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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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alles - die Geschäfte und die Passanten - mit offenem Mund anstarrte. Ich dachte darüber nach, wie sehr sich London verändert hatte, seit ich es zuletzt gesehen hatte. Beim Anblick der vielen Menschen, der Überfüllten Geschäfte, der lauten Schankstuben und der unzähligen Straßenhändler, die ihre Ware anpriesen, fiel es mir schwer, mir die stille, freudlose Stadt in Erinnerung zu rufen, wie ich sie zuletzt gesehen hatte, als hinter jeder Straßenecke der Tod lauerte. Jetzt hatte ich das Gefühl, dass diese andere, pestverseuchte Stadt nur ein Traum gewesen war.
    »Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Leute auf der Welt gibt«, sagte Anne verwundert, als wir in Cheap-side eine Pause einlegten und uns die breite gepflasterte Straße voller Pferde, Kutschen und Leute im
    Sonntagsstaat ansahen. »Und es gibt so viele Dinge zu kaufen!«, fügte sie hinzu und stürzte zu einer Auslage, in der allerlei luxuriöse Kragen und Schals aus Samt und Seide ausgebreitet waren. »Ich schwöre, dass ich nicht ruhen werde, ehe ich alle Geschäfte Londons gesehen habe.«
    »Dann fürchte ich, dass du niemals schlafen wirst!«, entgegnete ich.
    Wir gingen immer tiefer in die Stadt hinein, weg von den Menschenmassen und in die ruhigeren Gassen und Gässchen. Hier konnte ich noch Spuren des vergangenen Jahres erkennen, denn manche Geschäfte hatten noch zu und ihre Läden waren geschlossen, und es gab Häuser - die einst versiegelt waren -, auf denen immer noch ein verblasstes rotes Kreuz zu erkennen war oder deren Türen noch verbarrikadiert waren. In manchen von diesen Häusern waren ganze Familien gestorben und niemand war gekommen, um die Unterkunft zu Übernehmen.
    Anne blieb vor einem der Friedhöfe stehen und spähte neugierig durch den Zaun. »Warum ist der Boden rechts und links vom Gehweg so hoch aufgeschüttet?«, fragte sie. »Die Erde liegt bestimmt sechs Fuß höher als der Weg.«
    Ich blieb einen Augenblick betroffen stehen, denn in diesem Kirchhof, St. Dominic, waren zu Anfang der Pestzeit die Leichen der drei kleinen Kinder und ihrer Mutter begraben worden, die in unserer Nachbarschaft gelebt hatten. »Weil so viele an der Pest gestorben sind, dass es keinen Platz mehr gab, um sie alle richtig zu begraben«, erklärte ich Anne. »Es ging nicht anders, man musste die Leichen Übereinander stapeln. Und als die Friedhöfe brechend voll waren, ging man dazu Über, die Leichen in Pestgruben zu werfen.«
    Anne rang nach Luft. »Übereinander gestapelte Leichen...«, stieß sie hervor.
    »Insgesamt sollen hunderttausend Menschen an der Pest gestorben sein.«
    »Hunderttausend ...«, sagte Anne schaudernd. »Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie viele das sind.«
    »Und das ist auch besser so«, sagte ich.
    Wir gingen weiter. Inzwischen waren wir ganz in der Nähe unseres Geschäfts und ich begann mich zu beunruhigen, weil ich keine Vorstellung davon hatte, was ich dort antreffen würde. Waren all unsere Nachbarn gestorben? War das bisschen, das wir in unserem Geschäft hinterlassen hatten, gestohlen worden? Hatte sich irgendein betrunkener Straßenhändler, der gesehen hatte, dass es leer stand, dort häuslich niedergelassen? Wen sollte ich um Hilfe bitten, wenn nicht alles so war, wie es sein sollte?
    »Dort hängt unser Schild!«, sagte ich zu Anne und wies auf die Stelle hinter der Reihe von Geschäften, wo unser Metallschild schaukelte und quietschte. »Dort, die kandierte Rosenblüte!«
    Wir blieben vor dem Laden stehen und schauten nach oben. Das obere Stockwerk war an einen Seiler vermietet, der seine Schnüre dort lagerte, doch ich wusste nicht, ob er die Pest Überlebt hatte.
    »Das ist es also?«, fragte Anne mit enttäuschter Stimme, was mich daran erinnerte, dass ich vor elf Monaten beim Anblick des Ladens ebenfalls enttäuscht gewesen war. »Es ist ziemlich klein«, sagte sie.
    Ich nickte. »Ich weiß. Es ist nicht wie die Geschäfte auf der Brücke - oder wie die in Cornhill oder Cheap-side. Hattest du mehr erwartet?«
    »Ich hatte es mir größer vorgestellt«, sagte sie. »In leuchtenden Farben angemalt. Mit einem Glasfenster.«
    »Tja, vielleicht können wir ja bald ein solches Geschäft haben, wenn wir hart arbeiten und unser Glück machen. Vielleicht sogar einen kleinen Laden im Royal Exchange!«
    Ich legte meine Bündel auf den Boden, suchte den Schlüssel (den Sarah an einem langen Band um meinen Hals befestigt hatte) und schloss die Ladentür auf. Doch im Inneren war es stockfinster, und um

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