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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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Frischkäse-Sorte.
    »Es h-hat s-sich nicht ergeben«, stammele ich die dümmste Ausrede überhaupt.
    »Wie bitte?« Meine Mutter hebt verdutzt die Augenbrauen. »David wohnt in Wismar. Er ist dein Freund. Vermutlich nicht erst seit gestern.« Sie lacht nervös. »Und jetzt willst du mir ernsthaft erzählen, dass es sich in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal ergeben hat, dich bei uns zu melden?«
    Mir klappt der Mund weit auf. Ich übergehe den Vorwurf meiner Mutter und starre fassungslos David, meine Mutter und wieder David an. Ich will etwas sagen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken.
    Das kann nicht sein!
    Das darf nicht wahr sein!
    Wieso, zum Teufel, wohnt David in Wismar? Ich dachte, er wäre Tourist. Er hatte doch eine Scheißkamera! Und stand mitten im Pulk der Campingurlauber! Wieso kennt meine Mutter ihn dann, verdammt noch mal?
    Bevor ich endgültig die Beherrschung verliere, ergreift David das Wort: »Wir haben unsere Beziehung bis jetzt geheim gehalten, Frau Behrens. Miriam und ich wollten erst ganz sicher sein, dass wir beide dasselbe wollen. Darum hat Miriam nicht früher etwas zu Ihnen gesagt. Es tut uns leid.« Er zwinkert mir verschwörerisch zu.
    Meine Mutter schüttelt den Kopf. »Ich bin verwirrt, das ist alles. Wo habt ihr euch denn kennengelernt?«
    David berichtet von unserem vermeintlichen ersten Date, während ich weiter dastehe wie vom Blitz getroffen. Ich komme mir vor wie in einem ganz schlechten B-Movie.
    »Und dann sind Sie immer nach Hannover zu Miriam gefahren, um sie zu sehen?«, bohrt meine Mutter nach.
    Er nickt. »Ich bin beruflich viel unterwegs, da habe ich meine Dienstreisen einfach mit einem Umweg zu Miriam verbunden. Natürlich ist das nicht dasselbe, als wenn man in der gleichen Stadt lebt.«
    »Ihr seid vielleicht zwei Geheimniskrämer! Eigentlich müsste ich Ihnen böse sein, David. Als ich Sie vor zwei Wochen als Fotografen für meine Geburtstagsfeier engagiert habe, haben Sie weder erwähnt, dass Miriam nach Wismar kommt, noch dass Sie mit meiner Tochter zusammen sind. Sie hätten ja wenigstens eine kleine Andeutung machen können.«
    In dem Augenblick zieht mir eine unsichtbare Kraft den Boden unter den Füßen weg. In meinem Kopf hämmert es wie verrückt, jeden Moment scheint er zu explodieren. Ich schließe die Augen, aber dadurch wird es nur intensiver. Kalter Schweiß bricht mir aus, das Blut rauscht wie heiße Lava durch meinen Körper. Ich fühle mich wie von einem Lastwagen überrollt. Dann verliere ich das Gleichgewicht und strauchele. Im letzten Moment bekommt David mich zu fassen, ehe ich auf dem Po lande.
    Mühsam rappele ich mich auf und starre David feindselig aus zusammengekniffenen Augen an. Die Hände in den Hosentaschen vergraben weicht er meinem Blick aus. Schuldbewusst. Unsicher.
    »Miriam, ich –«
    Ich hebe abwehrend die Hand. »Spar dir deine Erklärung, du verfluchter Mistkerl!«
    Und dann trete ich ihm mit voller Wucht auf den Fuß.

7
    Ich weiß nicht, auf wen ich wütender bin. Auf David. Auf meine Mutter. Oder auf mich selbst.
    Anscheinend bin ich vom Pech verfolgt, was diese bescheuerte Aktion mit meinem Alibifreund angeht. Zuerst sagt mir Stephan ab, dann verknackst sich mein dämlicher Mitbewohner den Fuß und zu guter Letzt picke ich mir zielsicher einen Fotografen aus Wismar raus. Ausgerechnet den, den meine Mutter für ihre Geburtstagsfeier buchen musste. Na klar. Das Universum scheint mich zu hassen. Anders kann ich mir das nicht erklären. Wie soll ich aus diesem Schlamassel bloß wieder herauskommen? Verdammte Scheiße!
    Wieso kann der Kerl nicht ein stinknormaler Urlauber aus Hinterdingerichskirchen sein? Und wie naiv bin ich eigentlich, dass ich David wegen einer blöden Kamera gleich als Touristen abstempele? Allein wenn ich daran denke, dass ich ihm auch noch Geld angeboten habe …
    Was für eine Blamage!
    Eines verstehe ich absolut nicht: Wieso war David bereit, bei dieser Farce mitzumachen? Bei unserer Begegnung auf der Ladentreppe muss er eins und eins zusammengezählt haben. Er hat mich sogar gefragt, ob ich zur Familie gehöre! Spätestens ab diesem Zeitpunkt hätten bei ihm alle Alarmglocken schrillen müssen. Warum hat er trotz allem mitgespielt? Helfersyndrom? Eitelkeit? Ihm dürfte doch klar gewesen sein, dass das nach hinten losgeht, wenn er meiner Mutter gegenübersteht.
    Es ergibt alles keinen Sinn!
    Nachdenklich sitze ich auf meiner Schaukel aus Kindertagen und wippe mit den Füßen hin und her. Für den

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