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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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Prachtstück von Heliumballon mit der Aufschrift »Bon Voyage« dekoriert. Valerie hat den ganzen Tag Partyhäppchen fabriziert - Käsestangen, Krabbentoastecken und einen Guacamole-Dip, der etwas gräulich aussieht, aber köstlich schmeckt. Ich bin gerührt, wie viel Mühe die beiden sich gegeben haben.
    Nun sitzen sie auf dem Sofa, und Teresa hat den neuen Fernsehsessel mit Beschlag belegt. Richard, ihr Gatte, konnte nicht mitkommen, weil infolge des überlasteten Telekommunikationsnetzes in Uxbridge die Breitbandgeschwindigkeit im westlichen London auf ein Schneckentempo gesunken ist. Samstagabend herrscht offenbar Hochbetrieb im Internet, so erfahren wir von Teresa, wegen der ganzen Singles, die Online-Dating betreiben. »Gut zu wissen, Alice, oder?« Da die Party mir zu Ehren stattfindet, hat Teresa es bei ihrem Nicki-Zweiteiler in Pink und strahlend weißen Turnschuhen belassen. Sie frisiert sich immer im Stil von Farrah Fawcett, mit diesen Flügelchen, die man seitlich aus dem Gesicht kämmt und dann mit ultrastarkem Haarspray von Harmony betonfest sprüht. Selbst bei Windstärke zehn krümmt sich ihr kein Härchen.
    Ich sitze auf dem soliden Sessel von G-Plan und Stephen
auf dem alten Sitzsack aus meinem Zimmer. Bob angelt sich eins von den kleinen Schottischen Eiern - ja, genau: Bob, unser Firmentechniker, Dads und Valeries Nachbar.
    Dad räuspert sich. »So, Alice, nun erzähl uns mal alles über deinen neuen Verantwortungsbereich.«
    Teresa zuckt zusammen - aber vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein.
    »Ich bin künftig in Nordamerika für den Aufbau neuer Karrieren zuständig«, behaupte ich kühn. Stephen sieht zu mir hoch, doch ich beachte ihn nicht weiter.
    »Ich habe ja immer schon gesagt, dass du es in dem Job noch weit bringen wirst«, behauptet Dad ebenso kühn - anfangs hat er sich total verrückt gemacht, die Musikindustrie sei doch völlig von der Drogenszene unterwandert, und mich zu überreden versucht, schön brav bei der Gemeindeverwaltung von Kingston zu bleiben.
    Dad hat sich in seinen Edel-Lässig-Look geschmissen: blütenweißes Anzughemd unter einem salbeigrünen V-Pullover aus Lambswool von Marks & Spencer. Valeries Bemühungen, ihm Golfhemden von Lacoste aufzuschwatzen, waren bisher fruchtlos. Allerdings ist er ziemlich eitel, was sein Haar betrifft, und lässt mitunter verlauten, nicht wenige Menschen hätten eine frappante Ähnlichkeit zwischen ihm und dem berühmten Fernsehmoderator Michael Parkinson festgestellt.
    »Ich nehme an, ich muss dazu viel in der Weltgeschichte herumfliegen«, fahre ich fort und seufze auf, »aber es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben. Ich denke mal, in vielen Vier-Sterne-Hotels gibt es mittlerweile Wellnessbereiche, zur Entspannung für gestresste Führungskräfte. Abends werde ich mir vermutlich meistens bloß eine Massage verpassen und Essen aufs Zimmer servieren lassen.«

    Dad reibt sich die Hände. »Stellt euch das vor. Meine Alice tummelt sich im Jetset!«
    Aus den Augenwinkeln sehe ich zu Teresa hin. Sie ist tief in die Betrachtung ihrer Fingernägel versunken. Jahrelang habe ich mir während meiner Anstellung in der Gemeindeverwaltung von Kingston Teresas Kommentare anhören müssen - Wenigstens bietet der öffentliche Dienst eine gute Altersversorgung. Die wirst du als alleinstehende Rentnerin brauchen. Nun koste ich diesen Moment voll aus.
    »Du fliegst wahrscheinlich mit einer Boeing 747?«, fragt Dad.
    »Keine Ahnung«, sage ich großspurig. »Brent, mein Assistent, hat das alles geregelt.«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es eine 747 ist«, mischt Stephen sich ein. »Der Flugzeugtyp wird zwar auf dem Ticket genannt, aber es heißt, Änderungen sind vorbehalten.« Stephen ist ehrlich bis ins Mark. Er holt meinen Transatlantik-Reiseplan aus meiner Fächermappe. Seit er den anfänglichen Schock über meine Abreise verwunden hat, ist Stephen ein Fels in der Brandung - und unserem Etikettendrucker mit Haut und Haaren verfallen.
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es sich um eine 747 handeln, aber ich will auch den Airbus nicht ausschließen«, sagt er in dem bedächtigen Ton, der ihm in seinem Berufsstand so viel Ansehen einträgt.
    Meine Fächermappe bietet separate Abteilungen für jeden Abschnitt der Reise, für meine Info-Unterlagen zu Wyatt und sogar für ein mit »Alkoholismus« beschriftetes Konvolut, das nützliche Hinweise zum Umgang mit Alkoholikern für Familienangehörige und Freunde enthält.

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