Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
Vom Netzwerk:
schmunzelte Giovanna, »ihr wisst ja, dazu muss man nicht nur das richtige Rezept und die besten Zutaten haben, sondern ...«
    Lindt unterbrach sie: »Ja, ja, man muss in Italien geboren sein und statt Blut Tomatensugo in den Adern haben.« Diesen Spruch hatten sie immer wieder hören müssen, wenn sie versuchten, der Wirtin eines ihrer Rezepte abzuluchsen.
    »Für mich bitte deine berühmte Pizza Gorgonzola – wie immer, eben.«
    Die Wirtin notierte noch rasch Salat und Rotwein und eilte wieder zurück zur Theke.
    Schon vor Jahren, als die Kinder noch kleiner waren, hatte Familie Lindt diese Pizzeria zu ihrem Stammlokal gemacht. Kein Nobel-Italiener mit weißen Tischdecken, Stoffservietten und astronomischen Preisen, sondern ein familienfreundliches kleines Ristorante, in dem sie sich wohlfühlen konnten und wo mit Herz und guten Zutaten gekocht wurde. Selbst jetzt als Studentinnen ließen sich die Töchter gerne von ihren Eltern zu einer sonntäglichen Radtour überreden, wenn ›Mamma Giovanna‹ das Ziel war. Ein kurzer Besuch in der Küche war dann obligatorisch, aber dennoch war es noch niemandem gelungen, hinter die wohlbehüteten Rezeptgeheimnisse zu kommen.
    Es war viel Betrieb im Lokal und die Tische auf der Terrasse fast vollständig besetzt, so dass Lindt nur sehr leise weiter über die Ereignisse des Tages sprechen konnte, um das Mithören der anderen Gäste zu vermeiden. Schließlich ließ er es ganz. Seine Frau verstand, begann dann aber ihrerseits vom Telefonat mit einer weit entfernt wohnenden, allein lebenden Tante zu erzählen, der es gesundheitlich anscheinend nicht gut ging und die sie in der Mittagspause angerufen hatte.
    »Oskar, du hörst mir ja schon wieder nicht zu«, gab sie ihm unter dem Tisch einen leichten Stups ans Schienbein.
    »Doch, doch, ich habe alles mitbekommen, aber meine Ansicht zu Tante Alma kennst du ja. Sie klagt schon zwanzig Jahre, dass sie sterbenskrank sei und wahrscheinlich wird sie das auch noch die nächsten zwanzig Jahre mach...«
    Mitten im Wort stockte der Kommissar und zuckte zusammen: »Das ist doch ...«
    Carla suchte seinem Blick zu folgen, der in einiger Entfernung an der Straße etwas entdeckt haben musste. Nach wenigen Sekunden hatte sie auch bemerkt, was ihrem Mann gerade aufgefallen war: »Ist das da vorne nicht dein Dienstwagen, der Citroën?«
    »Genau«, bestätigte Lindt ganz leise, fast flüsternd, »das kann eigentlich nur der Jan sein, mein Mitarbeiter. Ich möchte bloß wissen, was der hier macht?«
    »Du hast doch Feierabend, Oskar«, begann Carla, aber sie wusste genau, dass ihr Mann sich selbst nie ganz frei gab, wenn er in einem aktuellen Fall ermittelte. In Gedanken war er immer an der Sache dran und abschalten konnte er nur, wenn sie weit weg im Urlaub waren.
    »Moment bitte, das muss ich jetzt wissen«, bat er um Verständnis und stand trotz des eben servierten Salates auf, um einige Meter nach hinten zu gehen, von wo er ungestört telefonieren konnte.
    »Hallo Chef, was gibt’s?«, tönte Sternbergs Stimme aus dem Handy des Kommissars.
    »Seid ihr gerade in Neureut?«, fragte Lindt in gedämpftem Ton.
    »Ja, aber woher wissen Sie ...?«
    »Dann habe ich ja doch richtig gesehen. Meine Frau und ich, wir sitzen gerade auf der Terrasse vom ›Mamma Giovanna‹, hundert Meter hinter euch. Was treibt ihr denn hier? Du solltest dich doch mal ablösen lassen?«
    »Na, der Baumbach, dem sind wir durch die halbe Stadt gefolgt, der ist jetzt grad da rein in so einen Laden.«
    »Was für ein Laden denn, die Geschäfte haben doch schon zu?«
    »Nein, nicht zum Einkaufen, das ist ... das muss so eine Spielhalle sein. Sie wissen doch, Chef, mit Flipper, Billard, Automaten und so weiter.«
    Lindt pfiff leise durch die Zähne und musste erst mal kurz nachdenken. Ein Rechtsanwalt, der sich in einer Spielothek aufhielt? Da traf er sich aber sicherlich weder mit Mandanten noch mit Berufskollegen. Möglicherweise war das die Erklärung für Baumbachs Finanzprobleme. Oder vielleicht kamen die Probleme überhaupt erst da her?
    Blitzschnell gingen dem Kommissar zig verschiedene Theorien durch den Kopf.
    »Kannst du dranbleiben, Jan?«, fragte er schließlich durchs Handy.
    »Natürlich, Chef, der Kollege ist schon rein und ich gehe auch mal gleich schauen, was der feine Herr Anwalt da so macht.«
    »Gut, aber verhaltet euch ganz unauffällig, wirklich nur beobachten. Ihr wisst ja, ich kann nicht mitkommen. Paul und mich kennt er schon.«
    »Keine Sorge, Chef«,

Weitere Kostenlose Bücher