Zuchthengst zu verkaufen
gleich mehrere.“
Wiederum sass ihre wachsende Gruppe um den Esstisch und besprach die aktuelle Situation. Graham hatte sich längst der Jacke und Krawatte entledigt und mit den obersten Knöpfen geöffnet und den Hemdsärmeln hochgekrempelt wirkte er zwischen Kate und den Schotten wie einer von ihnen.
„Das Wasserproblem zuerst: Morgen früh fahre ich gleich hin. Die offenen Kosten für das vergangene Jahr belaufen sich auf knapp zweitausend Dollar. Da sie erst handeln, sobald das Geld eingetroffen ist, wird es das Beste sein, es persönlich vorbeizubringen. Damit sollte ich zumindest erreichen, dass Ihr morgen vor dem Abendessen duschen könnt.“
Auf Grahams Ankündigung folgten freudige Pfiffe, Gelächter und dankbares Schulterklopfen.
Es stimmte schon, ohne eine gründliche Dusche wurde man den Geruch nach Pferd und Stall nicht ganz los. Zudem wechselte man die Kleider nicht so fleissig, wie wenn man sie ganz einfach in die Waschmaschine stopfen konnte. Aber in Anbetracht dieser erschwerten Bedingungen, roch es am Tisch gar nicht so schlecht – im Gegenteil: Der himmlische Geruch von Kates Rindereintopf überlagerte alles andere.
„Grant hat derweil stichprobenweise drei Rechnungen aus dem Stapel gezogen, um sich nach dem Stand der Geschäfte zu erkundigen.“
Damit sah er Scotts älteren Bruder auffordernd an und liess diesen seine Erkenntnisse selber erzählen.
„Alle drei Lieferanten haben im ganzen letzten Jahr keinen einzigen Cent gesehen. Sie sahen sich schliesslich gezwungen, eine Betreibung einzuleiten.“
„Was bedeutet das?“ fragte Kate in die Stille hinein, die auf Grants Offenbarung folgte, weil nun auch die anderen zu essen aufgehört hatten. Es war nicht einfach, in dieser Situation seinen Appetit zu bewahren.
Nun ergriff wieder der Anwalt das Wort, denn eine Betreibung gehörte ganz klar in sein Betätigungsfeld:
„Ich habe beim Betreibungsregisteramt angefragt – es laufen insgesamt einundzwanzig Betreibungen gegen Dich.“
„Einundzwanzig?“
„Wie viele es sind ist nicht so wichtig, wichtig ist nur, dass wir die Höhe der geschuldeten Gesamtsumme in Erfahrung bringen.“
„Wie lange noch, bis hier alles versteigert wird?“ Scotts Stimme tönte sehr ernst und obwohl er leise gesprochen hatte, hatte er damit die Aufmerksamkeit aller auf sich gezogen.
„Hier wird nichts versteigert!“ Kate hatte sich als erste vom einsetzenden Schock erholt, fügte aber dann unsicher hinzu: „Oder doch?“
„Natürlich nicht“ meinte Graham beruhigend und warf Scott einen bösen Blick zu. „Wir werden gleich morgen jedem der einundzwanzig Gläubigern einen Teil der Schulden zurückzahlen. Damit können wir die Verfahren um ein paar Wochen aufschieben.“
„Geld ist aber im Moment noch Mangelware“, meinte Kate tonlos.
„Ich brauche für diese Aktion nicht viel Geld – ein paar Dollar pro Gläubiger. Damit stimmt dann die geschuldete Summe auf den Schuldscheinen nicht mehr und das Betreibungsverfahren muss neu eingeleitet werden. Es löst zwar unsere Probleme nicht langfristig, aber wir können uns damit wenigstens etwas Zeit verschaffen und hoffen, dass die schweizer Behörden sich inzwischen beeilen.“
„Was ist mit meinem schweizer Bankkonto?“
„Darum kümmere ich mich gleich morgen. Ich kenne zwei Anwälte aus Bern, die ich auf einer Tagung kennengelernt habe. Aber wegen der Zeitverschiebung konnte ich dort noch nicht anrufen.“
Als geklärt war, dass die Ranch nicht unmittelbar vor dem Ruin stand und sie Kate höchstwahrscheinlich erhalten blieb, langten alle nochmals herzhaft zu und bald war auch die gelöste Stimmung wiedergekehrt. Jeder hier gab sein Bestes für die Ranch und die verbleibenden Tiere – so etwas schweisste zusammen.
***
Freiwillig half Irving Kate beim Abwasch – hoffentlich zum letzten Mal, denn morgen sollte der Geschirrspüler einsatzbereit sein – und die Brüder Mclean setzten sich mit Graham bei einem Glas Whisky ins Wohnzimmer.
„Hör zu – raunte Scott. Wir strecken sämtliche Kosten vor. Sag aber Kate nichts davon, sonst könnte sie das Angebot ablehnen.“
„Das wird nicht notwendig sein. Ich gehe davon aus, dass sie mir alles irgendwann erstatten kann und sonst habe ich wenigstens einmal ein paar Spesen, die ich von der Steuer absetzen kann.“
„Ganz schön üppige Spesen.“ warf Grant lächelnd ein und beobachtete, wie sein jüngerer Bruder sich mit dem Anwalt um das Vorrecht stritt, Kate den Betrag
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