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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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Wein einzuschenken. Nach gestern Nacht dachte ich eigentlich, dass wir weiter wären.«
    »Nun komm mal wieder runter! Du führst dich auf, als ob David dir verheimlicht hätte, dass er ein Schwerverbrecher ist.« Ich will bereits Einspruch erheben, als Olli die Hand hebt. »Im Übrigen, falls ich dich daran erinnern darf: Dass David wirklich was mit Cora am Laufen hat, ist keinesfalls bewiesen.«
    »Das glaubst du«, erwidere ich schnippisch.
    Olli stößt einen tiefen Seufzer aus. »Gib doch einfach endlich zu, dass du mehr als freundschaftliche Gefühle für David hegst.«
    Im ersten Moment verschlägt es mir die Sprache. Dann laufe ich krebsrot an. »D-D-Das stimmt d-doch gar nicht!«
    »Miriam, du hast ihn geküsst!«, stellt Olli lapidar fest. »Erzähl mir nicht, dass du das getan hättest, wenn du nichts für ihn empfinden würdest. Dafür kenne ich dich zu gut.«
    Er geht zum Fenster und kippt es. Straßenlärm dringt von dem gegenüberliegenden Parkplatz herein. Ollis Wohnung in der Schatterau liegt relativ ruhig, wenn da nicht der große Parkplatz wäre, der im Sommer regelmäßig von zahlreichen Autos und Bussen mit Touristen überschwemmt wird. Dafür besitzt die frisch renovierte Dachgeschosswohnung einen phantastischen Südseiten-Balkon. Man kann eben nicht alles haben.
    »Wen hast du geküsst?«, kommt es verschlafen aus dem angrenzenden Wohnzimmer. Ich drehe mich um und sehe Lissy auf der Schwelle stehen. Nur mit einem Hansa-Rostock-T-Shirt bekleidet, das ihr mindestens drei Nummern zu groß ist. Fragend schaut sie in die Runde. »Wen hast du geküsst?«, wiederholt sie ihre Frage. Sie trottet gelassen zum Kühlschrank und schenkt sich ein Glas O-Saft ein.
    Ich glotze Lissy an wie ein Alien. »Aber du … und Olli … ich meine … seid ihr … aber … ich verstehe nicht«, stammele ich und werfe einen hilflosen Blick zu Olli, der bei Lissys Anblick tatsächlich ein bisschen rot um die Nase geworden ist. »Kann mich bitte jemand aufklären?«
    Lissy zuckt mit den Achseln und macht eine abwehrende Handbewegung. »Das ist doch offensichtlich.« Sie nippt an ihrem O-Saft und zwinkert Olli vertraut zu, der sofort eine Nuance röter anläuft. Erst jetzt fällt mir auf, dass er ebenfalls nicht mehr trägt als ein weißes Shirt und schwarze Boxershorts.
    »Gestern hast du steif und fest behauptet, dass du nie im Leben was mit Olli anfangen wirst, da er wie ein Bruder für dich ist.« Die Situation überfordert mich gerade zunehmend. Olli und Lissy. Lissy und Olli. Ich kann nur Bauklötze staunen.
    »Das ist gerade vollkommen nebensächlich«, winkt Lissy eilig ab. »Viel mehr interessiert mich, wen du geküsst hast.«
    »Miriam hat mit David geknutscht«, kommt es von Olli.
    Ich gucke ihn giftig an. Verräter! Er grinst unschuldig, bevor er sich aus der Küche stiehlt. Raus aus der Schusslinie.
    »David? Der David? «, quietscht Lissy mit weit aufgerissenen Augen und fuchtelt mit dem Eislöffel in der Luft umher. »Los, Behrens, erzähl!« Sie setzt sich zu mir und stürzt sich wie eine Halbverhungerte auf die schmelzende gelbe Masse. Irritiert schaue ich ihr zu, wie sie auch den letzten Rest aus der Packung kratzt und sich anschließend zufrieden und gesättigt zurücklehnt.
    »Wow, muss ja ein kräftezehrender Nachmittag gewesen sein«, kommentiere ich kopfschüttelnd.
    »Wem sagst du das.«
    »Erspar mir die Details!« Lissy lächelt verträumt vor sich hin. »Du siehst widerlich glücklich aus.«
    »Du dafür umso beschissener. Was ist los? Ist der tolle David etwa ein mieser Küsser?« Ich werfe Lissy einen vernichtenden Blick von der Seite zu. »Offenbar nicht«, kichert sie albern.
    »Haha. Erzähl mir lieber, wieso Olli und du … nun ja … äh …« – ich hüstele verlegen – »plötzlich zusammen seid.«
    Lissy grinst breit. »Du musst nicht gleich rot werden, nur weil Olli und ich Sex hatten.« Vor Schreck verschlucke ich mich. Lissy klopft mir beruhigend auf den Rücken. »Okay, die Vorstellung ist gewöhnungsbedürftig, aber wer hat uns beiden denn damit andauernd in den Ohren gelegen?«
    »Du klingst, als ob ich euch zum S-Sex genötigt hätte!«, röchele ich empört.
    »Seit wann bist du so prüde, wenn es um das Thema Sex geht? Wir sind nicht im Nonnenkloster, also bleib locker.« Sie stützt das Kinn auf ihre Handballen und verdreht schwärmerisch die Augen. »Eines kann ich dir sagen, ich weiß nicht, wieso ich gewartet habe. Die Nacht mit Olli war der Wahnsinn.«
    Angewidert

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