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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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Das denkt jeder. Und für gewöhnlich rede ich nicht darüber.«
    Demnach hat Wyatt mir gerade ein bisschen was von sich anvertraut. Ich lasse mir die Zeilen aus »Losing You« noch einmal durch den Kopf gehen: » If losing you was hard, living like this is breaking me. «
    »Hat es Ihnen gefallen?«, fragt er.
    Ich mustere ihn gründlich. Aber er sieht todernst aus.
    »Ich fand es großartig«, sage ich. »Irgendwelche Chancen für einen Nachfolger?«
    Hoppla! Wo kam das denn plötzlich her? Der Orangensaft muss mir zu Kopf gestiegen sein.
    Doch zu meinem Erstaunen grinst Wyatt mich an, zum allerersten Mal. »Sie stecken voller Überraschungen, Alice. Ich hätte nie -«
    Da klingelt das Telefon. Wyatt nimmt den Hörer des Wandapparats ab.

    »Ja.« Er klingt ein bisschen kurz angebunden. Dreht sich zu mir um. »Ja, ist sie. Ich geb sie dir.«
    Er hat auf einmal einen etwas härteren Zug um den Mund. »Es ist für Sie.«
    Er gibt mir den Hörer und verschwindet im Flur.
    »Alice. Hier ist Gerry. Wir kennen uns vom Blue Ribbon Diner.«
    Ich brauche einen Moment, um ihn einzuordnen. Aber dann habe ich’s: Gerry ist der mit der braunen Lederjacke und dem Mercedes-Schlüsselanhänger.
    »Hören Sie, hätten Sie Lust, die Sehenswürdigkeiten von Barnsley zu besichtigen?«, fragt er.
    Und fährt fort, ohne meine Antwort abzuwarten: »Das ist in ungefähr fünf Minuten erledigt. Dann können wir irgendwo zu Abend essen.«
    Die Haustür fällt ins Schloss.
    »Mit irgendwelchen wissenswerten historischen Details kenne ich mich nicht aus«, erklärt Gerry, »aber Speisekarten lesen kann ich.« Er beschreibt mir ein paar Restaurants am Ort. »Ich weiß schon, es ist nicht London«, sagt er, »aber weiß der Teufel, Alice, vielleicht finden Sie ja Gefallen an gegrillter Beutelratte und Maisbrot.«
    Hört sich ganz witzig an. Wieso eigentlich nicht? Wyatt geht ohnehin mit Bruce zu einem Treffen. Und zweifellos wird Heidi später noch einmal vorbeischauen. Was ist mit Stephen? Beim Blick auf Wyatts Arbeitsfläche aus Granit fällt mir wieder ein, was mein Nicht-Verlobter in seiner letzten E-Mail über unsere neue Küche geschrieben hat. »Ich schlage ein Kunststoffgemisch im Granitlook vor, ein rundherum hochwertiges Produkt, erhältlich in drei Standardfarben.«
    »Das fände ich ganz toll«, sage ich.
    »Super! Dann hole ich Sie so gegen sieben ab.«

    Ich lege auf und habe einen Augenblick lang Gewissensbisse wegen Stephen. Er gibt sich ehrlich Mühe, das weiß ich. Aber zuzeiten beschleicht mich der düstere Verdacht, dass er sich niemals ändern wird. Ich sehe unser gemeinsames Leben vor mir - das Leben, das nach unserem Hochzeitsempfang im Holiday Inn Express von Tolworth auf uns wartet, bei dem Stephen sich für das leichte Sandwich-Büffet (mit einem kostenlosen Softdrink pro Gast) entschieden hat. Binnen angemessener Frist bekommen wir zwei Kinder, Brian und Mabel, die ich identisch anziehen werde, mit dem, was Teresa von ihren Zwillingsjungs an mich weitergibt. Einmal pro Woche überreicht mir Stephen das abgezählte Haushaltsgeld. Dem Himmel sei Dank für Linsen in XXL-Packungen. Ich versuche die Kinder vor den ewigen Streitereien zu beschirmen. »Wie kann ich dir je wieder vertrauen«, schreit Stephen völlig außer sich und deutet auf das Thermostat. »Ein Grad höher könnte ich ja noch verzeihen. Aber zwei!« Zu Weihnachten stellen wir das Minibäumchen auf den Tisch und lassen es eine halbe Stunde erstrahlen, bis Dad den Heimweg antritt.
    Im Augenblick ist Stephen dem Gefühl nach weit, weit weg. So wie England und alle Sicherheit und Geborgenheit. Mich überkommt mit Macht das Heimweh, und ich bin bloß froh, dass Gerry angerufen hat und ich den Abend nicht allein herumbringen muss.

18. KAPITEL
    Später am selben Nachmittag stehe ich in dem kleinen Wirtschaftsraum des Gästehäuschens, der höchst edel mit einer Monsterwaschmaschine plus entsprechendem Trockner
von Maytag ausgestattet ist. Alles blitzblank gescheuert: Ich habe den Fußboden gewischt - jawohl, bis in die letzte Ecke - und eine putzmuntere halbe Stunde lang sowohl Spülbecken wie Abtropfgestell aus rostfreiem Stahl auf Hochglanz gewienert. Das Flusensieb des Trockners ist hundert Prozent fusselfrei, und aus dem Dosierfach für den Weichspüler könnte man essen. Ekelhaft, dieser zähe blaue Schlubberschleim, der sich da schon nach zwei, drei Waschgängen immer ansammelt.
    Ich schmeiße die erste Ladung Wäsche an - Helles strikt getrennt von

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