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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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Buntem - und rufe dann vom Wohnzimmer aus Brent an. Auf meiner Büronummer - komisches Gefühl, dass ich da nicht mehr sitze.
    »Brent, ich bin’s, Alice.«
    »Wer?«
    »Alice Fisher. Grahams Sekretärin.«
    »Einen Moment. Ich gieße gerade die Pflanzen.« Dann herrscht lange Funkstille, weil, wie ich schließlich kapiere, Brent offenbar das Büro verlassen hat, um seine winzige Gießkanne aufzufüllen. Endlich ist er wieder am Apparat, scheint sich aber immer noch nicht recht erinnern zu können, wer ich bin. »Was kann ich für Sie tun?«, fragt er beiläufig.
    »Ich bin hier in Wyatts Haus in Ohio. Er will kein neues Album machen.«
    Brent seufzt. »Aber das ist Ihr Job, Alice. Ihn zu überreden.«
    »Ich hab’s ja versucht.«
    »Er wird sich’s schon noch überlegen«, sagt Brent, offensichtlich nicht bei der Sache. Ich höre, wie er seine Topfpflanzen mit Wasser besprengt. »Geben Sie dem Ganzen einfach etwas Zeit.«

    »Ich kann doch nicht endlos hier bei ihm rumhocken«, wende ich ein.
    »Hat er gesagt, Sie sollen gehen?«
    »Äh, nein.«
    »Na also. Machen Sie ihn mürbe. Einen Augenblick. Gerade ist Miss Carmichael hereingekommen.«
    Offenbar hat Brent die Hand über die Sprechmuschel gelegt, denn es sind nur dumpfe Stimmen zu hören. Ich glaube, Phoebe etwas wie »Idiot«, »auf den Kopf stellen« und »koste es, was es wolle« zischen zu hören.
    Hmmm. Den Rest reime ich mir selbst zusammen. »Wyatt ist ein Idiot, und wenn ich mich auf den Kopf stellen muss, ich will das Album haben, koste es, was es wolle.«
    Dann ist Phoebe am Apparat. »Alice. Wie ich höre, leisten Sie hervorragende Arbeit in Ohio. Bleiben Sie am Ball.«
    »Ich komme wieder zurück«, werfe ich ein. »Hier gibt es für mich nichts zu tun.«
    »Also bitte, Alice«, sagt Phoebe energisch. »Kein Gejammer! Wo wären wir heute, wenn mein Vater Nashville den Rücken gekehrt und gesagt hätte: ›Hier gibt es nichts für mich zu tun‹?«
    »Aber das war ja auch Nashville«, setze ich an.
    »Diese kleinen Landstädte sind manchmal wahre Fundgruben für Talente aller Art. Barbershop-Quartette, Familien mit zig Kindern, singende Hunde.«
    »Hunde?«
    »Ja, Sie wissen schon, was ich meine. Diese Viecher, die im Chor bellen. Tummeln Sie sich ein bisschen und sehen Sie zu, was sich finden lässt.«
    »Ich muss wieder nach London«, sage ich kategorisch. »Außerdem ist meine E-Mail an das New Yorker Büro zurückgekommen.«

    Phoebe ignoriert meine Worte. »Überlegen Sie doch, Alice - am Ende entdecken Sie noch die nächste Partridge Family. Das wäre doch was, was Sie sich an die Brust heften könnten. Ich gebe Ihnen noch mal Brent.«
    Vielleicht hört wenigstens der mir zu.
    Brent ist in der Leitung. »Wir sprechen uns in einem Monat.«
    Die Leitung ist tot.
    Mir bleibt nichts, als meine Wäsche zu trocknen und zusammenzulegen und meine Jeans zu bügeln.
    Mittags fahren Wyatt und ich in den Ort, um meinen Wagen zu holen. Wir sitzen gerade mal eine Minute in Wyatts Pick-up, da sagt er knapp: »Gerry hat also angerufen.«
    »Ja. Er unternimmt eine Besichtigungstour mit mir.«
    »Echt.«
    Wyatt schaltet das Radio ein, das für den Rest der Fahrt die Unterhaltung bestreitet. Bilde ich es mir nur ein, oder mustert er meinen falschen Verlobungsring eingehend, als ich aus dem Wagen steige? O nein! Mich packt die Scham. Er denkt, dass ich mich mit jemandem treffe, obwohl ich doch mit einem internationalen Topanwalt verlobt bin. Ich weiß genau, wie in diesen amerikanischen Kleinstädten mit solch einem Verhalten umgegangen wird. Als ich in mein Auto steige, lasse ich den Blick über den Hauptplatz schweifen. Wenn ich am Sonntag noch da bin, werden sie mir hier in aller Öffentlichkeit den Prozess machen. Ich sehe sie vor mir - die Ältesten von Barnsley, wie sie an einem langen Tisch sitzen, in schwarzen Anzügen mit weißen Rüschenkrägen; das Haar zum Knoten gebunden, werde ich zu ihnen hingeführt.
    »Alice Fisher«, verkündet Mr. Horner. »Du wirst unzüchtiger Gedanken und lästerlicher Taten beschuldigt.«

    Die johlende Menge wirft mit Tomaten nach mir. Wyatts Mutter sitzt strickend zu Füßen der Anklagebank. Heidi plädiert leidenschaftlich dafür, mich in den Teich von Barnsley zu tunken. »Wenn sie nicht untergeht, ist sie schuldig.« Nach der Urteilsverkündung - ein Tag im Stock - tritt Heidi vor und näht gewandt ein scharlachrotes »A« an mein Kittelkleid. »Flittchen«, zischt sie. »Nun wende deine fremdländischen Augen von

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