Zuckerblut
antwortete Sternberg beruhigend und aus seiner Stimme klang der Unterton von Eifer, auf einer heißen Spur zu sein. »Keine Sorge, Sie können sich ganz auf uns verlassen, wir machen das schon. Wir schauen uns nur ein wenig um.«
»Na ..., hoffentlich ...«, antwortete Lindt zögerlich mit leisem Zweifel, denn für Action war sein junger Mitarbeiter immer zu haben.
Er wollte schon auflegen, da kam ihm blitzartig noch eine Idee: »Jan, Jan, bist du noch dran? Also, falls es sich machen lässt, wirklich nur, wenn der Baumbach nichts merkt, könnt ihr vielleicht seine Fingerabdrücke ...? Vielleicht auf einem Glas oder so? Aber er darf keinesfalls was mitbekommen!«
»Super-Einfall, Chef«, tönte Sternberg aus dem Handy des Kommissars. »Das schaffen wir bestimmt und jetzt lassen Sie mal ihre Pizza nicht kalt werden.«
Lindt drückte auf seinen Apparat, um das Gespräch zu beenden und schaute anschließend mit leicht unsicherem Blick zuerst in Richtung des Dienstwagens und dann zu seiner Frau, die ihn mit recht kritischem Gesichtsausdruck während des ganzen Telefonats beobachtet hatte.
»Tut mir Leid, ich erklär’s dir später«, versuchte er sein ungemütliches Verhalten zu entschuldigen, doch Carla nickte nur: »Hab mich schon an solche Situationen gewöhnt, ist ja nicht das erste Mal.« Und insgeheim war sie innerlich, auch ohne es deutlich zu zeigen, immer ein klein wenig stolz auf die erfolgreiche Arbeit ihres Oskars.
»Muss ja ein langer und interessanter Abend gewesen sein, gestern«, begrüßte Lindt am kommenden Morgen Jan Sternberg, der ganz gegen seine sonstige Gewohnheit erst kurz vor neun ins Büro kam. »Hat es sich denn gelohnt?«
»Auf jeden Fall, Chef, wir wissen jetzt einiges über diesen Baumbach«, kam die Antwort und er legte zwei Plastikbeutel auf den Tisch.
»Die Fingerabdrücke haben wir sicherlich hier auf der leeren Zigarettenschachtel und zum Vergleich auch noch auf diesem Glas.«
Lindt hob die durchsichtigen Tüten hoch und betrachtete die goldene Schachtel der Tabakmarke: »Ach, Dunhill raucht der Herr Anwalt, vornehm, vornehm! Von der Firma habe ich auch schon Pfeifentabak probiert, die klassisch-englische Richtung, nicht so mein Geschmack.«
Sternberg nahm die andere Tüte mit einem breiten stabilen Glas darin: »Und dem teuren Whisky hat er auch ziemlich zugesprochen. Mindestens vier bis fünf hatte er schließlich intus und noch anderes dazu. Der Wirt hat ihm dann die Autoschlüssel abgenommen und ein Taxi besorgt.«
»Ließ er das einfach so mit sich machen?«
»Das hat uns auch gewundert, aber als der Baumbach gegangen war, ist der Kollege dem Taxi gefolgt und ich habe mich ein wenig mit dem Kneipenpächter unterhalten. Als er meinen Dienstausweis gesehen hat, wurde er dann ganz gesprächig und hat bereitwillig Auskunft gegeben. Ich musste mich natürlich zu erkennen geben, auch, um das Glas und die Zigarettenschachtel mitnehmen zu können.«
Lindt unterbrach ihn und griff zum Telefonhörer: »Wart mal einen Moment, ich will erst kurz einen Boten bestellen, der die beiden Tüten zur Untersuchung ins Labor bringt und dann möchte ich deinen Bericht in aller Ausführlichkeit hören.«
Das Telefonat erübrigte sich, da gerade die Eingangspost gebracht wurde und Lindt diesen Beamten gleich mit dem Laborgang beauftragte.
»Also, Jan, erzähl weiter, wir sind gespannt«, ermunterte der Kommissar seinen Mitarbeiter, fortzufahren und auch Paul Wellmann zog sich einen Schreibtischstuhl heran, um alles mitzubekommen.
»Also, am besten von vorne«, begann Sternberg. »Als Sie mich angerufen haben, Chef, war der Kollege ja schon reingegangen in diese Spielhalle. Ich bin ihm dann gleich gefolgt und wie einige andere Gäste war auch der Baumbach an den Automaten beschäftigt. Scheint wirklich ein Profi zu sein, denn drei solcher Kisten hat er immer parallel bedient. Er war ganz konzentriert auf die Anzeigen und nur, wenn sein Whisky leer oder das Kleingeld aus war, ging er an die Theke. Den Wirt schien er recht gut zu kennen, sie haben sich geduzt, aber eine größere Unterhaltung hat nicht stattgefunden.«
»Hat er denn auch was gewonnen?«, wollte Paul Wellmann wissen.
»Na ja, gewonnen ...«, Sternberg zögerte etwas, »einmal hat’s geklimpert und bei einem seiner drei Automaten kamen ein paar Münzen raus, vielleicht zehn oder zwanzig, schätze ich. Wie viel Geld es dann tatsächlich war, haben wir allerdings nicht genau sehen können. Auf jeden Fall musste er öfter
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