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Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin

Titel: Zuckermacher 01 - Die Schwester der Zuckermacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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gehört und von einigen in der Fleet Street, und jetzt ist er zum Apothekerkollegium gegangen, um zu beratschlagen, was zu tun ist. Bestimmt müssen wir bald Schutzmittel gegen die Pest zubereiten.«
    »Aber es könnte doch auch sein, dass sie sich nicht verbreitet! Könnte sie nicht auch einfach wieder abebben?«
    Er zuckte die Achseln. »Man sagt, dass die Pest alle zwanzig Jahre wiederkehrt - und seit dem letzten großen Ausbruch sind beinahe zwanzig Jahre vergangen. Außerdem sind Zeichen am Himmel gesehen worden.«
    »Meint Ihr den flammenden Kometen?«, fragte ich, denn selbst in Chertsey hatten die Leute einen Kometen gesehen, der, eine Leuchtspur hinter sich herziehend, über den Himmel geflogen war.
    Er nickte. »Und letzten Monat ist eine Wolkenformation gesehen worden - ein Racheengel, der ein Schwert hochhielt. Die Leute sagen, dass so etwas ein Vorzeichen für eine schreckliche Katastrophe ist.«
    Ich schauderte, aber nur ein bisschen. »Und denkt Ihr das auch?«
    Er verneigte sich, als er mir mein Papiertütchen voller Kümmelkörner reichte. »Das kann ich schwerlich glauben, Miss Hannah, denn Doktor da Silva zufolge sind Wolken nichts anderes als Dunst und Wasserdampf, die nur durch den Wind bestimmte Formen annehmen.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung!«, sagte ich und zahlte.
    Er begleitete mich zur Tür und öffnete sie mit einer Verbeugung, als wäre ich eine echte Dame. Ich hatte noch mehr Fragen, war aber von seinen lächelnden dunklen Augen und der Art, in der er meinen Namen gesagt hatte - »Hannah«, so zärtlich, wie gehaucht -, so eingenommen, dass sie mir völlig entfielen. Außerdem wollte ich eigentlich nicht mehr über die Pest erfahren. Es klang Furcht erregend, aber was auch immer ich darüber hörte, ich wollte auf keinen Fall zurück nach Chertsey.

  
      

Die dritte Juniwoche
      
    »Die Seuche hat diese Woche unsere Gemeinde heimgesucht, sie ist jetzt in der Tat überall, so dass ich daran denken muss, meine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen ...«

Einige Tage später fand ich einen Grund, wieder in den Laden des Apothekers zu gehen. Sarah fertigte gerade Zuckermandeln an und färbte den Zuckersirup mit den verschiedenen Tinkturen, die sie hatte, rosa, hellblau und grün. Ich sagte ihr, dass blassgoldene Mandeln bestimmt auch sehr gut dazu passen würden, und fragte, ob ich zu Doktor da Silva gehen sollte, um Safran zu kaufen. Einige Tage später fand ich einen Grund, wieder in den Laden des Apothekers zu gehen. Sarah fertigte gerade Zuckermandeln an und färbte den Zuckersirup mit den verschiedenen Tinkturen, die sie hatte, rosa, hellblau und grün. Ich sagte ihr, dass blassgoldene Mandeln bestimmt auch sehr gut dazu passen würden, und fragte, ob ich zu Doktor da Silva gehen sollte, um Safran zu kaufen.
    Sie sah mich an und lächelte. »Safran, hm? Oder möchtest du eigentlich den jungen Master Tom wieder treffen?«
    »Das auch«, gab ich zu, denn seit ich Sarah von unserer Begegnung erzählt hatte, hatte ich an wenig anderes als an ihn gedacht. Zu Hause in Chertsey hatte es niemanden gegeben, an den ich denken konnte — auf diese Art denken also hatte ich mich damit begnügen müssen, von unmöglichen fernen Helden wie dem König zu träumen, dessen Abbild ich auf Münzen und Porträts gesehen hatte. Doch jetzt gab es einen Menschen aus Fleisch und Blut, an den ich vor dem Einschlafen denken konnte, wenn ich mit geschlossenen Augen dalag.
    Ich zog eine saubere Schürze an, setzte eine andere Haube auf und rieb einen winzigen Tropfen rosa Farbe auf meine Lippen, um sie zu röten. In der Apotheke traf ich allerdings zu meiner großen Enttäuschung nicht auf Tom, sondern auf den Doktor selbst in seinen wallenden schwarzen Gewändern. Er war alt, hatte einen grauen Bart, zu einem Knoten aufgesteckte Haare und eine Knollennase. Er machte einen ernsten und weisen, aber auch freundlichen Eindruck.
    Ich erklärte ihm, wer ich war, und dass ich gekommen sei, um Safran zu kaufen. Als ich ihm erzählte, dass es zum Färben sei und nicht zum Kochen, sagte er, die billigere Sorte würde auch ausreichen, und nahm ein Glasgefäß aus einem Schaukasten. Er drehte sich um, um den Safran auf einer kleinen goldenen Waage abzuwiegen, und ich nutzte die Gelegenheit (denn ich wusste, dass ich erröten würde), ihn zu fragen, ob Tom in der Nähe sei.
    »Das ist er nicht«, antwortete er. Er kramte in einer der Taschen seines Gewands und setzte sich eine Brille auf die Nase. Dann warf er

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