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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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streiten, Fernseher brabbeln und vereinzelte Schüsse knallen. In der Arbeit ruft mich niemand je zurück, niemand außer dem sturzbetrunkenen Wyatt. »Zum Kuckuck noch mal, Sie Weibsperson Sie, ich sing keine müde Zeile mehr.« Tony, der Italiener aus dem Delikatessenladen, ist mein einziger Freund. Eines Tages kommt er um den Tresen herum nach vorne zu mir und nimmt mich bei der Hand. »Bambina. Ich sehe die Trauer in deinen Augen. Geh nach Hause zu deinen Leuten …« Teresa holt mich von Heathrow ab, wo mein Flieger gerade eine Notlandung hingelegt hat, weil sich das Fahrwerk verklemmt hat. »Und, warst du erfolgreich, Alice?«
    Carolyns Stimme unterbricht meine Gedankengänge. »Was meinst du?«

    »’tschuldigung?«
    »Babyreis oder Möhre?«
    »Wie wär’s mit einem schönen gekochten Ei?«
    Carolyn sieht aus, als wollte sie was sagen, klappt aber den Mund wieder zu. Dafür macht Maisie ein Bäuerchen, wozu wir ihr ausgiebig gratulieren. Dann wendet sich Carolyn mir zu und sagt so langsam wie nachdrücklich: »Versprich mir, dass du dir das nicht von Stephen ausreden lässt.«
    Das überrascht mich. »Natürlich nicht.«
    Der Gedanke, dass Stephen versuchen könnte, mir die Reise auszureden, ist mir gar nicht gekommen. Wenn überhaupt, dann fällt das in Dads Zuständigkeitsbereich. Seit er seinen Posten als Verkaufsleiter von British Gas vor Ort, sprich im Umland von London, gegen den vorgezogenen Ruhestand eingetauscht hat, gilt seine Sorge nicht mehr undichten Gasleitungen, sondern in verstärktem Maße seiner Familie. Er meint es gut, aber seit er weiß, wie man E-Mail-Anhänge verschickt, komme ich bei all den mit Ausrufungszeichen gespickten Warnmeldungen vor betrügerischen Machenschaften kaum noch hinterher.
    Für Valerie die Avon-Buchhaltung zu erledigen, Teresas Zwillinge von der Schule abzuholen und freitags ehrenamtlich in New Malden Bürger zu beraten, füllt ihn nicht mal entfernt aus. Neben den ganzen Zeitungsausschnitten, die er mir zukommen lässt, nimmt er auch Fernsehsendungen auf Video auf, die seiner Meinung nach für mich von Interesse sein könnten. Und nervt mich dann mit Nachfragen, ob ich sie mir schon angesehen habe. Woraufhin ich Schuldgefühle bekomme und bis in die Puppen aufbleibe, um mir in einer Marathon-Session alles reinzuziehen (bis
auf die neueste Folge von Kunst und Krempel, die ich im Schnelldurchlauf erledige).
    Carolyn zögert einen Moment. »Du hast so hart gearbeitet, um dahin zu kommen, Alice. Es wäre eine Schande, jetzt einen Rückzieher zu machen.«
    »Ich weiß«, sage ich rasch. Sie will nur mein Bestes, das ist mir schon klar, aber ich fühle mich genötigt, Stephen zu verteidigen. »Er hat mich beruflich immer unterstützt.« Ich denke an das Vorstellungsgespräch und Stephens Lernkärtchen zurück. Damit nicht genug, hat er sich auch noch Firestorm angehört und danach tagelang mit einem Tinnitus zu kämpfen gehabt.
    »Hmmm. Er hat ja ganz offensichtlich gern bei allem, was du so machst, die Finger im Spiel«, sagt sie, was man als Kompliment auffassen könnte, aber nach ihrer Stimme zu schließen nicht so gedacht ist. Ich weiß, worauf sie hinauswill: Zugegeben, Stephens Sinn fürs Detail und sein Hang zur Routine sind nicht zuletzt Ausflüchte. Er scheut sich vor der Konfrontation mit unerquicklichen Gefühlen. Meiner allmonatlichen Anfrage zum Thema »Wann machen wir uns an die Familienplanung« begegnet er unweigerlich, indem er aufsteht und anfängt, den Herd zu putzen.
    »Er findet das unter Garantie irrsinnig aufregend«, äußere ich munter, im Bestreben, sowohl sie wie mich in Sicherheit zu wiegen.
    Aber Carolyn lässt sich nicht so leicht an der Nase herumführen. Ihr Blick signalisiert, dass jetzt Schluss mit lustig ist. »Alice, du musst unter allen Umständen nach New York. Nach Lage der Dinge hast du es mehr als verdient. Das ist die Chance deines Lebens.«

5. KAPITEL
    Später am selben Abend rufe ich mir Carolyns Worte ins Gedächtnis, als Stephen sich auf unser mit cremefarbenem Nesselstoff bezogenes IKEA-Sofa sinken lässt.
    »Du gehst nach New York«, japst er. »Wieso?«
    »Weil das die Chance meines Leben ist. Und weil ich die Alternative, nämlich mit Brent zusammenzuarbeiten, unerträglich finde.«
    Stephens Blick zuckt wild hin und her, während er die beiden Optionen analysiert. »Hast du zugesagt?«
    Als Lügnerin bin ich ein hoffnungsloser Fall. »Gewissermaßen.«
    »Gewissermaßen!«
    »Es ist die Chance meines Lebens, und sie

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