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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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überlegt kurz und klatscht dann in die Hände. »Ich weiß was! Wie wäre es mit dem Cupcake-Wettbewerb beim Barnsley Festival?« Sie klingt, als wäre ihr die Idee just in diesem Moment gekommen. »Da gibt es jedes Jahr einen Preis für die besten glasierten Cupcakes. Machen Sie da doch mit, Alice! Dann haben wir Gelegenheit, eins von Ihren wunderbaren britischen Rezepten zu kosten.«
    Meinem Gefühl nach schwingt in dem Wörtchen »wunderbaren« satte Ironie mit, aber die anderen haben offenbar
nichts bemerkt. Alle schauen mich erwartungsvoll an, scheinbar sogar Baby Hillary; das winzige Ding hat, wie mir erst jetzt auffällt, einen geradezu stechenden Blick. Rachel allerdings schüttelt warnend den Kopf.
    Während ich noch nach einer Ausrede suche, sagt Sara gereizt: »Ich finde, wir sollten wieder zum Thema kommen, Alice.«
    Mich durchströmt Erleichterung. »Ja«, stimme ich eifrig zu.
    »Wie denkst du über Stillen im zweiten Lebensjahr?«, fragt Sara.
    Nein!
    »Ach, mit so was müssen wir uns nun aber wirklich nicht weiter beschäftigen«, sagt Brandy und rümpft die Nase. »Wir leben doch nicht mehr in der Steinzeit.«
    Sara wird rot. »Wenn du Stillen für primitiv hältst, bist du ein Opfer der Gehirnwäsche durch multinationale Unternehmen, die Millionen in die Werbung für Milchpulver investiert haben.«
    O Gott, jetzt bricht die Hölle los. Am Abend vor meinem ersten Vortrag hat Carolyn mich angerufen und mir gründlich ins Gewissen geredet. »Versprich mir, dass du dich niemals, unter keinen Umständen, auf Diskussionen über Stillen oder Klapse einlässt. Sonst kommst du da nicht lebend heraus, Alice.«
    »Das muss jede Mutter selbst entscheiden«, sage ich, aber niemand hört auf mich.
    Brandy ist ebenfalls die Röte in die Wangen gestiegen. »Bloß weil du die New York Times liest, heißt das noch lange nicht, dass du alles besser weißt, Sara.« Brandy wirft einen vielsagenden Blick auf Baby Hillary, die in ein zugegebenermaßen etwas bizarres braunes Baumwollkimonogebilde
gehüllt ist. »Kinder, die anders aussehen, haben bei ihren Altersgenossen nichts zu lachen.«
    Saras Blick ist zum Fürchten. »Hältst du dich wirklich für qualifiziert, um über gesunde Ernährung zu sprechen, Brandy?«, schießt sie zurück.
    Brandy wird blutrot. Aber sie gibt sich nicht geschlagen, sondern räuspert sich nur. »Vielleicht möchtest du ja die Gelegenheit nützen, um ein Gerücht aufzuklären, Sara.« Kleine Kunstpause. »Man hat nämlich deinen Wagen vor der Kindertagesstätte stehen sehen.« Von ihrem Tonfall her hätte es sich genauso gut um ein Bordell oder eine Pfandleihe handeln können. »Du bist nun mal die Einzige in Barnsley, die so einen Honda Hai-Dingsda fährt.«
    Kollektives Aufkeuchen. Alle Blicke schwenken zu Sara. Großer Gott, sie werden sie in Acht und Bann tun. Sie wird die Stadt verlassen müssen und mit keinem ihrer Familienangehörigen je wieder ein Wort wechseln dürfen.
    Doch dann durchschneidet eine kühle, klare, lehrerhafte Stimme das grauenvolle Schweigen.
    »Meine Damen«, sagt Heidi, »haben wir über all dem nicht etwas vergessen?«
    Wir schauen in die Runde. Wie meinen? Nunmehr gilt Heidi die allgemeine Aufmerksamkeit.
    Sie wendet sich mir zu. »Nun, wie sieht es aus, Alice?« Ganz klar, jede Sekunde ist ihr ein Hochgenuss. »Nehmen Sie meine freundliche Herausforderung an, die Ehre Ihres Landes hochzuhalten und am Cupcake-Wettbewerb von Barnsley teilzunehmen? Oder geben Sie sich hier und jetzt geschlagen?«
    Tolle Alternative. »Ja, Superidee«, sage ich ergeben.
    Heidi lehnt sich voller Genugtuung zurück. »Gratuliere! Wir müssen mal ein bisschen frischen Wind da hineinbringen.
Ist doch zu langweilig, wenn fünf Jahre hintereinander immer dieselbe gewinnt.« Sie lacht selbstzufrieden und zupft ein nicht vorhandenes Haar von ihrem Oberteil. »Allmählich finde ich es geradezu ein bisschen peinlich!«

28. KAPITEL
    »Heidi ist seit fünf Jahren die ewige Siegerin beim Cupcake-Wettbewerb von Barnsley«, sagt Rachel düster. »Sie kriegt immer, was sie will.«
    Wir sind schon beim Abwasch. Alle anderen sitzen noch im Wohnzimmer, nur Heidi und Sara haben sich entschuldigt und sind gleich nach dem abrupten Ende meines Vortrags aufgebrochen. Meine Illustrationstafeln zum Thema gesunde Ernährung kann ich unbenutzt zurück in die Tasche stopfen.
    Heidi hat mir zum Abschied fast die Hand zerquetscht. »Kein Rückzieher, Alice«, sagte sie lachend. »Soll doch niemand sagen, Sie

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