Zuchthengst zu verkaufen
dass sie ihn auch über die Antworten des Bankers informierte. Seufzend legte sie auf.
„Ich konnte rein gar nichts erfahren. Ich habe offiziell keine Bankvollmacht und von Sams Ableben wussten die in der Schweiz nichts.“
„Das ist gut, das ist sogar sehr gut. Wenn sie nichts von Sams Tot wissen, dann hat Tweet ihnen nichts davon erzählt – weil er von dem Geld nichts geahnt hatte.“
„Hoffentlich – nun kommt aber der schlechtere Teil der Mitteilung: Ich muss beweisen können, dass Sam tot ist und mir als Alleinerbin das Geld auf dem Konto zusteht. Ich solle mich an einen Notar in der Schweiz wenden. Bis das alles geklärt sei, sei das ganze Geld auf dem Konto eingefroren.“
Kate seufzte.
„Wenn die Summe auf dem Papier dem jetzigen Kontostand entspricht, sind meine Geldsorgen nur noch wage Erinnerungen. Dann ist die Ranch gerettet. Aber wenn sich die Bürokratie in der Schweiz ebenso viel Zeit lässt, wie sie es hierzulande tut, wird mir das Geld nichts mehr nützen, dann wird es für die Ranch zu spät sein.“
Sie sah sinnierend auf ihre Hände und schien einen Entschluss zu fassen.
„Bitte entschuldige mich. Ich habe noch etwas anderes zu tun.“
Damit schritt sie aus dem Zimmer und überliess es Grant, die restlichen Papiere zu sichten und zu ordnen. Es befanden sich Wertpapiere darunter, Stammbaumzertifikate der edelsten Pferde und eine Kopie des geologischen Berichts – dieser war vollständig.
Kapitel 5
Obwohl seit einigen Tagen auf der Ranch hart gearbeitet wurde und jeder sein Bestes gab, gab die Liegenschaft immer noch ein trauriges Bild ab. Graham war ganz erschüttert, als er nur wenige Stunden nach Kates Hilferuf auf das Gelände fuhr. Zwar hatte er keine detaillierten Kenntnisse von Sams Hinterlassenschaft, aber eine grobe Aufstellung hatte er in New York aufgesetzt. Darunter waren diese Ranch mit hundertzwanzig Zuchtpferden, eine Liegenschaft auf den Hamptons und ein ansehnliches Barvermögen. Insgesamt hatte Sam sein Vermögen auf rund fünfundzwanzig Millionen Dollar geschätzt. Und das hier sollte das Heim des Multimillionärs gewesen sein?
Beim kurzen Blick in den vordersten Stall fand er diesen nicht nur vollkommen verschmutzt, sondern auch leer vor. Im zweiten Stall standen wenigsten ein paar Pferde und man sah, dass hier geputzt worden war. Aber sauber war es noch lange nicht. Er rief den Pferdepfleger zu sich, der gerade einen Hengst sattelte. Zu seiner Verblüffung sprach dieser mit unverkennbar schottischem Akzent.
„Guten Tag, wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Hallo, ich bin Graham, der Anwalt von Frau O’Leary. Arbeiten Sie schon lange hier?“
„Seit ein paar Tagen.“
„Wie viele Pferde hat es insgesamt?“
„Achtunddreissig – es haben alle überlebt.“
„Wie bitte?“
„Es leben noch alle.“
„Das möchte ich hoffen! Sie wissen nicht zufällig, wieviele Pferde es früher waren?“
„Es hat insgesamt hundertdreissig Pferdeboxen und soweit ich mich erinnere, hatte Sam fast alle gefüllt.“
„Sie haben auch schon für den Vorbesitzer gearbeitet?“
„So kann man das eigentlich nicht sagen – wir haben gemeinsam Geschäfte gemacht.“
„Welche Art von Geschäften denn?“
„Wozu müssen Sie das wissen?“
Jetzt wirkte der Anwalt etwas verlegen. Offensichtlich hatte er das Gespräch in zu persönliche Gefilde geleitet. Deshalb grinste er breit und meinte nur: „Ach vergessen Sie’s. Wo finde ich die Chefin?“
***
„Kate, es ist toll Dich wiederzusehen. Du siehst besser aus – nicht mehr gar so bleich.“
Graham umarmte sie wie eine alte Freundin, zu der sie im vergangenen Jahr auch geworden war. Als ihr einziger Besucher während dem schmerzlich langen Spitalaufenthalt, war er auch zu ihrer einzigen Vertrauensperson herangewachsen.
„In Deinem Stall hat es einen ganz komischen Kauz. Der spricht schottisch und redet in Rätseln. Er hat so etwas gesagt, wie: es seien ihm keine Pferde weggestorben. Und dann hat er zwar zugegeben, Sam O’Leary zu kennen, stritt aber ab, je für ihn gearbeitet zu haben.“
Kate grinste breit.
„Im Moment arbeiten ausschliesslich Schotten auf meiner Ranch.“
Es schwang so etwas wie Stolz in ihrer Stimme mit, was Scott in der Seele wohl tat, der hinter Graham das Haus betreten und die herzergreifende Begrüssung mit aufflammendem Zorn beobachtet hatte. Vor ein paar wenigen Stunden hatte sie ihn fast geküsst und nun warf sie sich diesem Dödel in seinem ‚
Weitere Kostenlose Bücher