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Zuckerleben: Roman (German Edition)

Zuckerleben: Roman (German Edition)

Titel: Zuckerleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pyotr Magnus Nedov
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kommt zum Vorschein.
    »Ein Fisch? Du bringst dem Bulibascha von Otaci einen Fisch in einer Kühlbox, und das soll eine Überraschung sein?!«
    Mihailytsch verdreht genervt die Augen, dann macht der Major einen Schritt auf Gawril zu und legt ihm beide Hände väterlich auf die Schultern.
    »Schau, Gawril … Es ist ein besonderer Fisch. Ein Fisch mit starkem symbolischem Charakter. Verstehst du?«
    Einen Moment lang Stille.
    Dann huscht Gawril ein wissendes Lächeln über sein Gesicht.
    »Wie ein Fisch … aus … Gold ?«, flüstert Gawril und sieht sich misstrauisch um, als könnte jemand das Geheimnis mithören.
    Mihailytsch legt seinen Zeigefinger auf die Lippen und nickt stumm.
    »Und dabei riecht er so natürlich nach Fisch. Kann ich einen schnellen Blick reinwerfen? Ich glaub, ich hab noch nie so was gesehen …«
    »Gawril! Nein, Gawril. Es soll eine –«
    »Eine Überraschung sein für den Bulibascha. Schon verstanden!«, beendet Gawril den Satz für Mihailytsch.
    Mihailytsch nickt erleichtert und fordert Gawril abermals auf, die Dondușenier Fracht in die Gefriertruhe zu legen.
    »In Ordnung, Mihailytsch. Wird gemacht. Wo hast du denn dein Auto hin?«
    »Unten beim Monte Carlo. Ich bin nur auf einen Sprung rein, muss ja gleich noch nach Lwow fahren. Also, ich bin dann mal weg, Gawril!«
    Als Mihailytsch dem Roma mit der Zahnlücke die Hand geben und das Wärterhäuschen zu Bulibaschas Anwesen verlassen will, schüttelt Gawril den Kopf.
    »Das muss noch warten, Mihailytsch. Lwow mein ich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Der Bulibascha hat mir extra gesagt, dass du auf ihn warten sollst, wenn du kommst. Er hat nämlich auch was für dich!«
    »Was denn?«
    »Ein Geschenk.«
    »Ein Geschenk?«
    Durch das Panzerglas hat Mihailytsch freie Sicht auf die Innenseite des Tors zu Bulibaschas Anwesen. Vor dem Tor schlendert eine Gruppe gut gelaunter Bürger mit aufgeschulterten AK -74 mit einklappbarem Titan-Schaft, einigen F1-Handgranaten in den Netztaschen ihrer kugelsicheren Westen und an den Füßen bequeme moldawische Joggingschuhe der Marke Sonnenaufgang. Die Exspezialeinheitler essen Wassermelone, und einer von ihnen, ein untersetzter Mann mit einem futuristisch anmutenden österreichischen Steyr- AUG - A 1-Sturmgewehr in »British ready«-Manier um den Hals und einem dunkelhaarigen deutschen Schäferhund mit Beißkorb an der Leine, beißt in einen Snickers-Schokoriegel hinein.
    Rechts, auf einem Wachturm, lümmelt indes der blonde Vytautas aus Panevėžys in Litauen in einem bequemen McKinley-Campingsessel, sein fabrikneues Dragunow SWD -Scharfschützengewehr mit verbesserter Zieloptik in Bereitschaft. Unter einem roten Coca-Cola-Sonnenschirm hat er einen Monitor parat, auf dem Mindaugas – ein weiterer litauischer Söldner mit jugendlichem Aussehen – die Straßenbilder der Überwachungskamera begutachtet und Vytautas etwas auf Litauisch zuruft. Aus einem unerklärlichen Grund stellt Mindaugas dann einen kleinen Kaktus auf dem Monitor ab, grinst und sieht Vytautas erwartungsvoll an. Dieser nickt, zeigt auf einen Punkt auf dem Monitor, nimmt einen kräftigen Schluck aus seiner Flasche Tuborg und lehnt sich zurück in seinen Campingsessel.
    Wahrscheinlich denkt Vytautas gerade an Urlaub. Es ist ja noch Badesaison in Palanga. Und mir würde es auch nicht schaden, mein Hirn ein bisschen am Meer zu lüften. Nach Varna vielleicht, ans Schwarze Meer, mit Vera …, geht es Mihailytsch durch den Kopf; dabei ereilt den Major das beunruhigende Gefühl, dass Bulibaschas Wachen einzig und allein da sind, um ihn festzuhalten. Und dass die Jungs gut sind, das weiß Mihailytsch ganz genau, er hat Bulibaschas Wachen doch angeheuert, zusammen mit Zhurkow.
    »Du weißt doch, der Bulibascha legt wert auf Security«, sagt Gawril und betrachtet Mihailysch verständnisvoll, als könnte er seine Gedanken lesen.
    »Oh ja. Hier ohne Einladung eingelassen zu werden, ist äußerst unwahrscheinlich …«
    Gawril nickt und schaut auch zu Vytautas rüber, der entspannt unter seinem Coca-Cola-Schirm sitzt.
    »Tuborg …«, sagt Gawril wie für sich.
    »Was?«
    »Sag, Mihailytsch, was ich noch nie verstanden habe, warum darf Vytautas eigentlich als Einziger Tuborg-Bier im Dienst trinken?«
    Mihailytsch lächelt.
    »Scharfschützen sind halt so; haben ihre Flausen. Bei Vytautas ist es halt Tuborg … Du weißt doch, die Litauer sind ein bisschen düsterer drauf, haben eine ganz eigene Konzeption des Lebens. Und Vytautas, als

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