Zuckerguss und Liebeslieder Roman
Gewinnerin bei Amerika sucht den Superstar «, sagt Dolores siegesgewiss.
»Na bitte«, sagt Wyatt. »Alice könnte doch mit Madison Stimmbildung machen.«
Dolores ist hingerissen. »Ich rufe sie gleich an!«
»Moment …«, sage ich, aber sie ist schon weg.
Nach einem Weilchen kommt Celeste mit unseren drei Tellern, und Casey macht sich begeistert darüber her. Ich frage mich, wie viel er zu Hause wohl zu essen bekommt. Er ist ziemlich dünn. Wenn ich es mir genauer überlege - vielleicht gibt es tatsächlich niemanden, der ihm eine Geburtstagstorte backen würde. Vielleicht kümmert er sich um seine Großeltern genauso wie um Mary Lou? Mein Sinnieren hat ein Ende, als Gerry zu uns an den Tisch kommt. Gott, ist er sexy. Selbst auf Krücken und mit dem einen Fuß in einer Art orthopädischem Plastikstiefel verströmt er Sexappeal aus allen Poren. Er und Wyatt beäugen einander.
»Wie geht’s dem Fuß?«, fragt Wyatt.
»Gut«, sagt Gerry knapp.
»So ein gebrochener kleiner Zeh soll ja manchmal gemein wehtun«, sagt Wyatt. »Allerdings habe ich noch nie von einem Mann gehört, der so was hatte.« Er klingt sehr
mitfühlend, und ich verstehe nicht, warum Gerry ihn so giftig ansieht. Er setzt sich auf den Platz gegenüber von Mr. Horner, der missbilligend die Nase rümpft.
»Wie geht es dir, Gerry?«, frage ich möglichst lässig.
»Schon besser, bei deinem Anblick. Ich brauche definitiv ein bisschen zärtliche Fürsorge.«
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Rachel Baby Dale an Wyatt weiterreicht, der den Kleinen sanft auf und ab hopsen lässt. Zum Glück sind sie abgelenkt und bemerken nicht, dass Gerry quer über den Gang hinweg nach meinem Knie greift.
»Heißt das, du kannst die Geschäftsreise nach Las Vegas nicht antreten?«, erkundige ich mich.
Baby Dale muss irgendwas Lustiges gemacht haben - Wyatt und Rachel brechen nämlich in schallendes Gelächter aus.
Gerry runzelt die Stirn. »Verschoben. Ich werde mich wohl irgendwie in Barnsley beschäftigen müssen.«
Mr. Horner blickt von seiner Zeitung auf und wirft Gerry einen strengen Blick zu. »Wenn Sie Ihre Zeit hier gern sinnvoll nutzen wollen, Alice - der Posten im Sekretariat der Historischen Vereinigung von Barnsley ist frei.«
»Alice ist die perfekte Kandidatin«, verkündet Wyatt. »Sie könnte eine Website für Sie entwerfen.«
Mr. Horner legt Messer und Gabel ab. »Fabelhaft.«
Ich muss dem Ganzen hier Einhalt gebieten. »Mein Flug ist fest gebucht«, erkläre ich energisch.
»Aber was ist mit meiner Müttergruppe?«, fragt Rachel. »Ich habe doch allen schon gesagt, dass Sie hinkommen und einen Vortrag halten.«
»Was ist mit meinem Referat?«, fragt Casey.
»Was ist mit mir?«, fragt Gerry vielsagend.
»Was haben Sie zu verlieren?«, fragt Wyatt leise.
Alle verstummen.
Ich suche in Wyatts Miene nach Anzeichen, dass er nur Späßchen macht, doch sein Blick ist todernst. Die Antwort auf seine Frage ist mir klar. Ein Wort, aber ich kann es nicht aussprechen.
Nichts.
Oder jedenfalls nichts, das nicht warten kann. Stephen hat sich binnen nicht mal einer Woche ohne mich neu orientiert, Dad ist überglücklich, dass ich mich hier so gut mache, und Teresa ist es schnurzegal, was ich tue. Was meinen Job bei Carmichael Music angeht, den habe ich nur, solange ich hierbleibe.
Ich sehe zu Rachel und Wyatt hin, zu Gerry, der mir zuzwinkert, und dann zu Casey.
»Biiiittebittebitte, Alice, bleiben Sie doch noch«, sagt er. Und zwar nicht mit vollem Mund. Es muss ihm ernst sein damit.
Allgemeines Schweigen in Erwartung meiner Antwort.
Ich wappne mich für etwas, was ich, wenn überhaupt, zuletzt vor Jahren getan habe: etwas zu riskieren, ins kalte Wasser zu springen und, wenigstens einmal, so zu leben, als hätte ich keine Angst vor dem, was die Zukunft bringt.
»Na schön, ich bleibe.«
Sommer
24. KAPITEL
Heute ist Caseys Geburtstag, und aus diesem feierlichen Anlass habe ich beschlossen, einen traditionellen Fünf-Uhr-Tee mit allem Drum und Dran aufzufahren: Gurkensandwichs, selbstgebackene Scones mit Sauerrahm und Marmelade und eine richtige, echte Biskuittorte mit drei Schichten Erdbeermarmelade und Buttercreme. Mit Letzterem bin ich gerade beschäftigt, in Wyatts Küche. Sein Angebot, dafür seine schicke Küchenmaschine zu benutzen, habe ich angenommen, bevor er auch nur den Hauch einer Chance hatte, es sich anders zu überlegen.
Casey fährt draußen mit seinem neuen Motocross durch die Gegend - ein Geschenk von Wyatt.
»Ist
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