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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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    »Eine Kundin, ja?«, erkundige ich mich ruhig. Zu ruhig.
    Endlich löst sich David aus Coras Umklammerung. Er schiebt sie förmlich von sich weg. »Miriam, es ist nicht das, was du denkst.«
    »Ach nein, wirklich?« Ich ziehe bedeutungsvoll die Augenbrauen in die Höhe. »Soll ich dir was sagen? Das interessiert mich nicht. Wieso auch? Du bist mir schließlich zu nichts, zu absolut gar nichts verpflichtet.«
    »Miriam! Überleg dir, was du sagst!«
    Das bringt das Fass zum Überlaufen. Ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken, patsche ich David schwungvoll die Torte ins Gesicht.
    »Ich hoffe, es schmeckt!«
    Ich bin ein einziges wandelndes Klischee!
    Wie oft habe ich mich über Frauen in Büchern und Fernsehfilmen aufgeregt, wenn sie sich derart aufgeführt haben? Am Ende womöglich noch das große Heulen wegen eines Kerls bekamen, für den sie sich sowieso von Anfang an zu schade waren. Und jetzt benehme ich mich genauso! Gut, ich heule nicht. Noch nicht (und ich beiße mir höchstpersönlich in den Allerwertesten, wenn es dazu kommt!). Aber David die Torte mitten ins Gesicht zu klatschen ist mindestens ebenso schlimm wie diese albernen Storywendungen à la »heul, er mag mich nicht, wir müssen uns trennen, wir können nicht zusammen sein, heul, heul«.
    Ich möchte im Erdboden versinken. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich habe absolut kein Recht, mich derartig aufzuführen! David und ich sind nicht zusammen – also nicht richtig (eher gar nicht). Er ist mir zu nichts verpflichtet und kann sich amüsieren, mit wem er will. Das hat mich nicht die Bohne zu interessieren!
    Tut es aber, wie ich mir zähneknirschend eingestehe. Mehr, als es sollte.
    Im Grunde benehme ich mich gerade wie eine betrogene Frau. Kann man eigentlich betrogen werden, wenn man überhaupt nicht zusammen war? Egal, das ist mir zu kompliziert und tut nichts zur Sache. David wollte von sich aus meinen Freund spielen, und da darf ich ja wohl erwarten, dass er sich dementsprechend benimmt. Mich mit diesem Biest zu hintergehen ist alles andere als die feine englische Art. Das ist abartig und hinterhältig und – ich möchte vor Wut platzen. Ausgerechnet Cora. Unfassbar!
    Es ist noch keine zwölf Stunden her, da hat er mich geküsst, dass mir die Luft wegblieb. Von wegen nur Alibiküsse. Pah! Für einen Moment habe ich wirklich geglaubt, dass da mehr zwischen uns ist. Himmel, wie naiv bin ich eigentlich? Dachte ich allen Ernstes, eine Chance bei David zu haben? Mann, ich muss wirklich komplett bescheuert sein!
    Aber ein Gutes hat die Angelegenheit, mir bleibt dieses entsetzliche Abendessen erspart. Sogar meine Eltern werden verstehen, dass ich mich unter diesen Umständen nicht mit David an einen Tisch setzen will und kann. Zumal ich bezweifele, dass der Mistkerl es wagt, bei meinen Eltern aufzutauchen. Wozu auch? Die Karten sind aufgedeckt. Mögen David und Cora glücklich miteinander werden. Ich bin raus.
    Und morgen früh fahre ich mit dem ersten Zug zurück nach Hannover. Das ist es doch, was ich seit dem ersten Tag in Wismar wollte. Jawohl! Es wird Zeit, dass mein Leben wieder in geordneten Bahnen verläuft.
    Als ich Schritte hinter mir höre, hofft mein dummes Herz trotzdem für eine Millisekunde, dass David mir gefolgt ist. Vielleicht war alles ein Missverständnis. Vielleicht habe ich wirklich überreagiert. Vielleicht mag David mich ja mehr, als ich glaube. Okay, ziemlich viele »vielleichts«.
    Ein Blick über die Schulter zerschlägt das winzige bisschen Hoffnung im Keim. Was bin ich nur für eine Närrin!
    Nicht David steht hinter mir, sondern Cora. Mir bleibt aber auch nichts erspart.
    »Was willst du denn noch?«, will ich wissen und versuche gar nicht erst, nicht verletzt zu klingen. Wirkt dadurch gleich viel dramatischer. Hinter einer Fensterscheibe bewegt sich bereits neugierig die Spitzengardine.
    »Schadenersatz für die ruinierte Torte!«, antwortet Cora ohne Umschweife.
    Ich zucke teilnahmslos mit den Achseln. »Weißt du, Cora, wenn du ein Problem mit der Torte hast, wende dich an meinen Vater, aber verschone mich mit deinem Geschwätz!«
    »Armes kleines Mädchen«, spottet Cora in zuckersüßem Ton, »hast du dir ernsthaft eingebildet, dass jemand wie David sich für dich interessiert, wenn er gleichzeitig mich haben kann?« Energisch unterdrücke ich ein Schluchzen und beiße mir auf die Lippen. »Gottchen, du bist in der Tat naiver, als ich dachte.«
    Ich lächele affektiert. »Herrscht Frauenmangel

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