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Zuckerblut

Zuckerblut

Titel: Zuckerblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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mal beim Wirt wechseln, um wieder Kleingeld zu haben, also hat er unterm Strich sicherlich mehr verloren als gewonnen.«
    »So sind diese Automaten ja auch eingestellt.«
    »Woher willst du das denn wissen, Paul?«, fragte Oskar Lindt interessiert. »Bist du seit neuestem Experte auf dem Gebiet?«
    »Ach so, du denkst, weil ich auch in Neureut wohne, verbringe ich meine Abende in dieser Spielkneipe. Nein, nein, keine Angst, so frustriert bin ich über meine knappen Beamtenbezüge nun doch noch nicht, dass ich schon der Spielsucht verfallen wäre.«
    »Und was denkst du über den Baumbach in dieser Hinsicht, Jan?«, wandte sich Lindt wieder an Sternberg. »Hat der Kneipenwirt gesagt, wie oft er kommt?«
    »Klar doch, der hat mir alles erzählt. Der Anwalt war schon jahrelang Stammgast in diesem Etablissement und ist manchmal jeden zweiten Abend gekommen. Da ist der Gedanke an Spielsucht gar nicht so abwegig. Er hatte wohl vor zwei oder drei Jahren wirklich mal einen größeren Betrag gewonnen, als sich in einem der Automaten viel angesammelt hatte, aber seither war das Ganze mehr ein Draufleggeschäft. Der Wirt scheint seine Gäste recht gut zu beobachten, denn er konnte genau erkennen, wie es bei Baumbach nach und nach finanziell enger wurde.«
    Lindt nickte, denn auch er war gewöhnt, aus dem Äußeren eines Menschen Rückschlüsse auf seine weiteren Lebensumstände zu ziehen: »Bestimmt wurde er immer ungepflegter, schlechter rasiert, die Kleidung mehr und mehr schmuddelig, muffiger Geruch und so weiter.«
    »Genau, Chef«, bestätigte Jan Sternberg die Einschätzung seines Vorgesetzten. »Genau so hat es mir der Wirt beschrieben. Bis vor ungefähr zwei Monaten, da ging es plötzlich wieder bergauf. Der Baumbach hatte wieder mehr Geld, neues Auto, besser gekleidet, anscheinend richtig auffällig.«
    »Das passt ja genau zum Zeitpunkt seiner Erbschaft«, konstatierte Paul Wellmann, »aber mir ist dann trotzdem schleierhaft, wie er in den zurückliegenden Jahren weiterhin als Rechtsanwalt arbeiten konnte. So ein heruntergekommener äußerer Eindruck muss doch jeden potentiellen Mandanten in die Flucht schlagen.«
    »Vielleicht war es ja auch so«, meinte Sternberg.
    »Zum Bild der krankhaften Spielsucht passt das alles recht gut«, begann Lindt jetzt zusammenzufassen. »In allen Lebensbereichen eine stetige Abwärtsbewegung, kleinere Gewinne machen dazwischen wieder kurzfristig Hoffnung, aber der Abfall danach ist dafür umso stärker. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass unser Anwalt ohne die Erbschaft unmittelbar vor seinem finanziellen Ende gestanden wäre und damit hätten wir natürlich ein klassisches Motiv für Verbrechen aller Art.«
    Wellmann stimmte zu: »Das würde zu den Ergebnissen meiner Recherchen passen, die ich dir gestern Nachmittag am Handy durchgegeben habe, Oskar.«
    »Ach ja, da, wo ich im Schlossgarten diesen Traum hatte«, antwortete Lindt etwas unüberlegt und wie aus der Pistole geschossen fragten seine beiden Kollegen: »Traum, welcher Traum denn?«
    »Ach, nichts ...«, versuchte der Kommissar auszuweichen, doch Wellmann und Sternberg blieben hartnäckig und bestanden darauf, dass ihr Chef auch noch die letzte Kleinigkeit seines zwar kurzen, aber dennoch umso schockierenderen Nickerchens preisgab. »Ein Glück, dass ich diesen Fußball an den Kopf bekommen habe. Wer weiß, was ich noch alles hätte mitmachen müssen«, schloss er seinen Bericht.
    »Ich sehe schon die Schlagzeile in der Zeitung«, witzelte Paul Wellmann: »Kripo-Kommissar Lindt löst Fälle im Schlaf – neue Ermittlungsmethode bei der Karlsruher Mordkommission.«
    »Schön wär’s, wenn wir eine Lösung hätten, aber das, was mir mein Gehirn da vorgegaukelt hat, war leider nur die Zusammenfassung unserer bisherigen Ergebnisse.«
    »Und die Einschätzung, was Sie von den einzelnen Beteiligten halten, Chef«, meinte Sternberg. »Zum Beispiel der Hilferuf des alten Richters, das geht schon in eine eindeutige Richtung.«
    »Wenn wir doch nur noch ein paar Indizien hätten, dann würde ich ihn sofort ausgraben lassen«, sinnierte Lindt, während er begann, die erste Pfeife des Tages zu stopfen.
    »Das kannst du getrost vergessen, Oskar. Ich habe gestern auch schon in dieser Richtung gedacht und einmal rumtelefoniert, wo der alte Baumbach denn überhaupt begraben ist. Auf dem Hauptfriedhof bin ich dann schnell fündig geworden, aber ...«
    »Was aber?«, fragte sein Vorgesetzter. »Ist er etwa ...?«
    »Genau, die Hitze im

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