â»Ein Platz? Nichtraucher?«
    Mich beachtete sie nicht.
    Miss Isabelles Augen begannen zu funkeln. Mich überraschte es jedoch
nicht, dass die Kellnerin annahm, sie würde alleine an einem Tisch sitzen
wollen.
    Herrgott, dachte ich einen Moment später. War das nicht Susan
Willis, die beliebteste Cheerleaderin in dem Jahr, als Steve und ich den
Abschluss machten? Wie konnte jemand wie sie zwanzig Jahre später als Kellnerin
im Pitt Grill enden? Mich erkannte sie nicht, und fast hoffte ich für sie, dass
das so bleiben würde.
    Miss Isabelle gab ein missbilligendes Geräusch von sich und sagte:
»Einen Tisch für zwei Personen. Wir setzen uns auch an die Theke, falls das ein
Problem sein sollte.«
    Â»Für zwei?« Susan schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. »Klar,
Ma’am. Hier lang.«
    Ich fragte mich, was Susan wohl von meinem Leben halten würde. Zwar
führte ich meinen eigenen Salon, aber ich lebte von der Hand in den Mund und
musste mir ständig Gedanken darüber machen, ob das Geld für Rechnungen, Essen
und Kleidung reichte. War das besser, als sich im Pitt Grill für die Kinder
abzurackern, weil der nichtsnutzige Mann einen sitzen gelassen hatte?
Vielleicht hatten wir mehr Gemeinsamkeiten, als mir in der Highschool klar
gewesen war.
    Vielleicht aber auch nicht. Möglicherweise gehörte ihrem Mann ja der
Pitt Grill.
    Susan ließ uns, während wir aßen, nicht einen Moment aus den Augen,
vielleicht weil sie neugierig war oder weil sie sich über Miss Isabelle und
mich wunderte oder sich doch an mich erinnerte. Ich hätte Ersteres bevorzugt,
aber genau im dem Moment, als wir den Pitt Grill verlassen wollten, ging meine
und Susan Willis’ Glückssträhne zu Ende, denn sie rief: »Hey, bist du das,
Dorrie Mae Curtis?«
    Ich drehte mich mit zusammengebissenen Zähnen zu ihr um, immer noch
in der Hoffnung, dass das Schicksal gnädig mit mir sein würde. Aber Susan, die
gerade Miss Isabelles Trinkgeld in ihre Tasche steckte, verharrte mitten in der
Bewegung.
    Â»Hallo, Susan. Ja, ich bin’s, Dorrie. Wie geht’s?« Ich betete, dass
sie mir nur eine kurze Antwort geben würde, etwas wie: »Du siehst toll aus!
Zwanzig Jahre, ist das zu fassen?« Und dass ich dann verschwinden konnte.
    Denkste!
    Â»Dorrie, du glaubst nicht, was alles passiert ist. Ich und Big Jim,
wir haben das Lokal hier 98 gekauft« – meine Ahnung, dass der Pitt Grill ihrem
Mann gehörte, war also richtig gewesen. »Aber dann konnte Big Jim den Hals
nicht voll genug kriegen, ist ein richtiger Immobilienhai geworden und hat mich
wegen so einem jungen Ding sitzen gelassen, das er an unserer neuen
Rollschuhbahn kennengelernt hat. Er leitet die Bahn und ich den Pitt. Ich hab
alle Hände voll zu tun, dass das Lokal läuft und unsere Jungs keinen Unsinn machen.
Vier Stück, die sind genau wie ihr Daddy, soweit ich das beurteilen kann. Ich
seh sie nämlich so gut wie nie.«
    Ahnung Nummer zwei bestätigt.
    Â»Tut mir leid, das zu hören, aber schön, dass du zurechtkommst.« Ich
zuckte mit den Achseln.
    Â»Und du, Dorrie Mae? Was hat sich bei dir getan? Ich wette, du und
Steve, ihr habt inzwischen ’ne ganze Footballmannschaft. Ihr seid weggezogen,
stimmt’s?«
    Als ob ihr das in dem kleinen Ort hätte entgehen können! Warum hörte
sie nicht auf, mich Dorrie Mae zu nennen? Ich war über dreihundert Kilometer
weggezogen, um endlich den Namen loszuwerden, den ich in der Schule gehasst
hatte. Ich sah zu Miss Isabelle hinüber, deren Mundwinkel zuckten. Wenn sie
mich im Auto Dorrie Mae nannte, würde ich einen Schreikrampf bekommen, das
stand fest.
    Â»Das Footballteam hast eher du. Ich hab bloß zwei Kinder, einen
Jungen und ein Mädchen. Wir leben in Arlington. Steve und ich, wir sind auch
getrennt.«
    Â»Schade«, sagte Susan mit Mitleidsmiene – als hätte sie mir nicht
gerade ihre eigene jämmerliche Geschichte erzählt! »Du und Steve. Ich und Big
Jim.« Sie stieß einen lauten Seufzer aus. »Weißt du noch, wie beliebt ich und
Steve in der Schule waren? Zeigt mal wieder, dass das gar nichts heißt. Ich
dachte immer, wir vier, wir hätten das Glück gepachtet.«
    Â»Ich auch, Susan. Aber jetzt müssen meine Freundin und ich los. Wir
haben eine lange Fahrt vor uns.«
    Â»Wo soll’s denn hingehen? Und wer ist die nette Dame

Weitere Kostenlose Bücher