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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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drangehen?«, fragt er.
    Ich bedenke ihn mit einem aufmüpfigen Blick und schreite zum Telefon. »Hallo.«
    »Alice, ich bin’s, Larry!«
    Da Wyatt es tunlichst vermeidet, mit ihm zu reden, sind Larry und ich mittlerweile fast schon dicke Freunde. Jedes Mal, wenn ich im Haus bin und Wyatt sieht, dass Larry anruft, hebt er ab, hält mir den Hörer hin und formt stumm mit den Lippen den Satz: »Ich bin nicht da.« Larry hat sicherlich schon Verdacht geschöpft.
    »Wie geht’s?«, fragt Larry liebenswürdig. Wie üblich wartet er meine Antwort nicht ab, sondern redet gleich aufgekratzt weiter. »Also zu dem hier kann er unmöglich Nein sagen.«
    Das ist Larrys Standardspruch. Fast jede Woche kommt er mit irgendeiner Firma an, die einen Song von Wyatt in ihrem neuesten Werbespot verwenden will. Wyatt sagt immer Nein.
    »Okay«, sagt Larry. »Dabei müssen Sie mir helfen, Alice. Das hat Stil. Das gefällt ihm bestimmt. Das wird er nicht ablehnen.«
    »Was?«
    »Alkoholfreies Bier! Dafür wollen sie ›Moonshine‹ verwenden. Eine geniale Idee. Siebenstelliger Betrag.«
    Ich presse den Hörer gegen meine Schürze, schaue zu
Wyatt hoch und flüstere: »Moonshine. Alkoholfreies Bier. Siebenstelliger Betrag.«
    »Nö.«
    »Ich werde es versuchen, aber ich habe so meine Zweifel«, gebe ich sinngemäß an Larry weiter.
    »Sie bringen mich noch um den Verstand, Alice. Das hier, das kommt ganz groß raus. Die Werbung soll nächstes Jahr beim Super Bowl zum ersten Mal laufen.«
    »Super Bowl Werbung«, wispere ich Wyatt zu. Das muss wohl ein bedeutendes Footballspiel sein, so ähnlich wie bei uns der FA Cup.
    Wyatt guckt noch gelangweilter und schüttelt den Kopf. Er kann nicht sprechen, weil er eine Reißzwecke im Mund hat.
    »Er wird es sich sicher sehr gründlich überlegen«, sage ich munter zu Larry.
    »Sie sind ein Schatz, Alice«, sagt Larry, der sich nie von irgendwas entmutigen lässt. »Wir hören wieder voneinander.«
    Ich lege auf. »Der arme Larry«, sage ich. »Warum sagen Sie ihm nicht einfach, dass Sie nie wieder irgendwelche Werbeverträge abschließen wollen?«
    Wyatt pflückt sich die Reißzwecke aus dem Mundwinkel. »Habe ich schon«, sagt er geistesabwesend, mehr mit der Wimpelschnur beschäftigt, die er vor dem Feststecken richtig herum dreht. »Aber er nimmt es nicht zur Kenntnis.«
    Larry ist keiner von diesen supererfolgreichen Hollywood-Agenten. Von Wyatt weiß ich, dass er ein winziges Büro im hintersten Eck von Nashville hat. Wyatt ist sein größter Kunde. Als Wyatt berühmt wurde, hat er Larry nicht fallen lassen und sich einen anderen Agenten gesucht, was eine große Erleichterung für Larry gewesen sein
muss, weil er nach wie vor zehn Prozent von Wyatts Tantiemen bekommt.
    Während die Butter weich wird, hole ich Mehl und Backpulver heraus. Ich habe mir von Carolyn ein echt englisches Rezept faxen lassen. Leider verwenden Amerikaner keine Küchenwaagen, um die entsprechenden Mengen abzumessen. Man sollte meinen, sie müssten so was mittlerweile eigentlich auch hier schon erfunden haben - stattdessen hantieren sie mit verschiedenen Tassengrößen, was bedeutet, dass ich bei der Umrechnung ein bisschen auf Schätzungen angewiesen bin, aber das wird schon hinhauen. Carolyn hat schon früher meine Kochkünste überwacht und mich diesmal eigens angewiesen, das Backpulver haargenau abzumessen. »Das ist das Treibmittel, Alice«, hat sie mir zwei Mal eingeschärft. »Vergiss es ja nicht.«
    Eben will ich das Backpulver zum Mehl geben, da klingelt das Telefon erneut. Ich schiebe den Löffel vorsichtig zurück in die Packung, damit ich nachher daran denke. Es ist Mr. Horner. Er ruft jeden Tag um die Zeit an.
    »Ich habe es schon bei Ihnen im Cottage versucht, aber da hat sich niemand gemeldet«, sagt er leicht verstimmt. »Deswegen habe ich mir gedacht, ich versuche es hier.«
    »Guten Morgen, Mr. Horner.«
    »Wetter warm genug für Sie?«, gluckst er. Anfangs hieß es immer »Wetter kalt genug für Sie?«, aber jetzt hat er umgeschaltet. In Ohio gibt es nur zwei Sorten Wetter - klapperkalt oder brüllheiß.
    »Es geht um den Siedlerwagen …«
    Ich klemme das Telefon zwischen Ohr und Schulter ein und fange an, das Mehl zu sieben. Das Gespräch kann länger dauern. Mr. Horner kümmert sich um den Wagen, auf dem beim Festumzug durch Barnsley diverse Mitglieder
der Historischen Vereinigung als frühe Siedler verkleidet sitzen werden. Es ist jedes Jahr das Gleiche, und wie üblich hat Mr. Horner sich selbst

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