Zuckerguss (German Edition)
auch mal wieder hier blicken, du Starfotograf?«
Eine etwas rundliche Frau mit mütterlichem Aussehen kommt auf uns zu, die Hände in die breiten Hüften gestemmt und ein herzliches Lächeln auf den Lippen, das ansteckend wirkt. Sie zieht David an ihren Busen und drückt ihn so heftig, dass ihm beinahe die Luft wegbleibt und er eine entsprechende Grimasse zieht.
Ich kichere hinter vorgehaltener Hand.
Sie dreht sich zu mir um und mustert mich neugierig von oben bis unten. »Und wen hast du da mitgebracht? Etwa deine Freundin? David, David, du machst mir Angst!« Ein neckisches Zwinkern.
»Ach, Hilde, mien Diern, mein Herz gehört nur dir, das weißt du doch.«
Hilde knufft ihn in die Wange. »Dööskopp.«
Ich strecke ihr meine Hand entgegen. »Miriam Behrens, sehr erfreut.«
»Bist du – ich darf doch du sagen, schließlich gehören Freunde von David quasi zur Familie – unter Umständen die Tochter von Konrad Behrens?« Hildes Stimme nimmt einen ehrfürchtigen Ton an, was mich zugleich ärgert. Ich mag es nicht, wenn alle Welt mich behandelt, als wäre ich sonst wer Berühmtes, nur weil mein Vater zufällig eine Bäckerei besitzt. Schon zu Schulzeiten empfand ich diesen Umstand mehr als eine Belastung denn als einen Segen. Wenn mein Vater nämlich sämtliche Schulfeste mit Kuchen und Keksen sponserte, war ich die Heldin der Schülerschaft, aber ansonsten interessierte sich kaum jemand für das kleine Behrens-Pummelchen.
Ich nicke gequält. »Schuldig in allen Punkten.«
»Dann bist du also die verlorene Tochter. Seit Tagen sprechen meine Stammgäste von nichts anderem mehr«, sagt sie mitfühlend und streicht mir über den Oberarm.
Ich verdrehe die Augen, ich kann nicht anders. Der Wunsch, das Restaurant schnurstracks zu verlassen, um mich daheim in meinem Bett zu verkriechen und mich hingebungsvoll im Selbstmitleid zu suhlen, ist nahezu übermächtig.
Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, wie die Gespräche an den Tischen verstummen, Gäste ihre Ohren spitzen und mich unauffällig beobachten. Neben mir raunt eine ältere Dame ihrer Sitznachbarin meinen Namen zu, und ich ertappe mich dabei, wie ich am liebsten lauthals schreien würde, ja, ich bin es. Miriam Behrens, das schwarze Schaf der Familie Behrens. Noch Fragen?
David, der bis eben schweigend neben mir stand, ergreift meine Hand und fährt mit seinem Daumen beruhigend über meinen Handrücken. Sofort stellen sich meine Härchen an den Armen auf, mein Puls beschleunigt sich, und eine leichte Röte überzieht meine Wangen. Er bemerkt es und lächelt dieses wissende, männliche Lächeln, das unverschämt sexy an ihm aussieht und meinen Blutdruck in unbekannte Höhen treibt.
Dass ausgerechnet David eine derartige Anziehungskraft auf mich ausübt, gefällt mir nicht. Das kann nur in einer Katastrophe enden, ich spreche aus Erfahrung. Das letzte derartige Gefühlsbeben hörte auf den Namen Stephan und endete mit Herzschmerz der Premiumklasse. Das will ich kein zweites Mal erleben. Ich will nicht erneut vor einem Scherbenhaufen stehen, das gebrochene Herz zertrampelt unter einer Schuhsohle.
Nie wieder.
Nie wieder werde ich mich diesem Gefühlsmist ausliefern. Liebe ist was für Idioten. Und ich will keine Idiotin mehr sein!
Ein junges Mädchen kommt uns mit einem Tablett leerer Gläser entgegen. Groß und schlank, mit weizenblondem Haar, ist es das genaue Gegenteil der kleinen, rundlichen Hilde. Die Verwandtschaft der beiden ist dennoch nicht zu übersehen; beide haben große blaue Augen und diesen schelmischen Zug um den etwas zu groß geratenen Mund.
»Hallo, David«, begrüßt sie ihn zwitschernd, während sie am Nebentisch weitere Gläser auf das Tablett stellt. »Lange nicht mehr gesehen.«
»Seit meinem letzten Besuch bist du noch hübscher geworden, Steffi. Wo soll das nur hinführen?«
»Lass das lieber nicht ihren Vater hören«, lacht Hilde.
Das Blondchen kichert albern. »Wo hast du dich rumgetrieben, du alter Charmeur?«
David hebt entschuldigend die Hände. »Du kennst mich, ich bin ein Workaholic.«
»Soooo? Das nennst du also arbeiten?« Sie wirft einen kecken Seitenblick auf mich und mustert mich unverhohlen von oben bis unten, als müsste sie erst prüfen, ob ich gut genug für den ach so tollen Starfotografen bin. Moment, Starfotograf ?
David zieht mich näher zu sich heran und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Meine Miri wäre ohne mich aufgeschmissen.«
Ich gucke dumm aus der Wäsche. Schnappe erbost
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