Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Horner sieht mich verwundert an. »Hatten Sie beide eine Auseinandersetzung?«
Bei Mr. Horner kann man nur die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen. »Nein«, erwidere ich und nehme mir einen Augenblick Zeit, um den folgenden Satz zu komponieren, weil Mr. Horner es mit der Grammatik immer peinlich genau nimmt. »Ich hatte gehofft, er würde anbieten, bei dem Benefizkonzert zu singen, und bin enttäuscht, dass er nicht aus freien Stücken seine musikalischen Dienste zur Verfügung gestellt hat.«
»Ich verstehe. Wir hoffen alle, dass er wieder singt, junge Dame. Und das wird er auch - zur rechten Zeit.«
»Sie meinen, zur rechten Zeit für ihn.« Das kommt gehörig verbittert heraus. Mir wird klar, wie unbedingt ich will, dass Wyatt singt - nicht um seiner selbst willen, sondern um mir zu helfen.
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragt Mr. Horner und legt seine Toastscheibe zurück auf den Teller.
Ich zögere kurz. »Na ja, was ist mit seinem Grundstück? Wie ich gehört habe, hat er sich jahrelang nicht in Barnsley blicken lassen und dann bei der Versteigerung der Buckle & Braid-Farm alle anderen Farmer überboten. Und die tiefer gelegenen Felder verpachtet er auch nicht an sie.«
Mr. Horner guckt ehrlich entrüstet. »Wer immer Ihnen das erzählt hat, der- oder diejenige hat Sie gewaltig in die Irre geführt.«
Ich schüttle den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
»Gestatten Sie mir, Ihnen die Tatsachen darzulegen«, sagt Mr. Horner. »Wyatt hat die Farm gekauft, um Barnsley zu helfen .«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil ich angerufen und ihn gebeten habe, sie zu kaufen.« Mr. Horner klingt verärgert. Ich muss fortan den Mund halten, sonst lässt er mich fünfhundert Mal Ich darf Mr. Horner nicht widersprechen schreiben.
»Gerry wollte das gesamte Grundstück, als Bauland. Er und seine Familie sind der Meinung, sie hätten ein gottgegebenes Recht, ganz Barnsley zuzubauen. Sie sind diejenigen, die all die neuen Häuser errichtet haben.«
»Sie meinen an der Glenn Close.« Da wohnt Rachel. Mit einem Mal dämmert mir noch etwas anderes - der Name von Heidis Straße. »Und der Armstrong Road?«
»Ja, die ist nach Gerrys Familie benannt.«
Mir wird fast schwindlig.
»Sein Vater wollte fünfhundert Häuser hochziehen. Wir von der Historischen Vereinigung waren völlig außer uns. Es heißt schon lange, dass unter den Hügeln die Reste eines Dorfes amerikanischer Ureinwohner liegen. Wir hoffen, sie eines Tages ausgraben zu können.« Seine Miene erhellt sich. »Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir eine Website dazu erstellen. Was halten Sie davon?«
»Tolle Idee. Erzählen Sie mir noch mehr von den Häusern.«
»Wyatt war unsere letzte Hoffnung. Niemand sonst konnte es mit dem Vermögen der Familie Armstrong aufnehmen.
Wyatt ist die ganze Nacht von Texas bis hierhergefahren und kam gerade noch rechtzeitig. Gerry Armstrong war da und bot für seinen Vater. Er dachte, er hätte schon alles unter Dach und Fach. Sie hätten sein Gesicht sehen sollen, als Wyatt auftauchte.«
Mir wird übel. Gerry hat mir einen Haufen Lügen aufgetischt.
»Wyatt hat also das Grundstück gekauft.« Mr. Horner beißt von seinem Toast ab. »Natürlich hat er die Flächen Richtung Süden nicht verpachtet - das ist Sumpfgebiet, zu matschig zum Pflügen. Das war ein weiterer Punkt, der uns Sorge bereitet hat. Die Armstrongs wollten darauf bauen, mit dem Risiko, dass bei schweren Regenfällen das Dorf überflutet wird. Nicht dass Gerry das weiter gekümmert hätte.«
Völlig perplex lehne ich mich zurück.
Mr. Horner sieht mich durchdringend an. »Ich kann mir vorstellen, von wem Sie Ihre Informationen bezogen haben. Nicht unbedingt die verlässlichste Quelle«, sagt er und spitzt den Mund. »Noch weitere Fragen?«
Eine, ja - die ich schon seit einer ganzen Weile stellen wollte. »Wyatt hat mir erzählt, dass Miss Horner ihm Klavierstunden gegeben hat. Ich habe mich gefragt, was Ihre Schwester von Wyatt gehalten hat …« und von seiner Trinkerei , hätte ich um ein Haar gesagt, verbeiße es mir aber gerade noch rechtzeitig … »und von seiner späteren Karriere?«
Mr. Horner antwortet, ohne zu zögern. »Sie war sehr stolz auf ihn. Nach ihrer Pensionierung hat sie alle Zeitungsausschnitte, in denen es um ihn ging, in einem Album gesammelt. Wann immer er im Fernsehen kam, hat sie mich gebeten, es für sie auf Video aufzunehmen. Sie wusste, dass er
nicht gerade ein Musterknabe war. Aber sie hat
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