Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
Vom Netzwerk:
das Eismassaker. Nachdenklich legt er den Kopf zur Seite. »Ich verstehe nicht, wo genau dein Problem liegt.«
    »Sag mal, hast du mir nicht zugehört?«
    »Doch« – Olli holt tief Luft –, »du redest ja seit einer Viertelstunde über nichts anderes.«
    Oh. Peinlich berührt weiche ich seinem Blick aus. Seit ich halb verheult vor Ollis Wohnungstür stand, habe ich in der Tat über nichts anderes als David, Cora und mein unerwartetes Beziehungsaus geredet.
    Eigentlich hätte ich darüber ja viel lieber mit Lissy gequatscht – quasi von Frau zu Frau. Aber leider war meine Freundin ausgeflogen. Darum musste Olli herhalten und sich meine Schimpftirade über die böse Männerwelt und David Vahrenberg im Speziellen anhören. Wahrscheinlich hält Olli mich mittlerweile für völlig hysterisch. Kann ich ihm nicht verdenken. Erst heule ich ihm die Schulter voll, nur um kurz danach wütend auf das arme Eis einzudreschen.
    »Warum hat David mir nicht erzählt, dass er aus Wismar weggehen will?«
    Olli verdreht die Augen. Ihm ist deutlich anzumerken, dass er allmählich die Geduld mit mir verliert. »Süße, glaubst du denn wirklich, dass an dieser Geschichte ein Körnchen Wahrheit dran ist?«
    »Cora hat es mir selbst gesagt«, beharre ich schmollend auf meinem Standpunkt und bohre einen Tunnel in die schmelzende Eismasse. Allerdings kommen mir langsam leichte Zweifel. Immerhin sprechen wir von Cora. Jener Cora, die erst vor ein paar Tagen meinen Bruder ausgenutzt hat, um auf die Geburtstagsfeier meiner Mutter zu kommen.
    »Seit wann ist Cora vertrauenswürdig?«, bläst mein bester Freund in das gleiche Horn.
    Hm, da hat er natürlich recht. Habe ich mich durch meinen verletzten Stolz zu sehr in der Angelegenheit verrannt? Fakt ist, David war bei Cora, da kann er leugnen, wie er will. Und das, obwohl er mir erzählt hat, er hätte lediglich einer »Kundin« ihre Fotos vorbeigebracht. Hat er Coras Namen bewusst verschwiegen, weil er wusste, dass ich auf sie nicht gut zu sprechen bin? Oder wollte er mich im Unklaren lassen, eben weil er mich mit ihr betrog? Und wenn David ihr wirklich nur die Fotoaufnahmen geben wollte? Wieso musste das unbedingt an einem Sonntag sein? Cora hätte sich die Bilder genauso gut morgen abholen können. Wozu diese Heimlichkeiten?
    Olli stöhnt laut auf, als ich ihn mit diesen Fragen löchere. »Das ist doch offensichtlich. Cora hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um einen Keil zwischen David und dich zu treiben. Und wie es aussieht, hat dieser Plan wunderbar funktioniert.«
    »Willst du mir damit allen Ernstes sagen, dass Cora eifersüchtig ist? Auf mich? « Ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht zu lachen. Allein die Vorstellung, dass Cora Schneider auf mich, Miriam Behrens, eifersüchtig sein könnte, ist zum Brüllen.
    Olli guckt mich bedeutungsvoll an. Offensichtlich meint er das todernst.
    »Echt jetzt?« Mir klappt die Kinnlade herunter.
    Olli beugt sich zu mir herüber. »Cora will Model werden. Und David verfügt aus seiner Zeit als Modefotograf über ein paar nützliche Kontakte. Was glaubst du, warum sie seit einer halben Ewigkeit um ihn herumscharwenzelt?«
    »David war Modefotograf?«
    »Ja, ist aber schon eine Weile her«, erwidert Olli schulterzuckend und gießt sich eine weitere Tasse Kaffee ein.
    »Und wieso erzählst du mir das erst jetzt?«, empöre ich mich mit hoher Quiekstimme.
    »Du hast mich nie gefragt.«
    »Na, schönen Dank auch!« Beleidigt schiebe ich die Unterlippe vor. Anscheinend bin ich grundsätzlich die Letzte, die wichtige Dinge erfährt. »Und was treibt jemand wie David ausgerechnet in Wismar? Das ergibt keinen Sinn!«
    Olli nimmt sich einen Apfel aus dem Obstkorb und beißt genüsslich hinein. Während er kaut, sieht er mich auf einmal so merkwürdig an, dass ich unruhig auf dem Hocker herumrutsche. Ein ganz flaues Gefühl breitet sich in meiner Magengegend aus.
    »Weißt du, was ich mich die ganze Zeit frage? Wieso du solch ein Theater veranstaltest, wenn David dir völlig schnuppe ist. Du wolltest auf Distanz gehen, um Schluss machen zu können. Deine Worte, übrigens. Was David tut oder wen er trifft, kann dir herzlich egal sein. Oder nicht?«, erkundigt Olli sich herausfordernd, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, das eine Reihe weißer Zähne entblößt.
    Missmutig verschränke ich die Arme vor der Brust. »Das hat damit nichts zu tun!«
    »Wenn du das sagst …«
    »Es geht ums Prinzip! David hat es nicht für nötig gehalten, mir reinen

Weitere Kostenlose Bücher