Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Stephen abgeschmettert worden. »Keine Albereien, Alice. Für Scherze bleibt noch genug Zeit, wenn die Schlacht geschlagen ist.« Also haben wir die Flagge von Massachusetts in Blau und Gold nachgebildet.
Mittlerweile rangeln grob geschätzt dreißig Besucher darum, einen Blick auf unser Werk zu werfen.
Eine markante Gestalt schiebt sich wie ein Bulldozer an die vorderste Front.
»Haben Sie das wirklich alles selbst gemacht?«, fragt Heidi giftig.
»Jetzt spinn mal nicht rum. So was kriegt doch kein Mann zustande.« Das ist Sheriff Billy. Er deutet auf den Cupcake für Washington D.C. mit Stephens makelloser Reproduktion des Weißen Hauses. »Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass hier eine Frau am Werk gewesen ist.«
Ich füge rasch Florida (eine Orange), Arizona (ein Kaktus) und Texas ein; für die gelbe Rose von Texas hat Stephen vier Anläufe gebraucht. »Ich lasse mich nicht unterkriegen, ich nicht«, lautete sein neues Mantra.
Ich schaue hoch. Heidi hat sich verzogen und steht allein hinter ihrer Auslage. Die restlichen fünf Konkurrentinnen verfolgen verwirrt das Geschehen. Noch zwei Minuten. Das Zelt füllt sich, und die meisten Besucher scharen sich um unsere Cupcakes. Ich füge Nevada ein (ein Casino-Chip) und hüpfe schnell zu Heidis Stand hinüber. Als Erstes fällt mir auf, dass sie nur zwölf Cupcakes vorzuweisen hat. Sicher, das Thema Countrymusic ist natürlich hübsch urig - mit Gitarre, Cowboyhut und Fiedel -, aber das Spiel
ist aus, und sie weiß es. Unsere Blicke treffen sich. Sie schaut als Erste weg.
Wir warten nervös, während immer mehr Menschen hereinströmen. Stephen tupft sich die Stirn mit einem Taschentuch ab. Bald ist das Zelt pickepackevoll. Die Jurymitglieder formieren sich, schreiten die Stände der anderen ab und geben flüchtige Kommentare. Zuletzt nehmen sie sich meine Auslage vor. Ich stehe hinter den glasierten Vereinigten Staaten in meinem orangefarbenen Halloween-Sweatshirt (Vorderseite: Hexenkessel, Rückseite: Hexe auf Besen) und dem züchtig langen Jeansrock. Die fleischfarbenen Strumpfhosen und die offenen Sandalen dazu waren Stephens Idee.
Mr. Horner spricht zur versammelten Menge. »Die Gewinnerin ist Miss Alice Fisher.«
Ohrenbetäubender Applaus bricht los. Ich habe noch nie in meinem Leben irgendwo gewonnen! Mr. Horner wendet sich mir zu. »Wartet ab, bis das auf unserer Website steht. Alice, Sie haben beim Cupcake-Wettbewerb neue Maßstäbe gesetzt«, sagt er strahlend.
Man überreicht mir eine braune Schärpe mit dem Aufdruck I ♥ Barnsley und einen Umschlag mit meinem Preisgeld, dem 25-Dollar-Gutschein für die Barnsley Tavern. Ich bin stolzgeschwellt. Allerdings kann ich Wyatt nirgends entdecken, nur ein knallvolles Zelt mit johlendem Volk aus Barnsley.
Dann werde ich für den Barnsley Messenger fotografiert.
»Möchte die Zweitplazierte auch mit aufs Bild?«, fragt der Fotograf Heidi.
»Nein.«
Ich empfinde schier überwältigende Zuneigung und Dankbarkeit Stephen gegenüber. Später kommt er zu mir. »Ich
glaube, wir haben heute einen bedeutenden Sieg errungen.« Er tippt auf den Umschlag mit meinem Gutschein. »Und einen bedeutenden Gewinn, hm?«
»Hmmm«, sage ich, dann eilt zum Glück Dolores als rettender Engel herbei. Es hat sich nie die Gelegenheit ergeben, ihm zu sagen, um welche Summe es sich bei dem Preisgeld handelt.
»Alice, du bist ein Genie«, sagt Dolores. »Gibt es eigentlich irgendwas, was du nicht kannst?«
Ich will ihr gerade die ganze Liste herunterbeten, da unterbrechen uns Rachel und Baby Dale, der ein Maiskolbenkostüm trägt und gleich am Wettbewerb für das beste als Gemüse verkleidete Baby teilnehmen wird. »Gratuliere, Alice!«
Sie bewundert unser Cupcake-Amerika. Ich kann nicht anders. »Wo ist denn Wyatt?«
»Ach«, sagt sie und beguckt sich die Kartoffel für Idaho. »Der redet gerade mit Heidi.«
Ich schaue hinüber und richtig, sie sind völlig ins Gespräch vertieft.
Stephen, der immer noch neben mir steht, hat eine Unterhaltung mit Mr. Horner angeknüpft. »Die Pflügerechte im neunzehnten Jahrhundert haben mich auch schon immer fasziniert!«, ruft Mr. Horner.
Heidi ertappt mich beim Glotzen und kommt herüber, mit Wyatt im Schlepptau.
» Fein gemacht, Alice!«, sagt sie herzlich. »Was für ein Höhenflug zum guten Schluss!«
»Schluss?«
»Na ja, Sie fliegen doch in drei Wochen, oder?«
Fast hätte ich es erfolgreich vergessen.
»Wenn Ihr Visum ausläuft und Sie das Land verlassen
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