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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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seiner anderen Seite unter.
    »Na, wie war dein Tag, seid ihr weitergekommen?«, fragte sie, hatte aber auf den ersten Blick in sein Gesicht erkannt, dass ihren Oskar irgendetwas mächtig umtrieb.
    »Stell dir bloß vor ...«, begann er, um von seinen wilden Träumen zu berichten, merkte aber, dass sie bereits schon vor ihrer Haustüre waren und winkte wieder ab: »Nein, das muss ich dir in aller Ausführlichkeit erzählen, lass uns erst mal reingehen oder, noch besser, ich hole auch schnell mein Rad aus dem Keller und wir fahren rüber nach Neureut zu unserer Pizzeria. Was hältst du davon?«
    Carla Lindt war zwar für den Heimweg von ihrer Arbeitsstelle schon eine knappe Viertelstunde auf dem Rad gesessen, aber bei dem schönen Wetter des beginnenden lauen Frühlingsabends hatte sie gegen eine kleine Tour nichts einzuwenden.
    Gemächlich traten die beiden in die Pedale. Als sie in die Rintheimer Querallee eingebogen waren und im Schatten der harzig duftenden Kiefern nebeneinander quer durch den Hardtwald radelten, begann der Kommissar zu berichten.
    »Also, du kennst doch diese eine große alte Eiche im Schlossgarten, du weißt schon wo – ja, genau, unter die ich mich manchmal setze, um in aller Ruhe nachzudenken. Ich bin sicher, dieser Baum hat mir heute was erzählt.«
    Er ging zuerst noch auf das Haus des verstorbenen Richters ein, das er mit Paul Wellmann zusammen am Vormittag besichtigt hatte und sprach dann in allen Einzelheiten von seinem Tag-Traum unter dem rauschenden Dach aus Eichenblättern.
    Ab und zu, wenn andere Radfahrer entgegenkamen, mussten die beiden hintereinander fahren und die Erzählung wurde kurz unterbrochen. Der Kommissar ließ aber keine Kleinigkeit aus, Carla fragte gelegentlich dazwischen, wenn sie etwas nicht gleich verstand und so waren sie schon kurz vor den ersten Häusern von Neureut am Waldrand, als Oskar Lindts Traum-Story vollständig war.
    Plötzlich mussten beide scharf bremsen, denn unmittelbar vor ihnen brach ein rotbrauner Rehbock in hoher Flucht aus dem Dickicht der Traubenkirsch-Büsche, überquerte mit zwei langen Sätzen die Allee und verschwand eilig im Unterholz auf der anderen Seite.
    »Hast du diese beiden Hörner gerade gesehen? Klein, krumm und verdreht?«, rief der Kommissar ganz erregt seiner Frau zu und auch ihr war nicht entgangen, dass der recht schwache Bock ein eher abnormales und kümmerliches Gehörn trug.
    »So in etwa musst du dir die Teufelshörnchen auf dem Kopf von diesem Baumbach vorstellen ... und schwarz waren sie, kohlschwarz ... und wachsen habe ich sie gesehen, richtig aus dem Kopf heraus haben sie sich gedrückt und sind immer größer geworden!«
    Carla Lindt schüttelte nur den Kopf und kommentierte beim Weiterfahren: »Da hat dein Unterbewusstsein wohl ganze Arbeit geleistet.«
    Und schließlich, als ihr Mann die abgestellten Räder vor der Pizzeria mit einer stabilen Kette zusammenschloss, meinte sie: »Das passt aber gut, dieser Baumbach als der Leibhaftige mit Bockshörnern – ich hab dir ja schon gesagt, was ich von dem halte.«
    Er nickte nur stumm und strebte auf die Eingangstür von ›Mamma Giovanna‹ zu, doch seine Frau hielt ihn zurück: »Sollen wir nicht lieber hier draußen ...?«
    »Natürlich, bei dem tollen Wetter, wenn dich der Verkehr nicht stört«, stimmte er ihr zu und suchte einen Zweiertisch auf der fast vollbesetzten, leicht erhöhten Terrasse.
    »Ist doch beruhigte Zone hier«, meinte sie, »und die paar Autos, die langsam durchfahren, so schlimm ist das nicht.«
    Auch Lindt liebte es, in Straßencafés zu sitzen und die vorbeiflanierenden Leute zu beobachten. Manchmal allerdings kam es vor, dass er vor lauter Schauen glatt vergaß, sich mit seiner Frau zu unterhalten. Ein kurzes: »Hey, ich bin auch noch da!«, war dann nötig, um den neugierigen Kommissar wieder in einen höflichen Ehemann zu verwandeln.
    »Braucht ihr die Speisekarte, oder ...?« Eine freundliche dunkelhaarige Frau um die fünfzig war unbemerkt von hinten an den Tisch getreten.
    »Hallo Giovanna, schön, dass uns die Chefin selbst begrüßt«, freuten sich die Lindts, die schon viele Jahre hier Stammgäste waren. »Bring uns bitte ›wie immer‹, du weißt schon!«
    »Ich hätte auch fast nichts anderes erwartet«, meinte die italienische Wirtin und schaute zu Carla, »also, einmal unsere hausgemachte Lasagne ...«
    »Genau! Wir haben schon oft versucht, sie zu Hause nachzukochen, aber so wie bei dir gelingt es uns halt nie.«
    »Tja«,

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