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Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Zuckerguss und Liebeslieder Roman

Titel: Zuckerguss und Liebeslieder Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosie Wilde
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leidtun.«
    »Das war nicht ganz das, was ich gesagt habe.«
    Wyatt blickt mich fragend an.

    »Stephen und ich sind wechselseitig zu dem Beschluss gekommen, eine Auszeit zu nehmen«, sage ich würdevoll.
    »Aber Sie haben doch gesagt, dass er mit Ihnen Schluss gemacht hat«, sagt Casey, um mir auf die Sprünge zu helfen.
    Wyatt nimmt sich einen Moment Zeit, um die Nachricht zu verdauen. »Das tut mir leid, Alice. Kann ich irgendwas tun?«
    »Nein. Wirklich. Mir geht’s gut«, sage ich, allerdings klingt meine Stimme ein bisschen zittrig, und ich merke, dass ich wohl doch leicht unter Schock stehe.
    »Du könntest uns was zu essen machen«, sagt Casey. »Das hilft Alice bestimmt. Wie wäre es mit Käsetoast?«
    Wyatt mustert mich eindringlich. »Gute Idee. Wenn du hier drin fertig bist, Casey, dann komm rüber.«
    Dann nimmt er mich beim Arm und führt mich aus der Scheune.
    »Ich würde Ihnen ja gern einen Brandy anbieten, wenn ich welchen dahätte«, sagt Wyatt, als ich mich an den Küchentisch setze.
    Eigentlich wäre mir danach, ein schönes Glas Wein zu vernichten, aber ich schüttle vehement den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass Alkohol meine Probleme nur noch verschlimmert«, zitiere ich gewissenhaft eine Zeile aus der Broschüre, die mir bisher noch verschwindend wenig von praktischem Nutzen gewesen ist.
    Wyatt zieht eine Braue hoch. »Alice, um meinetwillen müssen Sie so was nicht sagen.«
    Tue ich aber, weil ich mich schließlich nicht gut darüber verbreiten kann, wie schön doch jetzt ein kühles Gläschen Chardonnay wäre.
    »Kaffee wäre toll«, sage ich enthusiastisch.

    Er setzt Wasser auf.
    »Es tut mir wirklich leid, Alice«, sagt er. »Ich fühle mich irgendwie mitverantwortlich.«
    »Mitverantwortlich?«
    »Ja. Wenn Sie nicht hergekommen wären, wären Sie beide noch zusammen.«
    Komisch, aber obwohl ich nach dem Bruch immer noch ziemlich benommen bin, bereue ich es in keiner Hinsicht, nach Barnsley gekommen zu sein.
    »Nein«, sage ich entschieden. »Es hat nichts mit meinem Aufenthalt hier zu tun.« Wyatt darf nicht denken, dass die Schuld irgendwie bei ihm läge. »Es ist so, dass Stephen jetzt mit Zara zusammen ist.«
    Wyatt fährt herum. »Mit der bekloppten Strickliesel?«
    »Ja.«
    Wyatt schüttelt den Kopf. »Unglaublich.« Er nimmt eine Packung Käsescheiben aus dem Kühlschrank und fängt an, Caseys Sandwich zusammenzubauen. Ich lehne mich zurück und schaue ihm zu, während Travis mit der Schnauze an mein Bein stupst. Wyatts Nachmittagssession mit Bruce muss gut gelaufen sein, denn Wyatt summt ein paar Takte aus »Pretty Woman«. Dazu inspiriert ihn vermutlich der Song über Heidi, an dem er gerade schreibt - verständlich, schließlich ist sie diejenige, die das Schicksal ihm zur Gattin bestimmt hat.
    Noch was ist komisch: Wie ich so hier bei Wyatt in der Küche sitze, fühle ich mich längst nicht mehr so mies. Vielleicht regt der Duft nach Käsetoast ja meine Endorphine an? Wyatt reicht mir eine Tasse Kaffee, Travis begibt sich auf die Jagd nach Sandwichkrümeln, und Casey stürmt durch die Küchentür herein. »Ich bin am Verhungern!«
    Wyatt serviert Klapptoast mit Käse, ich stelle Casey ein
großes Glas Milch hin. Casey verputzt sein erstes Sandwich im Handumdrehen und blickt Wyatt erwartungsvoll an.
    »Du frisst mir die Haare vom Kopf«, sagt Wyatt seufzend und macht ihm ein zweites.
    Dann erzählt uns Casey ziemlich detailliert von Mary Lous überstandener Euterentzündung. Es ist erstaunlich interessant. Wirklich verblüffend, wie meine Sichtweise sich in den drei Monaten, die ich nun schon hier bin, verändert hat. Heute Morgen habe ich durchs Fenster hoffnungsvoll nach Regen Ausschau gehalten, den die Farmer dringend brauchen, damit die Maiskolben rund und voll werden. Erhöhte Aufmerksamkeit erfordert auch der Wetterbericht wegen etwaiger Tornadowarnungen; zum Glück mussten wir bisher noch nie Zuflucht im Keller suchen. Außerdem habe ich gelernt, nachts stets wachsam zu sein. Zwar wird in Barnsley nie jemand überfallen, dennoch lauert hinter jeder Ecke Gefahr: Tollwütige Fledermäuse sind hier eine ziemliche Plage, und in diesem Jahr hat die Zahl der Stinktiere ein Rekordhoch erreicht.
    Wer hätte gedacht, dass ich mich in Barnsley so schnell zugehörig fühlen würde? Ich lehne mich wieder zurück und warte darauf, dass Wyatt mich zu einem Käseklapptoast überredet. Fast könnte ich mich entspannt der Vorstellung hingeben, wie es wäre, wenn ich ständig hier lebte.

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