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Zuckerguss (German Edition)

Zuckerguss (German Edition)

Titel: Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anica Schriever
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Gefallen!
    Meine innere Stimme lacht sich derweil gerade schlapp. Sag mal, Miriam, unter uns zwei, glaubst du den Schwachsinn wirklich, den du dir da zusammenreimst?
    Ich presse missmutig die Lippen aufeinander. Ach, halt den Mund, verdammt.
    »Warum bist du mit mir essen gegangen?«, will ich wissen und beginne unweigerlich, an meinem Fingernagel zu kauen.
    »Darf ich mit meiner Freundin jetzt nicht mehr essen gehen?«, kontert David und schiebt den leeren Teller von sich.
    Ich verdrehe die Augen. »Ernsthaft.«
    »Das ist mein Ernst!«
    »Klar.« Ich hole tief Luft und verschränke die Arme vor der Brust. Der glaubt wohl auch, ich bin total bescheuert!
    »Hat’s nicht geschmeckt, mien Diern?«, will Hilde mit sorgenvoller Miene wissen, als sie an unseren Tisch herantritt.
    David winkt ab. »Miriam ist auf Diät.«
    »Auf Männerdiät«, zische ich biestig.
    Hilde blickt zweifelnd von mir zu David.
    »Sie macht nur Witze.«
    »Hahaha.« Ich lache gekünstelt.
    Hilde schüttelt den Kopf und räumt schweigend die Teller ab. »Darf ich euch sonst noch etwas bringen?«, erkundigt sie sich geschäftig, den Blick auf die hintere Wand gerichtet. Ich vermute ganz stark, dass sie an unserem Geisteszustand zweifelt. Oder zumindest an der Tatsache, dass ausgerechnet wir ein Paar sind. Ich kann es ihr nicht verdenken.
    »Espresso? Zwei Espressi«, entscheidet David, ohne meine Antwort abzuwarten.
    Ich funkele ihn an. »Für mich einen doppelten Schnaps«, rufe ich Hilde trotzig hinterher.
    »Zwei Espressi, danke.«
    Hilde seufzt entnervt, serviert uns wenig später aber anstandslos die beiden Espressi. Sie mustert uns nachdenklich und murmelt im Gehen was von »Kinners, Kinners«.
    David häufelt sich drei Löffel Zucker in seinen Espresso. Er nimmt einen Schluck. »Du bist sauer.«
    Ich schiebe schmollend die Unterlippe vor. Das hat er aber fein beobachtet.
    »Okay, es tut mir leid. Ich habe das vorhin nicht so gemeint. Also, dass du ohne mich aufgeschmissen wärst.«
    » Ach, tatsächlich? « Ich ziehe spöttisch die rechte Augenbraue in die Höhe.
    »Das war blöd von mir. Entschuldige.« Er sieht richtig zerknirscht aus. Ich registriere es mit Wohlwollen.
    »Allerdings.« Ich lächele schief. »Vergessen wir dafür, dass ich dachte, du und Steffi …?«, bitte ich mit hochrotem Kopf. Ich möchte mich bei dem Gedanken an diese megapeinliche Aktion am liebsten in Luft auflösen.
    David grinst rotzfrech. Er genießt die Situation eine Spur zu sehr.
    Ich verschränke die Arme vor der Brust und versuche besonders böse dreinzublicken. »Steffi hat recht, der Nachtisch ist gestrichen.«
    Er beugt sich über den Tisch. Im Kerzenlicht wirkt es, als ob seine Iris mit goldbesprenkelten Pünktchen überzogen wäre. »Ist dem so?«, haucht er mit rauchiger Stimme.
    Zwei können dieses Spielchen spielen.
    Ich lehne mich zu ihm hinüber. Auf seinen Wangen sind bereits erste Ansätze eines dunklen Bartschattens zu erkennen. Er sieht dadurch ungeheuer sexy aus, und der Duft seines Aftershaves droht mich einzulullen. »Ich sage nur Himbeersahnetorte«, flüstere ich dicht an seinem Ohr und senke verführerisch die Wimpern.
    David schaut mich einen Moment mit offenem Mund an. Dann bricht er in schallendes Gelächter aus.

16
    »Verstehst du jetzt, warum ich gerne hier lebe?«
    Wir sitzen nebeneinander auf der Kaimauer und lassen die Beine baumeln. Eine einsame Laterne spendet schemenhaft Licht und wirft unsere Schatten aufs Wasser. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens ist das Hafenfest in vollem Gange. Die bunten Lichter spiegeln sich im Wasser. Musik und Heiterkeit hängen in der sommerlichen Brise, in der Ferne dreht sich das Riesenrad.
    Ich lausche dem leichten Wellenschlag gegen den Kai und denke über Davids Frage nach.
    Der laue Sommerabend am Hafen besitzt in der Tat etwas Traumhaftes; er ist zu schön, um wahr zu sein. Wie eine Sequenz aus einem kitschigen Film, die einen für den Moment gefangen hält – aber die Realität pocht hart an die Tür. Genauso ergeht es mir mit Wismar.
    Dieser Augenblick, diese Minuten neben David, entsprechen nicht der Wirklichkeit, denn sie verschleiern das Bild von meiner Heimatstadt. Schon morgen ist alles Vergangenheit. Was bleibt, ist eine schöne Erinnerung. Und auf Dauer ist mir das zu wenig. Wismar hat für mich nicht mehr diese Magie, löst nicht dieses Gefühl aus, zu Hause zu sein. Für ein paar Tage ist es wunderbar, ein kurzer Urlaub, um die Erinnerungen aufzufrischen. Aber dann reicht

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