Zuckerguss (German Edition)
verziehe ich das Gesicht. Hätte ich bloß nie mit dem Thema angefangen! Die Vorstellung, dass meine zwei besten und längsten Freunde tatsächlich miteinander im Bett waren, ist mehr als verstörend. Ich kann und will mir das partout nicht näher vorstellen. Grusel.
Meine beste Freundin sieht das anders. Großzügig, wie Lissy nun einmal ist, berichtet sie mir in aller Ausführlichkeit von der gestrigen Nacht. (Ich glaube, ich kann Olli nie wieder gegenübertreten!)
Nach unserem Abend im Roma verspürte Lissy das Bedürfnis, bei Olli vorbeizuschauen. Die beiden zogen sich B-Movies aus Ollis umfangreicher DVD -Sammlung rein und köpften nebenbei einige Flaschen Rotwein. Beflügelt von der enthemmenden Wirkung des Alkohols, fingen sie an zu knutschen und landeten wenig später im Bett. Zu unser aller Erleichterung verspürten beide heute früh keine Schuldgefühle wegen der gemeinsamen Nacht und beschlossen, es doch mal miteinander zu probieren. Halleluja!
»Ich hab’s ja gleich gesagt!« Den Satz kann ich mir nicht verkneifen.
»Jajaja.« Lissy rollt mit den Augen, aber ein neckisches Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Ich bin total glücklich, Miriam.«
Ich drücke Lissy fest an mich. »Ich freue mich für dich, für euch. Lange genug hat es gedauert.«
Lissy knufft mich in die Seite. Wir lachen beide. Sie nimmt einen Schluck von ihrem O-Saft und schaut mich plötzlich ernst an.
»Und, was ist mit dir und David?«
Augenblicklich versteife ich mich. Über David mag ich gerade wirklich kein weiteres Wort mehr verlieren. Dummerweise sieht Lissy nicht aus, als würde sie sich mit einer lahmen Ausrede abfertigen lassen.
»Aus die Maus«, fasse ich die ganze vertrackte Geschichte in drei Worten zusammen und berichte Lissy zähneknirschend, dass David mich die ganze Zeit nach Strich und Faden verarscht hat.
»Na ja«, meint Lissy vorsichtig, »theoretisch warst du mit David nie zusammen. Er ist dir folglich zu nichts verpflichtet.«
»Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
»Nun beruhige dich mal! So wie ich dich verstanden habe, steht momentan Coras Wort gegen Davids Wort. Wenn du mich nach meiner bescheidenen Meinung fragst, dann solltest du David mehr vertrauen. Im Zweifel für den Angeklagten.«
»Du hättest Jura studieren sollen!«, grunze ich.
Lissy wirft frustriert die Hände in die Luft. »Und du handelst gerade völlig irrational! Statt dem Menschen zu vertrauen, der dir alles andere als gleichgültig ist, lässt du dich hemmungslos von Cora manipulieren.« Ihre Stimme ist um mindestens drei Oktaven angeschwollen.
»David hätte mit mir reden müssen«, schmolle ich wie ein starrköpfiges kleines Kind.
»Warum?«
»Bitte?« Verblüfft glotze ich Lissy an.
»Bis gestern war dir David Vahrenberg völlig egal. Und wehe, jemand behauptete das Gegenteil. Woher hätte David wissen sollen, dass du dennoch Interesse an ihm hast, hm? Du hast ihn schließlich in dem Glauben gelassen, dass er nur dein Alibifreund ist. Nicht mehr und nicht weniger. Warum hätte er dich also in seine Pläne einweihen sollen? Du wolltest in den nächsten Tagen die Biege machen, eure Beziehung wäre zwangsläufig beendet gewesen.«
»Aber er hat mich geküsst!«, platze ich heraus. Und wie, seufze ich innerlich. Sofort verbiete ich mir jeglichen Gedanken an David und diese wundervolle Nacht am Strand. Pah, so toll war das nun auch wieder nicht! Ich habe schon tausend bessere Küsse bekommen, jawohl. Der Engel auf meiner Schulter wiegt bedeutungsvoll den Kopf hin und her, das Teufelchen kugelt sich lachend am Boden.
»Ach, und deswegen muss er seine Pläne ändern? Abgesehen davon, ich halte das sowieso für ausgemachten Blödsinn.«
»Ja – nein. Keine Ahnung! Nach gestern Nacht dachte ich wirklich, dass da mehr sein könnte zwischen uns.«
Lissy strahlt wie ein Weihnachtsbaum. Auf ihren Wangen bilden sich hektische rote Flecken. »Ha! Du hast also doch Interesse, und es ist dir alles andere als egal, ob David mit Cora weggeht oder nicht.«
Ich tippe vielsagend mit dem Finger gegen meine Stirn. »Meinetwegen kann er mit Cora zum Südpol auswandern und eine Modelinie für Pinguine entwerfen!«
Lissy sieht mich zweifelnd an. Sie glaubt mir kein – verdammtes – Wort.
»Und damit du’s weißt, morgen fahre ich zurück nach Hannover. Ich hab die Schnauze voll von Wismar. Und von David Vahrenberg erst recht!«
»Der dir nach wie vor schnuppe ist …«
» JA !«
»Wenn du denn meinst. Aber um es gesagt zu haben,
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