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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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Überhaupt etwas sehen zu können, mussten wir erst einmal die Läden öffnen. Diese waren allerdings mit drehbaren Griffen verschlossen und durch den feuchten Winter so aufgequollen, dass sie sich nicht mehr öffnen ließen. Ich versuchte es kurz, gab jedoch bald auf und ging hinüber zu unserem Nachbarn Mr. Newbery, der in seinem Laden Das Pergament und die Feder edle Schreibwaren verkaufte.
    Ich stieß die Tür zu seinem Geschäft reichlich nervös auf, denn ich hatte Mr. Newbery zuletzt gesehen, als die Pest ihren Höhepunkt erreicht hatte und die Leute in unserer Umgebung starben wie die Fliegen. Am Tag, an dem Sarah und ich London verlassen hatten, hatte er uns mitgeteilt, dass er seinen Laden schließen und sich stattdessen nur noch in der Schän-ke Die drei Tauben aufhalten würde.
    Doch jetzt war er wieder in seinem Laden: ein kleiner untersetzter Mann, der Über seinen Ladentisch gebeugt The Intelligencer las, die Übergroße Perücke hatte er in den Nacken geschoben. Er war sehr Überrascht, als er mich erkannte.
    »Die junge Hannah!«, sagte er. »Wie geht es Euch? Doch nicht an der Seuche gestorben?«
    »Nein, doch nicht!«, sagte ich und schmunzelte, weil ich mich an Mr. Newberys Vorliebe für Gruselgeschichten erinnerte. »Ich bin gekommen, um unseren Laden wieder zu öffnen.«
    »Ist Eure Schwester Sarah bei Euch?«
    »Nein, sie...«
    »Ist sie tot?«
    Ich lachte. »Nein. Es geht ihr gut. Meine jüngere Schwester ist bei mir - Sarah ist zu Hause geblieben, um unserer Mutter während des Wochenbetts beizustehen.«
    »Aha, das Wochenbett«, sagte er. »Eine schwierige Angelegenheit. Hebammen töten mehr Frauen und Kinder, als sie retten.«
    »Ach, für unsere Mutter ist es das siebte Kind und sie wird es höchstwahrscheinlich allein zur Welt bringen«, sagte ich. »Doch ich bin gekommen, um Euch um Hilfe zu bitten, Mr. Newbery. Unsere Läden sind geschlossen, und wir brauchen einen starken Mann, um sie zu öffnen.«
    »Ihr wollt also wieder Handel treiben?«
    »Ja, das wollen wir.«
    Seufzend schüttelte er den Kopf. »Euer Geschäft muss in einem schrecklichen Zustand sein - es ist bestimmt alles von den Ratten weggefressen worden, will ich meinen. Oder die Räume sind tropfnass vom vielen Regen, den wir in den letzten Monaten hatten. Und dann in Zeiten wie diesen in London zu sein -wisst Ihr denn nicht, dass es für dieses Jahr schlechte Vorzeichen gab? In der Kathedrale von St. Paul gibt es einen Bußprediger, der sagt, dass Gottes schreckliche Strafe den Sündenpfuhl London bald treffen wird.«
    »Aber Ihr treibt doch auch noch Handel?«, gab ich zu bedenken.
    »Tja, wie dem auch sei«, sagte er mürrisch, zog seine Perücke wieder in die Stirn und strich seine Locken glatt.
    Er zog einen kleinen Hammer und einen Schemel unter seinem Ladentisch hervor und folgte mir auf die Straße. Ich stellte ihn meiner Schwester vor, und nachdem er sie mit einer Schauergeschichte Über ein Flugblatt erschreckt hatte, in dem ein Hellseher beschrieb, wie er in einer Vision London lichterloh hatte brennen sehen, stieg er auf den Schemel und hieb mit seinem kleinen Hammer auf den Drehgriff ein, um den Holzladen aufzubekommen. Wenn dieser Laden herabgelassen wurde, fiel Licht in das Geschäft, und er diente zugleich als Ladentisch, auf dem wir unser Zuckerwerk verkauften.
    »Genau wie ich es mir gedacht habe - alles schmutzig und unordentlich«, sagte Mr. Newbery befriedigt, nachdem er einen Blick in den Raum geworfen und den Kopf geschüttelt hatte.
    Er kehrte in sein eigenes Geschäft zurück, und Anne und ich verschafften uns einen Überblick Über den Raum, der nicht sehr in Mitleidenschaft gezogen war - obwohl die Wände mit Schimmelpilz Überzogen waren und abgewaschen werden mussten und die Kräuter, die wir auf den Boden gestreut hatten, schwarz geworden waren und einen modrigen, unangenehmen Geruch verbreiteten. Doch der Kamin sah aufgeräumt und ordentlich aus, das Kaminbesteck stand dort, wo es hingehörte, die Kochtöpfe hingen darüber, und der kleine Brenner zum Erhitzen des Zuckerwassers stand auch in der Nähe. Auf einer Seite des Raums war die marmorne Arbeitsfläche, auf der Holzfässer in verschiedenen Größen lagerten. Jetzt waren sie leer und staubig, doch nach einem Gang auf den Markt würden sie bald mit Zucker, Gewürzen und den unterschiedlichen Früchten und Kräutern, mit denen wir arbeiteten, gefüllt sein.
    »Es ist ein gutes Geschäft, und um Sarahs willen müssen wir hart arbeiten und

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