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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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kandierten Rosen und Veilchen entscheiden konnte.
    »Was denkt Ihr, welchen Geschmack würde eine Dame vorziehen?«, fragte er mich.
    »Die Veilchen sind sehr gut, Sir«, antwortete ich pfeilschnell, denn obwohl sie meiner Meinung nach beide genau gleich schmeckten, waren die Veilchen teurer. »Sie sind mit reinem Hutzucker kandiert worden«, versicherte ich ihm.
    »Die Veilchen also«, nickte er. Er hatte Schönheitspflästerchen im Gesicht und trug eine große flatternde Perücke, doch beides lenkte nicht von seinen Zahnlücken und dem Zahnfleisch ab, das blassrosa glänzend hervorschaute, sobald er lächelte. »Die junge Dame kommt frisch vom Lande, will ich meinen«, sagte er, »solch entzückendes Haar und einen solchen Teint sieht man in London nicht häufig.«
    Ich sah, dass Sarah wollte, dass ich ihm antwortete. Also sagte ich sittsam: »Danke, Sir.«
    »Es wären eine ganze Menge Schönheitspflästerchen vonnöten, um diese niedlichen Sommersprossen zu verdecken«, fuhr der Fatzke fort.
    Ich rang mir ein Lächeln ab. »In der Tat, Sir. Darf es noch etwas anderes sein?« Ich wog seine Veilchen ab und schüttete sie in eine Tüte aus gedrehtem Papier. »Zuckermandeln vielleicht? Oder Kräuterkonfekt?«
    Doch er ließ sich nicht vom Thema abbringen: »Und solches Haar habe ich bisher auch nur auf der Schaubühne gesehen.«
    Darauf entgegnete ich nichts, ich stand bloß da und lächelte ihn an, als ob ich ihn mochte, und schließlich zog er ein Seidentuch aus der Tasche und tupfte sich die Stirn ab.
    »Es ist ganz fürchterlich heiß«, klagte er.
    »Ein paar Lutschbonbons vielleicht?«, fragte ich. »Kandierte Orange oder Zitrone ist an heißen Tagen sehr erfrischend.«
    Er nickte wieder, und die Perücke wackelte. »Gebt mir drei von jeder Sorte«, sagte er, »und auch ein wenig von Eurem Kräuterkonfekt.«
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte ich und warf Sarah beim Einpacken stirnrunzelnd einen Blick zu.
    Sie nahm ein paar Münzen von ihm entgegen, und er drehte sich um und zwinkerte mir im Hinausgehen zu.
    »Das war der Adlige Francis du Maurier, ein waschechter Dandy«, sagte Sarah, während wir zusahen, wie er die Straße entlangschlenderte.
    »Ein feiner Pinkel, der sich für etwas ganz Besonderes hält«, gab ich zurück, woraufhin Sarah mich missbilligend ansah.
    Der »feine« Herr hielt eine Sänfte an, und als er einstieg, bemerkten wir, dass seine Schuhe rote Lederabsätze hatten.
    »Sieh dir die an!«, sagte Sarah bewundernd und fügte hinzu: »Er ist schon öfter hier gewesen, aber er hat noch nie so viel gekauft.«
    »Da hast du es«, sagte ich, »ich bringe dir Glück!«
    »Vielleicht«, antwortete sie. »Und vielleicht werden wir es auch brauchen, denn die Liste wird heute noch veröffentlicht.«
    »Was für eine Liste?«, fragte ich verwundert.
    Sie seufzte leise und ihr Blick verdüsterte sich. »Die Totenliste«, sagte sie. »Alle, die in der vergangenen Woche in Londons Gemeinden gestorben sind, werden aufgelistet, damit man sehen kann, woran sie gestorben sind. Und dann werden wir wissen, ob die Pest sich durchsetzt.«
    Ich beschloss, dass es am besten war, das Ganze auf die leichte Schulter zu nehmen. »Mach nicht so ein langes Gesicht«, sagte ich obenhin. »Wenn es nach dir ginge, würden wir alle noch vor dem Abendessen in Trauerkleidung stecken!«
    Sie ging nicht auf diesen Scherz ein, sondern wendete sich nur ab.
    Am selben Tag gab Sarah mir frei, damit ich in die Apotheke gehen konnte. »Obwohl ich nicht ganz verstehe, warum du unbedingt anders aussehen willst«, sagte sie, »du hast doch gesehen, dass dein Teint vom vornehmen Francis du Maurier bewundert wurde.«
    Ich schnaubte. »Was von mir ein Esel spricht, das acht ich nicht.«
    »Hannah!«, rief sie vorwurfsvoll aus.
    Ich kicherte. »Entschuldige, das ist einer von Abigails Lieblingssprüchen.«
    »Jetzt hoffentlich nicht mehr, nachdem sie in einem vornehmen Haus in Dienst ist.«
    Die nächstgelegene Apotheke war Der silberne Globus von Doktor da Silva in der Nachbargemeinde St. Mary at Hill.
    »Er ist ein sehr vertrauenswürdiger Mann«, sagte Sarah, »ich habe schon häufig Hustensaft bei ihm gekauft.«
    Ich sah sie fragend an. »Heißt das also, dass er nicht wirkt?«
    »Wieso denn?«
    »Du sagtest, dass du häufig Hustensaft bei ihm gekauft hast. Aber wenn der erste gewirkt hätte, hättest du keinen mehr zu kaufen brauchen.«
    »Scher dich fort, respektloses Geschöpf!«, sagte sie, doch sie sagte es lachend, und ich

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