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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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lege kokett den Kopf schräg, mache es auf und bin geblendet von dem Diamanten, der mir entgegenblinkt. »Willst du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?«, flüstert er. »Ja«, sage ich voll Stolz. Amerikanische Zuschauer, die diese romantische Szene vom Ufer aus beobachten, brüllen »Yankee Doodle Dandy!« und werfen ihre Baseballkappen in die Luft. Einige haben zufällig Feuerwerkskörper dabei und lassen sie abbrennen. Es gibt einen mächtigen Rummel, und später am Abend werden wir in den Fernsehnachrichten von WKTZYB interviewt. »Der Central Park im Flair
altmodischer Romantik: Ein kühner Brite beehrte heute den Big Apple und stellte die Große Frage!« Stephen wird gefilmt, wie er mich an sich drückt. »Ich habe die wundervollste Frau der Welt gefunden und kann es nicht erwarten, mein Leben ganz ihrem Glück zu widmen!« Donald Trump ruft an, während wir noch auf Sendung sind, und bietet uns kostenlose Flitterwochen in seinem Hotel in Palm Beach an.
    Wieder spüre ich einen Schwall von Liebe zu Stephen, der mit seiner Pizza gerade in die zweite Runde geht. Ja, ich weiß, woran ich mit ihm bin. Er ist das, was ältere Leute den »idealen Schwiegersohn« nennen. Stephen würde niemals für uns eine von diesen Zu-schön-um-wahr-zu-sein-Hypotheken aufnehmen - zwei Jahre günstig, und dann kann man sich keinen Bissen zu essen mehr leisten. Er würde auch nicht vergessen, unsere Mitgliedschaft im Automobilclub zu verlängern: eine Panne, und sie hat sich ausgezahlt. Als Vater würde er bei Elternabenden eingehende Fragen stellen, beim Sommerfest den Grill bedienen und als Hilfstrainer der Schulfußballmannschaft fungieren. Er selbst stand als Schuljunge im Tor; schmächtig, wie er war, lief er auf dem Platz immer Gefahr, umgekegelt zu werden.
    Während wir die letzten Bissen verzehren, setzt mich Stephen über die neuesten Entwicklungen in dem von ihm betreuten Streitfall um den Küstenpfad in Dorset in Kenntnis und bedeutet dann der Kellnerin, dass sie die Rechnung bringen soll. »Lass uns zu Hause Kaffee trinken«, sagt er wie üblich. (Für den Preis einer bis zum Rand mit Schaum gefüllten Tasse Cappuccino kann man ein ganzes Paket Kaffee kaufen.) Ich warte, bis er gezahlt hat, und fühle mich warm, glücklich und geborgen in den fünf Minuten, die er braucht, um die einzelnen Posten nachzurechnen und den
Beleg seiner MasterCard auszufüllen - heute ist nämlich er mit Bezahlen dran. Wahrhaftig, was bin ich doch für ein Glückskind.

8. KAPITEL
    Am Freitag um fünf finde ich mich in Phoebes Büro zu dem ein, was Brent als mein Briefing für Führungskräfte bezeichnet hat. Binnen weniger als einer Woche ist Grahams Büro im japanischen Stil umgemodelt worden. Ich begucke mir ausgiebig die Wandschirme aus Papier, die Drucke mit Berglandschaften und die überdimensionalen Topfpflanzen, während Phoebe ihre E-Mails checkt. Außerdem sind jede Menge Fotos von Phoebe zu sehen - beim Skifahren, beim Reiten, beim Handschlag mit dem Präsidenten; und der Artikel aus Vanity Fair hängt gerahmt an der Wand.
    (Vielleicht, so überlege ich, ist Vanity Fair ja geneigt, ein Feature über »Die Top Ten der Auslandsbriten, die Manhattan im Sturm erobern« in Auftrag zu geben. »Sie sind von Natur aus fotogen, Alice«, bemerkt Annie Leibovitz beiläufig.)
    Phoebe ist fertig mit ihren E-Mails, greift sich ein Bündel Papiere von ihrem Schreibtisch und macht sich daran, sie in aller Ruhe durchzusehen. Mittlerweile sind mir die japanischen Bergszenerien im Nebel schon wohlvertraut, weshalb ich verstohlen meine Aufmerksamkeit Phoebe selbst zuwende. Sie trägt ein eng anliegendes schwarzes Kostüm von Chanel (das weiß ich, weil es die goldenen Chanel-Knöpfe hat) und darunter ein schlichtes, rotes Seiden-T-Shirt. Teresa würde Phoebe mögen. Sie kleidet sich ein bisschen so wie Phoebe, bloß dass ihre Klamotten von TK Maxx sind.
Sie mag zusammenpassende Hosen und Jacketts, Blusen mit Seideneffekt und hohe Absätze, aber keine Stilettos, die findet sie nuttig. Ich riskiere einen Blick auf Phoebes Füße. Sie trägt schwarze Ballerinas. Mit denen habe ich es auch mal probiert, aber sie sind mir dauernd von den Füßen gefallen.
    Schließlich schaut Phoebe von ihren Akten auf und dreht sich auf ihrem braunen Wildlederstuhl, der mit seinen beachtlichen Ausmaßen Grahams schwarzledernen mehr als ersetzt, zu mir hin.
    Ich beschließe, die Initiative zu ergreifen. »Ich wollte sagen, wie dankbar ich für die Chance bin, nach

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