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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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wären der Aufgabe nicht gewachsen!«
    Ich ziehe Rachels Geschirrtuch glatt. »Ach, das wird schon nicht so wild sein«, sage ich. »Ist doch nur ein Cupcake-Wettbewerb.«
    »Alice«, sagt Rachel gedehnt. »Fang lieber schon mal an. Da kommt ein Haufen Leute hin.«
    »So?«
    »Ungefähr tausend. Ganz Barnsley.«
    Ich verspüre spontan das dringende Bedürfnis nach ein bisschen frischer Luft und trage meine Utensilien hinaus zum Auto. Dann gehe ich noch mal zurück, um mich rasch von Rachel zu verabschieden. Ich höre Baby Dale brüllen und Rachel gurren, die offenbar nach oben gegangen ist
und ihn zu einem Nickerchen zu überreden versucht. Wie ich da so im Flur stehe und überlege, ob ich Rachel bei ihren Babyflüsterbemühungen stören soll, höre ich Dolores klar und deutlich aus dem Wohnzimmer sagen:
    »Dieser Stiesel soll endlich eine ehrbare Frau aus ihr machen. Sie ist genau die Richtige für ihn - das sieht doch ein Blinder mit Krückstock.«
    »Vielleicht hat er’s nicht mit dem Heiraten«, sagt Stacey.
    »Es heißt, er wäre nicht grad der Zuverlässigste«, merkt Brandy an. »Trotzdem würde ich ihn nicht von der Bettkante schubsen.«
    Brüllendes Gelächter. Erstaunlich, wie obszön die braven Muttis werden können. Muss wohl ein Zuckerflash sein.
    »Es braucht schon ein starkes Weib, um Wyatt Brown im Zaum zu halten«, sagt Candy.
    Mir dreht sich der Magen um.
    »Die Leute sollten lieber ihre Zunge im Zaum halten«, sagt Dolores spitz. »Er hat seine wilden Jahre gehabt, wohl wahr. Aber das ist alles lange vorbei. Ich finde, er ist reif dafür, einen Hausstand zu gründen. Und sie ist die Richtige für ihn. Sie wäre eine wunderbare Ehefrau und Mutter - sie ist ein Naturtalent, was Kinder angeht.«
    Natürlich. Heidi ist nicht nur aus der Gegend hier, sondern auch noch Lehrerin. Ich stehe da und fühle mich elend, unzulänglich und scheußlich britisch.
    »Aber bist du denn sicher, dass sie ihn will?«, fragt Brandy.
    »Sicher?«, sagt Dolores verächtlich. »Ich hab schließlich Augen im Kopf.«
    Ja, genau. Von Anfang an - seit dem Schneetag, an dem wir uns im Blue Ribbon zum ersten Mal begegnet sind - war Heidi alles andere als begeistert von der Vorstellung, dass
ich im Cottage logieren sollte. Seither hat sie jede Gelegenheit genutzt, mir gegenüber Warnungen auszusprechen und mich vor den anderen schlecht dastehen zu lassen. Und im Großen und Ganzen ist es ihr gelungen.
    Mehr halte ich nicht aus. Ohne mich von Rachel zu verabschieden, schleiche ich zur Haustür. Als ich sie leise hinter mir schließe, höre ich Dolores’ abschließende Worte zum Thema. »Und was ihre Kochkünste angeht …«
    Ich steige in den Ford Focus und fahre langsam zurück zur Farm. Nicht einmal der Anblick der endlosen Sojabohnenfelder hebt meine Stimmung. Der Cupcake-Wettbewerb geht mir nicht aus dem Kopf. Ich weiß jetzt schon haargenau, wie es sich abspielen wird: Ich stehe neben Heidi in dem großen weißen Festzelt. Der Applaus der Menge will und will nicht enden, nachdem Heidi (ein historisches Ereignis) zum sechsten Mal in Folge zur Gewinnerin des Wettbewerbs bestimmt worden ist. Dann tritt Wyatt, der bis dahin unbeachtet hinten in der Menge gestanden hat, unerwartet vor. Er trägt ein weißes, kragenloses Hemd, Kniehosen mit Trägern und einen braunen Filzhut, den er mit einem ritterlichen Lächeln in Richtung der Hauswirtschaftslehrerin abnimmt. Die aufgekrempelten Ärmel lassen seine stark gebräunten, muskulösen Arme sehen. Tiefes Schweigen senkt sich über die Menge. Ruhig und gelassen schreitet er zu uns Kandidatinnen hin und wirft einen höflichen, aber flüchtigen Blick in meine Richtung. »Gut gemacht, Alice. Ein wackerer Versuch.« Halbherziger Beifall. Dann wendet er sich Heidi zu. »Ihr habt mich und ganz Barnsley heute sehr stolz gemacht.« Die Zuschauer brechen in Jubelrufe aus. Kleine Kinder schwenken aufgeregt herumhüpfend Fähnchen, und eine alte Dame tupft sich mit einem Spitzentaschentuch eine Träne aus dem Auge. »Darum
möchte ich Euch hier vor diesen prächtigen Dorfbewohnern fragen, ob Ihr meine Frau werden wollt.«
    Heidi schnappt nach Luft, wird entzückend rot und blickt mit schräg geneigtem Kopf kokett zu Wyatt empor. »Meiner Treu, Mr. Brown. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    Wyatt legt die Hand aufs Herz. »Ich habe nicht viel«, sagt er. »Ein paar gute Pferde, eine Scheune und ein Stück Land jenseits des Hügels. Doch ich gelobe, dass ich Euch ein braver und treuer Ehemann

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