Zuckerguss (German Edition)
Wein-Fan, und mit solch einem Mitbringsel hat David einen Stein bei ihm im Brett.
»David, schön, dass Sie gekommen sind«, zwitschert meine Mutter. Sie bindet sich die Schürze ab und schüttelt freudig Davids Hand.
Ich gebe verzweifelte Winsellaute von mir. Diesen Abend überlebe ich nicht, das steht mal fest.
»Vielen Dank für die Einladung, Frau Behrens.« David überreicht meiner Mutter einen wunderschönen bunten Strauß Sommerblumen.
»Das wäre doch nicht nötig gewesen!« Mama wird ganz verlegen. »Konrad, wärst du so lieb und öffnest den Wein? Ich stelle derweil die Blumen ins Wasser.« Sie stupst meinen Vater in die Seite. Er nickt reichlich verdattert, trabt jedoch artig hinter meiner Mutter her in die Küche, so dass David und ich allein im Flur zurückbleiben.
»Kannst du mir bitte erklären, was du noch hier willst?« Ich stemme zornig die Hände in die Hüften. Wut, blanke Wut. Ein Schutzmechanismus, um mein armes gebeuteltes Herz zu schützen. Zu groß ist die Angst, dass David mich noch mehr verletzen könnte.
Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht, dass David es tatsächlich wagt, hier heute Abend aufzukreuzen. Nach allem. Und dann auch noch so zu tun, als ob nichts vorgefallen wäre. Das ist echt unglaublich!
David hakt die Daumen in die Schlaufen seiner Hose ein und blickt mich hilfesuchend an.
»Du hast mich eingeladen.« Eine Feststellung. Allerdings alles andere als souverän.
»Das war, bevor ich wusste, was du hinter meinem Rücken mit Cora abziehst«, entgegne ich und bin selbst verblüfft, wie gleichgültig ich klinge. Als ob mich die ganze Angelegenheit vollkommen kaltlassen würde. Ich bin wirklich stolz auf mich.
»Darüber wollte ich mit dir reden.«
»Schön für dich. Ich aber nicht mit dir.«
»Miriam«, bittet David inständig, »das mit Cora, dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung.«
Misstrauisch kneife ich die Augen zusammen. »Ach ja? Ich wüsste nicht, welche. Das tut auch gar nichts zur Sache, denn Cora war freundlich genug, mich über deine – Verzeihung – eure Pläne aufzuklären.«
David guckt völlig verdattert aus der Wäsche. »Wie meinst du das?« Er tritt einen Schritt auf mich zu, so dass ich sein Aftershave riechen kann. Er hat sich frisch rasiert, um einen guten Eindruck zu machen. Dabei mag ich seinen verwegenen Dreitagebart viel lieber. Halt! Stopp! Das ist vollkommen uninteressant.
»Jetzt tu nicht so scheinheilig! Ich mag dämlich aussehen, aber ich bin es nicht. Also erspar dir und mir das Theater, du Starfotograf .«
David presst den Kiefer vor Anspannung fest aufeinander. Seine Augen durchbohren mich nahezu. »Kannst du deutlicher werden?«, fragt er mit einer eiskalten Ruhe, die mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt. »Ich habe nämlich absolut keinen Schimmer, was eigentlich los ist.«
»Dann lass es mich klarer formulieren: Unser kleines Spielchen ist vorbei, also bemüh dich nicht weiter. Du kannst endlich zurück zu Cora und mit ihr glücklich werden. In Paris, Mailand oder Vanuatu. Das ist mir völlig wurscht! Schließlich will ich einem aufstrebenden Talent wie dir nicht im Wege stehen, das ist sicher auch in deinem Sinn. Von daher, alles Gute.«
David runzelt irritiert die Stirn. »Wovon, um Himmels willen, sprichst du?«
»Oh bitte«, entfährt es mir mit einem tiefen Aufstöhnen. »Erspar mir diese Unschuldsnummer.«
David fährt sich mit Daumen und Zeigefinger über beide Augenbrauen. Er holt tief Luft und schüttelt mehrmals den Kopf. Der Frust steht ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich habe zwar keine Ahnung, was Cora dir gesagt hat, aber ich bin nicht und war nie mit ihr zusammen. Und wie kommst du darauf, dass ich aus Wismar weggehen will? Das ist der größte Schwachsinn, den ich seit langem gehört habe.«
»Findest du, ja?«, schnappe ich zurück, meine Unterlippe bebt vor Zorn.
»Sag mal« – David tritt einen weiteren Schritt auf mich zu, sein Mund ist meinem plötzlich so nahe, dass ich seinen Pfefferminzatem riechen kann –, »kann es sein, dass ich dir keineswegs gleichgültig bin? Miriam Behrens, bist du eifersüchtig?«
»Pah, wieso sollte ich?« Ich spüre, wie mir das Blut ins Gesicht schießt und ich knallrot werde. Auweia.
»Erklär du es mir«, fordert David. Er drängt mich in die Enge. Keine Chance, ihm zu entwischen, ohne ihm eine anständige Antwort auf seine Frage zu geben.
Allein Davids körperliche Nähe bringt mich um den Verstand. In seiner Gegenwart stelle ich fast
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