Zuchthengst zu verkaufen
schneller wir handeln, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass er Dir zumindest einen Teil davon noch zurückzahlen kann.“
Kate machte ein bekümmertes Gesicht, also versuchte Scott sie aufzumuntern.
„Hilfst Du uns bei unserer Schatzsuche? Es könnte tatsächlich ein wahrer Schatz versteckt sein.“
Seufzend gab sie sich geschlagen. In letzter Zeit hatte sie viel zu viel Zeit für die Belange der Ranch eingesetzt und ihren Laptop kaum mehr geöffnet. Es würde wieder eine lange Nacht werden, um die verpasste Zeit aufzuholen.
„Ich suche oben, Ihr könnt Euch hier unten umsehen.“ Damit verschwand Grant zwei Tritte immer auf einmal nehmend im oberen Stockwerk.
Das Hauptschlafzimmer im Erdgeschoss war nach dem Büro der logische Ort, um nach einem Tresor zu suchen. Bilder hingen keine. Man konnte aber deutlich die Umrisse erkennen, wo früher welche gehangen haben mussten.
„Hast Du alle Bilder verkauft?“ erkundigte sich Scott.
„Nein – die waren schon alle weg, als ich hier ankam.“
„Auch Möbel scheinen einige zu fehlen. Sieh nur die Eindrücke auf dem Teppich.“
„Wenigstens steht das Bett noch drin.“
Beide sahen gleichzeitig zum altertümlichen Himmelbett, das aussah, als stünde es länger hier als das Haus und könne von einer bewegten Vergangenheit berichten. Etwas in der Atmosphäre des Raumes verlagerte sich. Hatte Scott schon immer so nahe neben ihr gestanden? Sie war mit ihnen ein Meter fünfundsechzig von durchschnittlicher Grösse, trotzdem musste sie den Kopf in den Nacken legen, um zu Scott hochzusehen. Und was sie da sah, liess ihren Atem stocken. Seine blauen Augen hatten sich verdunkelt, sein sinnlicher Mund war leicht geöffnet. Sie konnte nur noch die gleichmässig geschwungenen Lippen anstarren. Jeder rationale Gedanke hatte sie längst verlassen.
Langsam, wie in Superzeitlupe kamen die Lippen näher und näher. Schon konnte sie seinen Atem in ihrem Gesicht fühlen, gleich würde sie seine weichen Lippen auf den ihren fühlen–
„Jungs! Ich habe was gefunden! Das solltet Ihr Euch ansehen!“
Irvings laute Stimme dröhnte von der Küche her in ihre traute Zweisamkeit und holte sie auf einen Schlag, der fast körperlich schmerzte, aus ihrer Wolke, die wie eine Seifenblase zerplatzte. Scott streckte sich abrupt zu seiner vollen Grösse und Kate machte einen Schritt zurück. Nach ein paar peinlichen Sekunden brach Kate das Schweigen.
„Wir sollten uns Irvings Entdeckung wohl ansehen.“
Widerstrebend gingen sie in die Küche und trauerten insgeheim der verpassten Chance nach, von den Lippen des anderen gekostet zu haben.
„Ich habe diese Blechbox gefunden.“
Irving legte eine verrostete Dose auf den Tisch. Als niemand Anstalten machte, sich dem Tisch zu nähern, hob Irving den Deckel selber hoch. Zum Vorschein kamen jede Menge Papiere, die fein säuberlich in diverse Plastikhüllen verpackt waren.
Grant löste sich als erster aus seiner Starre der Verwunderung und nahm die verschiedenen Bündel heraus.
„Das sind genau die Papiere, die wir gesucht hatten! Wo hast Du sie gefunden?“
„Im Boden der Sattelkammer. Dort ist der Modergeruch besonders arg. Deshalb ist wohl das Scharnier durchgerostet und als ich auf eine besonders empfindliche Stelle trat, gab das Eisen nach und ein Teil des Bodens sackte nach unten weg. Wenn ich nicht zufällig darauf getreten wäre, hätte ich niemals bemerkt, dass dort ein verborgener Leerraum war.“
Während Scott sich von Irving den Boden in der Sattelkammer zeigen liess, gingen Grant und Kate ins Büro und packten die ganzen Papiere aus.
„Das hier sind die Ausdrucke einer Bank.“
„Genau danach haben wir gesucht. Scott hatte schon öfters eines von Sam O’Learys Zuchtpferden gekauft und hat mir heute glaubhaft versichert, dass er das Geld immer auf ein Bankkonto in der Schweiz überwiesen hatte. Deshalb kamen wir überhaupt auf die Idee mit dem Tresor.“
„Die Papiere sind über ein Jahr alt. Also war mein Grossonkel wahrscheinlich der Letzte, der sie in den Fingern gehalten hatte.“
„Ein Glück, dass Tweet davon nichts gewusst hatte – ich hoffe jedenfalls, dass er davon keine Kenntnis hatte, sonst hätte er bestimmt auch Wege und Mittel gefunden, um dieses Konto leerzuräumen.“
„Hier steht eine Telefonnummer – am besten rufe ich an und frage nach, welche Transaktionen in den letzten zwölf Monaten verbucht worden sind.“
Gespannt hörte Grant Kates Seite des Telefonats mit und wartete darauf,
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