Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin
Blütenblätter in langen, perfekten rosa und scharlachroten Reihen in Schachteln lagen. Nun benetzte Sarah sie abwechselnd mit Rosenwasser und bestreute sie mit dem fein gesiebten Zucker. Dann überreichte sie sie mir.
»Leg die Schachteln hinaus in die pralle Sonne«, wies sie mich an, »und wende die Blütenblätter in zwei Stunden.«
Die erste Schachtel vorsichtig in den Händen haltend, ging ich in den Hinterhof, den wir uns mit drei anderen Geschäften teilten. Der Hof war klein, aber Sarah sagte, dass wir froh sein könnten, einen eigenen zu haben, den wir nur mit unseren nächsten Nachbarn teilten, anstatt mit der ganzen Straße. Neben unserer Hintertür stand ein Regal, in dem Sarah die Blumen und das Zuckerwerk in den verschiedenen Stadien der Zubereitung trocknete. Auf dem Boden war auch etwas Platz für Kräuter - je ein Strauch Rosmarin und Salbei sowie ein Lorbeerbaum, die Sarah als Stecklinge von zu Hause mitgebracht hatte. Es war ihr gelungen, sie in der festgetretenen Erde Wurzeln schlagen zu lassen.
Ich legte die Blütenblätter auf das oberste Regalbrett.
»Gib Acht, dass kein Regen drauftropfen kann!«, rief Sarah zu mir herüber, doch das war nur ein Scherz, denn es war ein heißer, trockener Tag.
Die letzten sechs Wochen war das Wetter in London schön gewesen, wie sie mir erzählt hatte, und in der ganzen Zeit war kein einziger Regentropfen vom Himmel gefallen, um die Straßen sauber zu spülen. Vielleicht, so dachte ich, war das ja der Grund dafür, dass es so schlecht roch.
Ich zerstieß noch mehr Zucker, und bis Sarah zufrieden war, schmerzten mich meine Arme und Schultern so sehr, dass ich hätte schreien mögen. Ich durfte eine Pause machen und in den Hof gehen, um die Blütenblätter zu wenden. Nachdem sie sie untersucht hatte, wies mich Sarah an, ich solle sie mit mehr Rosenwasser benetzen und mehr Zucker darüber streuen. Sie sollten so knackig kandiert werden, sagte sie, dass sie ihre ursprüngliche Farbschattierung beibehielten.
»Wenn man genügend Sorgfalt darauf verwendet und es richtig macht«, erklärte sie, »werden sie zu Weihnachten noch frisch aussehen.« Und dann fügte sie hinzu: »Aber sie werden sich nicht so lange halten, denn sie duften so köstlich, dass sie lange vorher aufgegessen sein werden.«
Sorgsam benetzte und bestreute ich die Blütenblätter. Ich kostete eine kleine Blüte, doch sie schien mir noch genau das zu sein, was sie war: das Blütenblatt einer Rose. Sie erinnerte mich an die, die ich mit Anne zusammen gegessen hatte, als wir vor dem Haus mit unseren Puppen gespielt und Eichenblätter als Teller und Eicheln als Tassen genommen hatten.
Als ich fertig war, ließ ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen und freute mich, draußen zu sein. Dann fiel mir ein, dass Sonne noch mehr Sommersprossen bedeutete, also zog ich schnell meine Haube tiefer in die Stirn und nahm mir noch einmal vor, so bald wie möglich in die Apotheke zu gehen.
Etwas strich an meinem Bein entlang, und als ich hinabsah, erblickte ich Miau, eine der Katzen, die in unserer Straße von einem Laden zum nächsten streunte. Es gab eine Unmenge Katzen in der Umgebung -getigerte, rote, graue, schildpattfarbene, schwarze und weiße -, und ich liebte sie alle.
Ich hob Miau hoch und hielt sie an meine Wange. Sie war noch ziemlich jung und hatte wuscheliges Fell, das hellgrau war wie das von Tyb, unserem großen grauen Kater zu Hause. Wir hatten ihn als kleines Kätzchen bekommen, und einmal hatten Anne und ich ihm ausrangierte Babysachen angezogen und ihn, in einen Schal gehüllt, ins Dorf getragen. Als unsere Nachbarin, Mrs. Tomalin, das Baby sehen wollte und sagte, dass sie keine Ahnung gehabt habe, dass unsere Mutter ein Kind erwartete, hatten wir ihr die Katze ins Gesicht geworfen und waren, gackernd wie die Hühner, nach Hause gelaufen.
»Hannah!«, rief Sarah und riss mich aus meinen Gedanken. »Komm herein und bediene diesen Herrn hier, bitte.«
Ich eilte in den Laden und knickste vor dem Mann, der elegante Kniehosen aus Satin, eine bestickte Jacke und ein Rüschenhemd trug und unter dem Arm einen großen Federhut hielt. Bei diesem Anblick machte ich einen weiteren Knicks - ein wenig tiefer und länger -, denn ich wusste, dass Sarah solche Dandys gerne in ihrem Laden sah. Sie hatte mir erzählt, dass sie bekannt werden wolle, damit man sie vielleicht bat, den Hof mit Zuckerwerk zu beliefern.
Der Mann zögerte, die glacebehandschuhte Hand im Gesicht, weil er sich nicht zwischen
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